Aufruhr in der Josefstadt

Dieses Theaterstück versinkt komplett im Chaos

"Die Proben bestehen mehr aus Unterbrechungen" berichtet Darsteller Michael Dangl vom neuen Turrini-Stück "Es muß geschieden sein" in der Josefstadt…

Fabian J. Holzer
Dieses Theaterstück versinkt komplett im Chaos
Pures Chaos bei "Es muß geschieden sein" im Theater in der Josefstadt
Moritz Schell

Das hat gerade noch gefehlt: Nur Tage vor der Uraufführung von Peter Turrinis neuem Stück "Es muß geschieden sein" fällt mitten während der Proben der Darsteller Siegfried Walther krankheitsbedingt aus und dessen Rolle musste kurzerhand zur Chefsache erklärt werden. "Der Direktor Föttinger hat sich bereit erklärt, die Rolle für den Sigi Walther weiter zu übernehmen, was natürlich abenteuerlich ist", erzählt Michael Dangl, einer der Hauptdarsteller des Stücks im "Heute"-Talk, "aber wir sind inzwischen daran gewöhnt, dass alles am Theater möglich ist…"

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    Günter Franzmeier, Julian Valerio Rehrl & Johanna Mahaffy
    Günter Franzmeier, Julian Valerio Rehrl & Johanna Mahaffy
    Moritz Schell

    Umbesetzungen und Krankheitsfälle stehen natürlich in jedem Theater an der Tagesordnung, aber im aktuellen Fall fühlt es sich für Dangl dann doch nicht ganz gewohnt an, plötzlich mit anderen Kollegen zu spielen als einstudiert: "Nein, also es ist was ganz Eigenartiges, besonders bei diesem Stück, wo es ums Theater geht. Kommt so etwas vor, macht es die Situation nicht leichter für diejenigen die einspringen, aber es passt hier irgendwie so dazu, weil wir im Stück auch dauernd in den Situationen sind, wo man sagt: "Wie geht das jetzt weiter, wie meistern wir diese Panne, wie meistern wir diese Krise und was ist eigentlich das Theater und was ist das Leben?" 

    Draußen tobt die Revolution und drinnen wird ein Theaterstück geprobt. Doch die Revolution ist längt auch im Theater…

    Bei "Es muß geschieden sein", das Peter Turrini ursprünglich für die Raimund-Festspiele in Gutenstein geschrieben und jetzt für die Josefstadt adaptiert hat, handelt es sich um ein Stück im Stück: "Es wird ein Wiener Theater gezeigt, das im Jahr 1948 das Stück 'Der Bauer als Millionär' von Ferdinand Raimund probt", erzählt Dangl, "von diesen Proben sieht man aber nicht sehr viel, denn die Proben bestehen mehr aus Unterbrechungen und das hat eben damit zu tun, dass diese brutale Wirklichkeit von draußen immer hereinbringt." Die Tumulte draußen sind dabei nichts anderes als die Revolution von 1848, das Aufbegehren vieler unterer Gesellschaftsschichten gegen das Metternich'sche System. Dangl spielt im Stück quasi eine Doppelrolle. Denn zu einen ist seine Figur Nepomuk Ludel der Hauptdarsteller des zu probenden Theaterstücks und zum anderen dürfte Ludel auch irgendetwas mit den Aufständen am Hut haben. "Ich glaube, man sollte nicht zu viel verraten, aber es ist ganz offensichtlich, dass ich nicht auf der Seite der Aufständischen bin, denn es kommt dann sozusagen zu einer Entladung im Theater." Und auch das ist nicht besonders förderlich für die Proben…

    Im Fall von Michael Dangl ist es übrigens praktisch, dass das Theater in der Josefstadt nicht laufend Flohmärkte mit alten Kostümen veranstaltet - so wie es etwa die Volksoper macht - , sondern Kostüme aufhebt und wiederverwertet: So wie jene einer "echten" "Der Bauer als Millionär"-Produktion: "Ich selbst habe diese Rolle an der Josefstadt schon von ein paar Jahren in einer wunderbaren Produktion gespielt und trage jetzt Teile des Kostüms, das ich damals anhatte. Das gab's noch und das haben wir wieder rausgesucht. Ich habe die Schuhe, die Hose und die Weste. Die sind Teil meines Kostüms und den Text wieder zu lernen, war mir auch ein leichtes, weil es noch recht präsent ist. Aber von den Proben sieht man ja nicht sehr viel…" Denn wegen den Unruhen außerhalb des fiktiven Theaters geht beim Stück im Stück ja nicht besonders viel weiter. Dafür gibt es eine Romanze, eine Intrige und vieles mehr. 

    Wissen Sie was es kostet, einen österreichischen Minister zu bestechen?
    Peter Turrini
    im "Es muss geschieden sein"

    Es gibt natürlich kein Stück des heute 79-jährigen Peter Turrini, das ohne politische Botschaften auskommt. Das ist auch bei "Es muß geschieden sein" der Fall. "Ja, wobei es nichts tagespolitisches ist", lacht Dangl, "aber du kannst politische Umstände nie wirklich vergleichen und von einer Zeit in die andere nehmen. Aber wenn der Satz drinnen vorkommt: 'Wissen Sie was es kostet, einen österreichischen Minister zu bestechen?', dann ist das schon eine Freude, wenn sowas gesagt wird." Der Spaß kommt auch insgesamt nicht zu kurz, was natürlich die Frage aufwirft, als was für ein Stück "Es muß geschieden sein" einzustufen ist. "Von den Reaktionen der Leute, die bis jetzt drinnen waren, ist es durchaus so, dass ich es im guten Sinn als Tragikomödie bezeichnen würde. Wer lachen möchte soll reingehen, wer weinen möchte, soll reingehen, wer berührt werden will und intellektuell gefordert werden will, soll reingehen, es ist ein ziemliches Theaterfest, würde ich sagen." Für die Premiere am 11. Jänner gibt es noch Karten in den oberen Rängen, für die weiteren Vorstellungen von "Es muß geschieden sein" gibt es hier noch ausreichend Tickets.

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      Instagram/xtina
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