Österreich

Doskozil will Höchststrafe für Todesschlepper

Heute Redaktion
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Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil sprach mit "Heute" über seine Eindrücke der Schlepper-Tragödie auf der Ostautobahn.
Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil sprach mit "Heute" über seine Eindrücke der Schlepper-Tragödie auf der Ostautobahn.
Bild: Sabine Hertel, Helmut Graf Montage

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil sah als Polizeichef des Burgenlands das Grauen im Kühllaster. Nun fordert er drakonische Strafen für die Täter.

Höhnisch grinsend verspottet Chef-Schlepper Lahoo S. (30) beim Prozess in Ungarn die Opfer – 71 Tote in einem auf der A4 abgestellten Laster klagen an. Minister Doskozil spricht in „Heute" über seine Eindrücke.

"Bilder präsenter denn je"

Das Bild eines auf der Ostautobahn bei Parndorf (Bgld.) abgestellten Kühllasters ging um die Welt. Im Frachtraum: 59 Männer, 8 Frauen, 3 Kinder und ein Säugling – auf etwas mehr als 14 Quadratmeter wie Vieh zusammengepfercht. Sie alle sind im 60 Grad heißen Frachtraum kläglich erstickt. Hans Peter Doskozil, heute Verteidigungsminister, hat die entsetzlichen Bilder aus dem Inneren des Lkw gesehen. „Derzeit sind sie präsenter denn je. Der eben in Ungarn begonnene Prozess lässt die Aufnahmen von damals im Kopf wieder gegenwärtig werden. Ich verfolge das Verfahren über die Medien sehr genau", sagt Doskozil im Gespräch mit „Heute".

"Eindrücke, die man nie vergisst"

Der ehemalige Polizeichef erzählt: „Ich habe aber nicht nur die Fotos gesehen, ich war, nachdem mich die Kollegen von vor Ort informiert hatten, in Nickelsdorf. Dort sah ich Kleidungsstücke der Opfer, darunter Kinder – das sind Eindrücke, die man nie mehr vergisst." Der Fall sei in seiner Dimension "vorher nicht vorstellbar" gewesen. "Auch persönlich war das keine leichte Sache, man funktioniert in so einer Ausnahmesituation eigentlich nur noch", schildert der Politiker. Und weiter: "Mir war trotz der bedrückenden Bilder vom ersten Moment an wichtig, offen mit der Kommunikation umzugehen."

"Geldgier – ohne Rücksicht auf Verluste"

Und wie hat die Tragödie seine eigene Karriere beeinflusst: „Ich habe durch die hohe Präsenz in den Medien damals sicher eine gewisse Bekanntheit erlangt", meint Doskozil, der „Geldgier – und zwar ohne Rücksicht auf Verluste" als Motiv für die Tat sieht.

Der Burgenländer hat einige Lebensgeschichten der Opfer gelesen. Persönlichen Kontakt mit Hinterbliebenen hat er nicht gesucht. Hans Peter Doskozil: "Ich habe mich da voll und ganz auf meiner Kollegen bei der LPD verlassen. Die haben mit einer Ausnahme auch alle Opfer identifizieren können und konnten so allen Toten ein Gesicht geben."

"Höchststrafe angebracht"

Auch, dass sich die Schlepper nun vor Gericht verantworten müssen, begrüßt Doskozil: "Es hat meiner Meinung nach nur zu lange gedauert, bis es zu einem Prozess gekommen ist." Nun wünscht er sich die Höchstrafe für die Todesschlepper: „Das wäre meiner Meinung nach angebracht. Die Beweislage in dieser Causa ist sehr deutlich. Jede Strafe hat ja auch eine gewisse präventive Wirkung."

Schlepper-Kriminalität: Wenig Ideen aus Brüssel

"Es gibt die Schlepper-Kriminalität weiter, da gibt es nichts zu beschönigen. Und in punkto Grenzkontrollen und Rückführung in die Heimatstaaten gibt es noch viel zu tun und viel zu verbessern. Aus Brüssel sind diesbezüglich ja nicht gerade viele Ideen gekommen in letzter Zeit", stellt Doskozil im "Heute"-Interview klar. (coi, bob)