Neue Inszenierung
"Don Carlo" verliert in der Staatsoper ihr Gesicht
Die Oper von Giuseppe Verdi wird ab Donnerstag in der Wiener Staatsoper zu sehen sein. Doch ein wichtiges Detail wird fehlen.
Der italienische Komponist Giuseppe Verdi († 1901) hat über 20 Jahre am Bühnenwerk "Don Carlo" gearbeitet. Eine vieraktige Fassung wurde dann erstmals 1884 vorgestellt –an die wird sich auch die Wiener Inszenierung an der Staatsoper (feiert am Donnerstag Premiere) richten.
Inszeniert wird die Oper von Kirill Serebrennikov (55), der bereits zum zweiten Mal am Haus am Ring Regie führen wird. Und bei der Produktion setzt Serebrennikov darauf, die Gesichter einzelner Schauspieler zu verhüllen.
Was lange währt, wird endlich gut
Schauspieler Etienne Dupuis (45) schlüpft ab Donnerstag in die Rolle des Marquis von Posa, eine Figur, die den Kanadier schon länger begleitet: "Sie ist seit zehn Jahren in mir gewachsen. Es ist schön, im richtigen Leben zu sehen, wie anders ich bin. Es ist wie ein Blick in einen Spiegel. Ich habe gemerkt, dass es viele Momente in der Rolle gibt, die jetzt leichter zu spielen sind, und es gibt Sätze, die ich früher gesagt habe, die sehr naiv und jung waren. Jetzt habe ich das Gefühl, dass sie mehr Bedeutung haben. Ich kann eine andere Seite der Figur erkunden, die ich sehr gut kenne", erzählt Darsteller im "Heute"-Talk.
Dupuis vergleicht die Rolle mit einem guten Kameraden: "Wenn man eine solche Figur findet, die bei uns bleibt, wird sie wie ein Freund, und dann ist es, als würde man sie im Laufe der Jahre besser kennenlernen".
„Es gibt viele Dinge, von denen ich denke, dass sie in unserem System falsch sind.“
Die Rolle des Marquis von Posa ist politisch engagiert und versucht den Titelhelden Don Carlo zu überreden, sich ebenfalls an der Politik zu beteiligen: "Meine Figur engagiert sich mehr für die Rettung des Planeten, also geht es mehr darum, das Publikum zum Aufwachen zu bewegen".
Auch der Sänger hat eine politische Meinung: "Es gibt viele Dinge, von denen ich denke, dass sie in unserem System falsch sind. Dass alle gleich viel zu sagen haben, ist auf dem Papier schön, aber das Problem ist, dass wir die Meinungen aller schätzen, einschließlich derer, die nichts über Politik wissen, und derer, die viel über Politik wissen", so der 45-Jährige.
Don Carlos ist verliebt
In "Don Carlo" soll der spanische Thronfolger Don Carlo die französische Prinzessin Elisabeth heiraten und die beiden könnten nicht glücklicher sein. Plötzlich gibt König Philipp II. bekannt, die Prinzessin selbst heiraten zu wollen. Diese hat sich zu fügen. Don Carlo wird von seinem liberalen Freund, dem Marquis von Posa, dazu ermutigt, sich für eine bessere Zukunft zu engagieren. Dadurch werden die zwei Freunde aber zu Feinden des Königs.
Was gibt es heute in der Oper zu Essen?
Opern sind nicht für jedermann. Manche sind sehr lange und sehr kompliziert. Dass die Anzahl der Opernbesuche in verschiedenen Bevölkerungen variiert, ist auch Dupuis aufgefallen: "Die Leute gehen in die Oper wie in ein schickes Restaurant. Das ist etwas, was man nicht oft macht. Und dann gibt es Orte auf der Welt, an denen die Menschen jede Woche in die Oper gehen. In Europa ist es leichter zugänglich und erschwinglicher, aber in Amerika ist es immer teurer. Die Kunstform der Oper wird dort wie ein Museum gesehen, man geht hinein und sieht dieses schöne Kunstwerk und das war's. Man tut es einmal".
In Österreich sind die Leute hungrig - aber nach Kultur. Allein im Jahr 2022 besuchten 437.500 Menschen die Aufführungen der Wiener Staatsoper.
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Auf den Punkt gebracht
- Die Wiener Staatsoper zeigt ab Donnerstag Giuseppe Verdis "Don Carlo" in einer neuen Inszenierung von Kirill Serebrennikov
- Schauspieler Etienne Dupuis übernimmt die Rolle des Marquis von Posa, die ihm besonders am Herzen liegt, und betont die politische Dimension seiner Figur, während die Oper die tragische Liebesgeschichte von Don Carlo und Prinzessin Elisabeth erzählt