Niederösterreich

Dreifache Mutter kann sich Leben kaum mehr leisten

Gabriela Z. weiß, was es beutet, mit wenig Geld auskommen zu müssen und damit zu ringen, dass sich Miete und Lebensmittel gerade noch so ausgehen.

Erich Wessely
Teuerung: Betroffene Gabriela Z.
Teuerung: Betroffene Gabriela Z.
RK NÖ/F. Schodritz, iStock

Bereits vor der Pandemie hätten strukturelle Lücken - wie beispielsweise die geänderte Sozialhilfe in Niederösterreich und die steigenden Wohnkosten - Menschen soziale Sicherheit und Teilhabe verwehrt, führt das nö. Armutsnetzwerk NÖ aus. Wie unter anderem auch das Beispiel von Frau Z. zeige.

Gabriela Z. weiß, was es bedeutet, mit wenig Geld auskommen zu müssen. Als Alleinerziehende hat sie schmerzhaft gelernt, was es heißt, jedes Monat darum zu ringen, dass sich Miete und Lebensmittel gerade noch ausgehen. Doch nun hat sich die Gasrechnung für ihre Mietwohnung verdoppelt und die Stromrechnung ist ebenfalls gestiegen. Da nicht absehbar ist, dass sich ihre Fixkosten in absehbarer Zeit reduzieren, ist sie dringend auf eine dauerhafte Entlastung angewiesen, damit sie ihr Leben wieder bestreiten kann.

Finanzielle Engpässe, Schulden

Als Alleinerzieherin lebte Frau Z. mit ihren Kindern jahrelang unter dem Existenzminimum. Nach der Trennung und dem Untertauchen ihres Mannes war sie mit ihren drei kleinen Kindern auf sich alleine gestellt. Die fehlenden Alimente führten bald zu finanziellen Engpässen und Schulden.

Als ihre Verschuldung am Arbeitsplatz bekannt wurde, verlor die Niederösterreicherin ihre Beschäftigung. Arbeitslosengeld und darauffolgende Notstandshilfe lagen wegen ihrer Teilzeitanstellung weit unter dem Existenzminimum. Bürokratische Hürden hinderten Frau Z. daran, ihren Anspruch auf Sozialhilfe geltend zu machen.

Informierten kürzlich in einer Pressekonferenz in Baden über Teuerungswelle und Armuts-Problematik: Hannes Buxbaum (Rotes Kreuz NÖ), Barbara Bühler (NÖ Armutsnetzwerk), Betroffene Gabriela Z. und Ulrike Oforha von der Caritas Erzdiözese Wien
Informierten kürzlich in einer Pressekonferenz in Baden über Teuerungswelle und Armuts-Problematik: Hannes Buxbaum (Rotes Kreuz NÖ), Barbara Bühler (NÖ Armutsnetzwerk), Betroffene Gabriela Z. und Ulrike Oforha von der Caritas Erzdiözese Wien
RK NÖ/F. Schodritz

Als Gabriela Z. in die Sozialberatung kam, lebte sie in einer Wohnung ohne Heizung und Warmwasser, da der Vermieter sich geweigert haben soll, die Therme zu reparieren. Sie stand kurz davor, obdachlos zu werden.

Kurzfristig eine Gemeindewohnung

Dank einer glücklichen Fügung konnte sie kurzfristig eine Gemeindewohnung, inklusive Küche und Heizung, beziehen. Die jahrelangen Existenzängste und Belastungen als Alleinerziehende zeichneten Frau Z.: Sie leidet unter Depressionen und anderen körperlichen Erkrankungen. Ein beruflicher Wiedereinstieg war daher nicht möglich und Frau Z. stellte einen Antrag auf Invaliditätspension. Für sechs verschiedene Gutachten musste sie von St. Pölten bis ins Piestingtal fahren. Eine große finanzielle und auch psychische Belastung. Dabei war der Alltag von Frau Z. fordernd genug – trotz eigener gesundheitlichen Probleme kümmert sie sich um ihre pflegebedürftige Mutter.

Niederösterreichisches Armutsnetzwerk
Das NÖ Armutsnetzwerk versteht sich als regionales Netzwerk. Es steht in Verbindung mit der „Österreichischen Armutskonferenz“ und mit anderen regionalen und überregionalen Netzwerken. Das NÖ Armutsnetzwerk thematisiert soziale, politische und kulturelle Probleme von Menschen bzw. gesellschaftlichen Gruppen, welche von Armut betroffen oder bedroht sind, ein Grundsatz dabei ist die Einbeziehung von Betroffenen. Das NÖ Armutsnetzwerk sieht es als seine Aufgabe die oben genannten Problemlagen und deren zugrunde liegende Strukturen zu analysieren, Verbesserungsvorschläge zu erarbeiten, zielführende Forderungen konstruktiv einzubringen und mit Nachdruck zu vertreten. Das NÖ Armutsnetzwerk versteht sich als unabhängig, überparteilich und überkonfessionell.

Mit der Zuerkennung der Invaliditätspension hoffte Frau Z., zumindest ihre Fixkosten decken zu können. Durch die Teuerungen wurde die Bewältigung des Alltags allerdings zu einer unüberwindbaren Hürde: Die Gasrechnung hat sich mittlerweile verdoppelt, die Stromrechnung ist ebenfalls stark gestiegen. Selbst die Kosten für die notwendigen Fahrten zur Mutter kann Frau Z. kaum bewältigen.

"Für einen Großteil der Menschen, die sich an die Sozialberatung wenden, reicht das Einkommen schlichtweg nicht aus, um die Fixkosten zu decken. Es melden sich Menschen, deren Gasrechnungen plötzlich auf 430 Euro monatlich gestiegen sind oder die eine Jahresabrechnung mit einer Nachzahlung von bis zu 3.000 Euro bekommen haben. Viele dieser Personen haben ein geringes Einkommen und können sich eine zusätzliche Ratenzahlung von 500 Euro nicht leisten", heißt es seitens des nö. Armutsnetzwerkes.

Zahl an Armen nimmt in Österreich zu

Das Beispiel von der Alleinerzieherin zeigt, wie viele andere auch: Die Pandemie und die Teuerungen im Bereich Wohnen, Energie und Lebensmittel haben die Situation verschärft und dazu geführt, dass die Anzahl der Menschen, die ihre monatlichen Fixkosten nicht mehr decken können, steigt. Die Zahl jener, die sich an die Caritas-Sozialberatung wenden, weil sie ihre laufenden Energiekosten nicht mehr decken können, nimmt zu. Ebenso die Zahl jener, die auf die Versorgung durch die Ausgabestellen der "Team Österreich Tafel" des Roten Kreuzes angewiesen sind.

Reform der Sozialhilfe

Um die massiven Belastungen in den Bereichen Wohnen, Energie, Lebensmittel abzufedern, brauche es strukturelle Entlastungen, das Schließen bestehender Lücken und eine gemeinsame Anstrengung von Bund und Land, beispielsweise bei der Reform der Sozialhilfe.

Das Armutsnetzwerk NÖ sieht es als wichtige Aufgabe aufzuzeigen, was viele Menschen in Niederösterreich beschäftigt und belastet und gleichzeitig Schritte vorzustellen, die es braucht, um Zusammenhalt auch in schwierigen Zeiten zu fördern und Menschen nicht nur, aber auch in Krisenzeiten abzusichern.

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