Vorwürfe werden geprüft
"Drecks.." und "faule Blade" – Aufregung um ORF3-Chef
ORF3-Chef Peter Schöber wird etwa Rassismus, Homophobie und Mobbing vorgeworfen. Die ORF-Personalabteilung prüft nun rechtliche Konsequenzen.
Rund 60 Mitarbeiter sollen bei einer Untersuchungskommission der Compliance-Stelle des ORF gegen ORF3-Chef Peter Schöber (54) ausgesagt haben. Die darin erhobenen Vorwürfe wiegen schwer: Von Beleidigungen und Antisemitismus über Rassismus und Homophobie bis hin zu Mobbing und Psychoterror reichen die Anschuldigungen – "Heute" berichtete.
Der Bericht ist nun endlich fertig und wurde Generaldirektor Roland Weißmann übergeben. Wie der ORF in einer Stellungnahme verlautbarte, wurde die ORF-Personalabteilung mit der arbeitsrechtlichen Prüfung des Sachverhalts beauftragt: "Darüber hinaus wird es auch eine ergänzende Beurteilung sämtlicher Unterlagen durch externe Rechtsexperten geben", heißt es. Sobald diese Prüfungen abgeschlossen seien, werde der ORF über weitere Schritte und Maßnahmen entscheiden. Dem Vernehmen nach könnte dies bereits Anfang Jänner der Fall sein.
Antisemitische Vorwürfe
Bereits im September wurden antisemitische Vorwürfe gegen Schöber laut: So soll der 54-Jährige "der (Danielle) Spera werde ich mal ihren Judenstern vom Kleidl reißen" geäußert haben – "Heute" berichtete. Und im Zuge der Erweiterung der Räumlichkeiten von ORF 3 soll Schöber folgende Aussage getätigt haben: "Wir erobern uns den Gang nach Judenart. Immer ein Zimmer mehr, bis wir den ganzen Stock haben."
Auch persönliche Beleidigungen wie "der XX ist eine richtige Drecksau", "Die wirklich Bladen sind immer auch faul" zu einer übergewichtigen Kollegin oder "Ich weiß, dass diverse künstliche Befruchtungen nicht geklappt haben, deswegen ist sie so bissig" über eine andere Kollegin soll Schöber von sich gegeben haben. Bei Einstellungsgesprächen soll er zudem offen künftige Mitarbeiter gefragt haben, ob sie "schwul" seien.
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Forderung nach "Quoten-Türkin"
Als für den Sender eine Moderatorin mit migrantischem Background gesucht wurde, soll Schöber gefordert haben: "Aus einem Kulturkreis, den man nicht mag. Am besten eine Türkin oder eine aus Tschetschenien". Als dann (ORF-intern) jemand gefunden wurde, soll der ORF3-Chef gesagt haben: "Jetzt haben wir unsere Quoten-Türkin". Die offenbar Gemeinte ist allerdings nach eigenen Angaben Armenierin und bereits seit 2004 im ORF als Journalistin tätig – sie wurde nicht von ORF 3 entdeckt.
Laut Aussagen von Mitarbeitern erwartet Schöber zudem ständige Erreichbarkeit – auch am Wochenende: "Und, wenn ich um Mitternacht anrufe, haben Sie ans Telefon zu gehen", soll er in einer Sitzung zu einem Kollegen gemeint haben. Mitarbeiterinnen sollen zudem private Aufträge – Geburtstagstorten bestellen und abholen oder ein Ladekabel in den Urlaub nachbringen – erhalten haben.
"Klima der Angst" bei ORF3?
Zudem soll es politische Einflussnahme auf die Berichterstattung gegeben haben. So soll ein Mitarbeiter mit folgenden Worten angeleitet worden sein, einen Beitrag über einen Politiker zu machen: "Über den musst du einen Beitrag machen. Der sitzt im Stiftungsrat und von dem wollen wir noch was."
Einzelne Mitarbeiter würden auf aggressive Weise herabgewürdigt und ignoriert werden. Viele werden krank oder verlassen endgültig den Sender. Es herrsche ein "Klima der Angst", heißt es. Schöber soll Mitarbeiter vor anderen schlecht machen, gegeneinander ausspielen, sie anschreien, öffentlich demütigen oder häufig ungerechtfertigt kritisieren. Auch von massiver Arbeitsüberlastung bis zum Burnout ist die Rede.
Schöber entschuldigte sich bei Mitarbeitern
Wie der ORF in einer Stellungnahme (vor der Fertigstellung des Berichtes der Untersuchungskommission, Anm.) ausführte, "kann der ORF zu den einzelnen angeführten angeblichen Vorwürfen an Zitaten von Peter Schöber nicht Stellung nehmen."
Erste Maßnahmen wurden offenbar allerdings schon getroffen: Am 20. November lud Schöber die ORF3-Mannschaft zu einem Get-Together, bei dem er sich für sein Verhalten entschuldigte. Zudem soll er nach eigenen Angaben ein Coaching und Sensibilisierungstraining besuchen. Ob dies als Maßnahme ausreichend ist, bleibt abzuwarten.
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Auf den Punkt gebracht
- ORF3-Chef Peter Schöber sieht sich schweren Vorwürfen wie Rassismus, Homophobie und Mobbing ausgesetzt, die von rund 60 Mitarbeitern bei einer Untersuchungskommission des ORF erhoben wurden.
- Die ORF-Personalabteilung prüft nun rechtliche Konsequenzen, während Schöber sich bereits bei seinen Mitarbeitern entschuldigte und ein Coaching sowie Sensibilisierungstraining besuchen will.