Glattauer gibt Noten
Warnung vor Kopftuchverbot an Schulen – "Nur nicht!"
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer widmet sich diesmal den Themen Kopftuchverbot und neuen Lehren, wie der vegetarischen Kochlehre.
Ich bin kein Freund des Kopftuchs. Hätte meine Tochter je eins tragen wollen, hätte ich gesagt: "Um Himmels Willen, Kind!", und alles getan, ihr den pseudoreligiösen Unsinn auszureden. Aber ich bin halt weder Moslem noch auf Identitätssuche in der neuen Heimat. Christine Nöstlinger pflegte zum Kopftuch immer zu sagen: "Ich kann nicht alles verbieten, was mir nicht gefällt."
Jetzt, wo das Verbot in steirischen Schulen kommen soll, warne ich die türkis-rot-pinken Verhandler eindringlich: nur nicht! Erstens wäre es verfassungswidrig und würde gekippt werden (verböte man Kreuze, Kippa & Co. nicht auch), vor allem aber wäre es kontraproduktiv. Jede Art der Unterdrückung findet ihre Ventile, und noch mehr pfeifende Ventile braucht es in unseren Schulen wahrlich nicht. Eines muss aber klar sein: Das Mädchen, die Frau, die es trägt, muss es freiwillig (!) tragen – glaubhaft und überprüft. Sonst wäre es nämlich Missbrauch und tatsächlich zu verbieten.
Note: Nachprüfung
Kochen ohne Schwein – im Sommer geht's los
Ich bin wahrlich auch kein Freund der fleischlosen Küche. Trotzdem finde ich’s gut, dass unser Noch-Arbeitsminister auf den letzten Metern die Verordnung für eine vegane und vegetarische Kochlehre freigegeben hat. Das freut nicht nur unsere Wirtschaft (in Österreich ernähren sich laut veganer Gesellschaft 5 Prozent der Menschen "tierfrei", womit wir in Europa Spitzenreiter sind), sondern auch Zigtausende von Schülern, Religion Islam. Die können ab Sommer quasi Koch und Köchin werden ("Fachkraft für vegetarische Kulinarik"), ohne mit Schwein hantieren zu müssen.
Und weil wir schon dabei sind: Zwei weitere neue Lehrberufe gibt es 2025. Den "Fernwärmetechniker" und den "Klimagärtner", der verkürzt gesagt das Begrünen und Bewässern von Fassaden und Dächern in Städten erlernt. Damit sind es 216 Lehrberufe, die man in Österreich ergreifen kann. Oder besser: ergreifen könnte, würde man nur hingreifen. In Österreich sind nämlich nur 10, 15 Lehrberufe wirkliche "Renner". Bitte lesen Sie weiter!
Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
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Bald werden wir "Klimagärtnerinnen" haben
"(…) für die 200 anderen gibt es b) kaum Berufsschulen, c) kaum Lehrstellen, aber a) zu wenig Nachfrage. Außerdem erfolgt die Berufswahl bei uns geschlechterstereotyp wie sonst nirgends. In einer Uni-Studie wurden Kinder nach ihren Traumberufen befragt. Die Expertin auf Ö1: Bei Mädchen seien das Tierärztin, Volksschullehrerin und Friseurin, bei Buben Mechaniker, Informatiker, Pilot.
Die Prägung nach Geschlechtern erfolge schon in der Wiege: "Der Bub bekommt die Rassel in Säge-Form, das Mädchen als Diamantring." Später dann würden Kinder die Mutter beim Pflegen der Oma und den Vater beim Einschlagen des Nagels sehen. Man darf also gespannt sein, wie viele Fernwärmetechnikerinnen wir dereinst haben werden. Um die Klimagärtnerin mache ich mir keine Sorgen, die klingt nämlich – siehe Prägung – wie Kindergärtnerin. ;-)
Note: Schauma!
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Auf den Punkt gebracht
- Niki Glattauer warnt in seiner Kolumne eindringlich vor einem Kopftuchverbot an Schulen, da es verfassungswidrig und kontraproduktiv sei.
- Gleichzeitig begrüßt er die Einführung einer veganen und vegetarischen Kochlehre sowie neuer Lehrberufe wie "Fernwärmetechniker" und "Klimagärtner", kritisiert jedoch die geschlechterstereotype Berufswahl in Österreich.