Es sind unruhige Zeiten im ehemals ruhigen Grätzl rund um den Abschnitt der Quellenstraße in Wien Favoriten, auf dem am Freitagnachmittag zwischen zwei Restmülltonnen ein Koffer mit einer gefesselten und schrecklich entstellten männlichen Leiche gefunden wurde.
Nicht der erste blutige Krimi, der sich dort abspielt – binnen zwanzig Jahren wurden bereits drei menschliche Leichen direkt vor Ort entdeckt: Im Jahr 2006 sei bereits ein Toter in einer in einem Innenhof abgestellten Tiefkühltruhe aufgetau(ch)t, hört man. Tatsächlich: Damals hat ein Fleischer monatelang (!) neben seiner getöteten Freundin gelebt, ehe die zerstückelte Leiche der 32-Jährigen gefunden wurde. Den eingepackten Kopf der Frau entdeckte man kurz darauf in einem Müllcontainer im Stiegenhaus. Der später gefasste Verdächtige wurde ein Jahr darauf zu lebenslanger Haft verurteilt.
Zehn Jahre später – wir schreiben das Jahr 2016 – stach in einem wenige Meter entfernten Lokal eines Nachts ein Kosovare auf zwei Polen ein. Ein Opfer überlebte, ein 33-Jähriger erlag auf offener Straße seinen schweren Verletzungen. Der Täter wurde gefasst, beim Prozess kam jedoch heraus – es hatte sich um Notwehr gehandelt.
Vor wenigen Jahren – mitten in der Coronazeit – schlitzte direkt vor den besagten Müllcontainern ein Asylwerber einen anderen mit einem Messer auf. Die Männer hatten zuvor darum gestritten, wer besser Deutsch sprechen würde. Am Ende gab es vor Gericht eine Verurteilung wegen versuchten Mordes.
Und nun das Mysterium um eine entsorgte Leiche in einem Koffer, bei der Polizei noch völlig im Dunkeln tappt. Einzig ein Hinweis eines Dachdeckers gibt Ermittlern eine mögliche Richtung vor – wir berichteten hier. Demnach soll ein "kleiner Mann mit dunklen Haaren" beim Hantieren mit dem Gepäckstück gesehen worden sein, ehe Stunden später die aus dem Koffer ragenden Beine des Toten entdeckt wurden.
"Es wird hier wirklich immer ärger – das ist schon beängstigend", meinte eine Anrainerin beim Lokalaugenschein zu "Heute". Eine weitere Nachbarin traut sich kaum mehr außer Haus: "Ich plane bei Besorgungen vorher immer genau den Weg, damit ich möglichst kurz auf der Gasse bin." Für beide Frauen steht fest: "Wir haben mittlerweile Angst."
Die Blaulichteinsätze werden gefühlt immer häufiger – und der Täter im Koffer-Mord läuft möglicherweise mitten im Bezirk frei herum. Sein Opfer, das vor seinem Tod gefoltert worden sein könnte (der etwa 60-jährige Mann wies auffallend viele Knochenbrüche auf), wurde indes noch nicht identifiziert. Ein DNA-Gutachten steht aus. Von einem Verdächtigen fehlt jede Spur. Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren.