Oberösterreich
Andreas rettete Mann (20) in letzter Sekunde aus Donau
"Man verarbeitet es erst ein paar Tage später": Andreas Roth (38) rettete schon viele Leben. Nun spricht er über seinen jüngsten dramatischen Einsatz.
Sommer, Sonne, Spaß: Mitten in der Hitzewelle werden Seen, Teiche und Freibäder von tausenden Menschen gestürmt. Manche Badeausflüge enden jedoch dramatisch.
Badeunfälle endeten tödlich
Erst kürzlich sind zwei Menschen im Bundesland Salzburg bei Badeunfällen ums Leben gekommen: Am Sonntag verstarb ein 37-jähriger Italiener aus der Stadt Salzburg am Wallersee nach der Reanimation.
Der zweite Unfall ereignete sich etwa zur selben Zeit in St. Gilgen am Wolfgangsee (Bez. Salzburg-Umgebung) und endete für einen älteren Badegast ebenfalls tödlich. Die Statistik liefert drastische Zahlen:
Jährlich ertrinken in Österreich zwischen 40 und 50 Menschen.
Bei solchen Einsätzen geht es oft um Leben oder Tod. Wie fühlt es sich an, wenn man einen Menschen vor dem Ertrinken rettet?
Niemand kann diesen Moment so gut nachvollziehen wie Andreas Roth aus Gallneukirchen (Bez. Urfahr-Umgebung). Seit 2009 arbeitet der 38-Jährige bei der Wasserrettung beim Samariterbund Linz.
Mitte Juni – am Rande des "Lido Sounds"-Festivals in der Landeshauptstadt – war er wieder einmal als Lebensretter aktiv: Ein Mann (20) wollte schwimmend die Donau queren, unterschätzte sich offenbar. Er konnte nicht mehr weiter, klammerte sich an einem Ausflugsschiff fest. Die Wasserpolizei informierte sofort Roth und seine Kollegen vom Samariterbund.
"Unterkühlt, am Ende seiner Kräfte"
"Wir sprangen sofort auf unser Boot und fuhren stromaufwärts", schildert Roth die dramatische Situation im "Heute"-Gespräch. Passanten auf der Nibelungenbrücke hätten bereits gewunken und auf den Mann in der Donau gezeigt. Roth ist ins Wasser gesprungen und auf ihn zugeschwommen.
"Er war unterkühlt und am Ende seiner Kräfte", erklärt Roth. Nur mit letzter Energie habe sich der 20-Jährige noch am Schiff festhalten können. Ein paar Minuten später wäre die Lage extrem kritisch gewesen.
"Tag gegen das Ertrinken" am Sonntag, 23. Juli
Vor allem Kinder sind häufig vom Ertrinken betroffen, aber auch Erwachsene unterschätzen die Gefahr im Wasser viel zu oft.
Um mehr Bewusstsein für die Gefahr des Ertrinkens zu wecken, plant der Samariterbund anlässlich des Tages gegen das Ertrinken am Sonntag, 23. Juli, zahlreiche Aktivitäten mit Infoständen und Vorführungen.
Am Donaustrand in Alt-Urfahr am Steinmetzplatzl (Obere Donaustraße, 4040 Linz) finden ab 13:30 Uhr gibt es unter anderem eine Vorführung mit dem Boot.
Was sagt ein Mensch, der weiß, dass ihm soeben das Leben gerettet worden ist? "Er war kooperativ und sehr dankbar. In dieser Situation ist ein Mensch aber extrem unter Stress", so der zweifache Familienvater Roth.
Dankesschreiben an die Lebensretter
"Am Anfang kann man es nicht realisieren. Erst nach ein paar Tagen verarbeitet man einen Einsatz wie diesen." Nach jeder Rettungsaktion spüre er einen "freudvollen Moment".
Persönlich habe sich noch nie jemand bei ihm bedankt. Aber immer wieder werden Dankesschreiben an den Samariterbund geschickt. "Ich erwarte mir keinen Dank. Denn ich bin auch froh, wenn ich gerettet werde", betont Roth, der am Europa-Gymnasium in Linz-Auhof unterrichtet.
Monatlich 20 bis 24 Stunden im Einsatz
Pro Monat arbeitet der studierte Sportwissenschafter und Biologe zwischen 20 und 24 Stunden für die Samariterbund-Wasserrettung. Nach seinem Zivildienst 2007 ist er bei der Organisation als ehrenamtlicher Mitarbeiter tätig.
Im Rahmen seiner Ausbildung musste er über 260 Stunden in Theorie und weitere in der Praxis absolvieren. Um ständig einsatzfähig zu sein, hält er sich mit Laufen, Radfahren und Schwimmen fit: Zirka 7 Stunden pro Woche ist er aktiv.
Darum ertrinken Kinder so leicht
Vor allem Kinder fühlen sich vom Wasser wie magisch angezogen. Auch wenn sie schon schwimmen gelernt haben, kann die Situation aber schnell kritisch werden. Das Risiko im Wasser sollte nicht unterschätzt werden: Zirka 40 Menschen sterben in Österreich jährlich durch Ertrinken.