Politik
Diesel wird knapp! Staat muss Notfall-Reserve anzapfen
Ein Geheim-Papier zeigt: Die OMV kann die eigenen Tankstellen nicht ausreichend beliefern. Jetzt muss die Notfallreserve Österreichs angezapft werden.
Am Montagabend wurde es im Hauptausschuss des Parlaments mit der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit besiegelt: Österreich hat weitere 100.000 Tonnen Diesel und 45.000 Tonnen an Halbfertig-Fabrikaten aus den staatlichen Treibstoffreserven für Notsituationen freigeben. Das verkündete Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) gegen 20.45 Uhr via Twitter.
"Klar ist: die staatlichen #Ölreserven sind unsere eiserne Reserve. Diese leichtfertig freizugeben wäre fahrlässig. Ein sorgsamer Umgang ist gerade jetzt besonders wichtig und muss mit Bedacht erfolgen", mahnte die Politikerin dazu auf Twitter.
Aufgrund des Zwischenfalls in der Raffinerie Schwechat, dessen Reparatur immer noch andauert, ist die OMV nicht in der Lage, die nötigen Mengen an Treibstoffen zu produzieren. Bereits Ende Juni hatte deshalb CEO Alfred Stern in einem Geheim-Papier die Ministerin vor einem drohenden Engpass gewarnt.
Geheim-Brief enthüllte Engpässe bei Diesel
In dem Schreiben, das "Heute" vorliegt, heißt es wörtlich: "Basierend auf der aktuellen Planung, die bis einschließlich September 2022 reicht, können wir Vertragskunden und eigene OMV-Tankstellen in immer geringer werdendem Ausmaß versorgen. Dies betrifft insbesondere Diesel, ernsthafte Versorgungsengpässe wären damit unumgänglich".
Zur Stabilisierung des heimischen Treibstoffmarktes ersuchte Stern deshalb um die Freigabe von 100.000 Tonnen Diesel, etlichen Tonnen Zwischenprodukten und sogar 6.000 Tonnen Kerosin, damit dem Flughafen Schwechat nicht der Sprit ausgeht.
Die hauseigenen Prognosen des Konzerns hätten ergeben, dass die OMV "ohne zusätzliche Freigabe aus der Pflichtnotstandsreserve ihre Kundinnen und Kunden nicht im notwendigen Umfang versorgen" könne. Das würde bedeuten, dass "viele Tankstellen — gerade in der Hauptreisezeit — eingeschränkt mit Benzin und Diesel versorgt" werden könnten und die Fluglinien mit zusätzlichen Einschränkungen zu rechnen hätten.