Österreich

Diese Streckmittel machen Drogen noch gefährlicher

Von Koffein bis zum Entwurmungsmittel: Drogen wie Kokain und Speed werden oft mit gefährlichen Stoffen gestreckt.

Christine Ziechert
Die Zahl der neuen psychoaktiven Substanzen ist wieder gestiegen (Symbolbild).
Die Zahl der neuen psychoaktiven Substanzen ist wieder gestiegen (Symbolbild).
Getty Images/iStockphoto

Erstmals seit 2010 ist 2021 die Zahl der unerwarteten neuen psychoaktiven Substanzen im Vergleich zu 2020 wieder gestiegen. "Dies liegt in erster Linie an in Cannabis nachgewiesenen synthetischen Cannabinioden, die seit Ende 2020 vermehrt nachgewiesen wurden", erklärt Bettina Hölblinger, Leiterin von "Checkit!", der Info- und Beratungsstelle zum Thema Freizeitdrogen in Wien, in einer Aussendung.

Besondere Vorsicht

"Bisher sind kaum aussagekräftige Informationen zu Wirkung, Dosierung, negativen Effekten und möglichen Langzeitfolgen von neuen psychoaktiven Substanzen verfügbar. Daher rät 'Checkit!' hier zu besonderer Vorsicht", warnt Hölblinger. Doch nicht nur die Drogen selbst, auch die häufig verwendeten Streckmittel werden immer gefährlicher.

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    privat, iStock

    Lebensgefahr durch lokales Betäubungsmittel in Kokain

    So wurden etwa bei Kokain – die am häufigsten untersuchte Substanz der insgesamt 1.336 Proben – das Tier-Entwurmungsmittel Levimasol sowie verschiedene lokale Betäubungsmittel festgestellt. In 37 % der Proben – und damit um 50% mehr gegenüber dem Vorjahr – wurde Levimasol gefunden.

    Dieses kann zu allergischen Reaktionen und Beeinträchtigungen des zentralen Nervensystems führen. Auch das lokale Betäubungsmittel Lidocain wird vermehrt als Streckmittel verwendet und kann in Kombination mit Kokain lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen.

    "Bei der Kombination von Koffein und Amphetamin ist große Vorsicht geboten. Denn diese kann zu einer starken Belastung des Herz-Kreislaufsystems führen" - "Checkit!"-Leiterin Bettina Hölblinger

    Auch bei Speed wird vermehrt Koffein als unerwarteter Streckstoff eingesetzt: "Der Wirkstoffgehalt von Koffein ist in den vergangenen beiden Jahren stark gestiegen. Auch bei der Kombination von Koffein und Amphetamin ist große Vorsicht geboten. Denn diese kann zu einer starken Belastung des Herz-Kreislaufsystems führen und das Risiko einer Überhitzung und großem Flüssigkeitsverlust deutlich erhöhen", informiert Hölblinger.

    Vorsicht ist auch bei Ecstasy geboten: Mit 23 % war es bei den untersuchten Proben die Substanz, bei der die meisten Warnungen ausgesprochen werden mussten: "Die MDMA Dosierung ist bei Konsum einer ganzen Tablette oft viel zu hoch. Die Gefahr unerwünschter Nebenwirkungen steigt bei Dosierungen von 1,5 mg pro kg Körpergewicht bei Männern und 1,3 mg pro kg bei Frauen deutlich an – also 90 mg bei einem 60 kg schwerem Mann und 78 mg bei einer ebenso schweren Frau", so Hölblinger. Mehr als 40 % aller untersuchten Tabletten hatten allerdings einen MDMA-Wert von mehr als 150 mg. 

    Substanzen können abgegeben und untersucht werden

    "Checkit!" ist eine Einrichtung der Suchthilfe Wien und betreibt in Zusammenarbeit mit dem Klinischen Institut für Labormedizin der Medizinische Universität Wien ein Projekt zur Erforschung aktueller Drogenkonsum-Trends und Veränderungen am Markt. Konsumenten können die psychoaktiven Substanzen bei Events, beim stationären Drug Checking in der "Checkit!"-Homebase in Wien-Mariahilf oder bei kooperierenden Apotheken abgeben und analysieren lassen.