Gesundheit

Diese Schwangerschaft ist in Österreich einzigartig

Die Patientin erkrankte vor 15 Jahren an Krebs und ließ sich Eierstockgewebe einfrieren. Jetzt wurde sie damit erfolgreich schwanger.

Sabine Primes
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Die Patientin hatte sich daher vor über 15 Jahren nach der Diagnose in einem damals noch experimentellen Verfahren Eierstockgewebe einfrieren lassen.
Die Patientin hatte sich daher vor über 15 Jahren nach der Diagnose in einem damals noch experimentellen Verfahren Eierstockgewebe einfrieren lassen.
Getty Images/iStockphoto

An der Innsbrucker Universitätsklinik ist es zu einer österreichweit einzigartigen Schwangerschaft gekommen. Die Patientin erhielt vor über 15 Jahren die Diagnose eines Hodgkin Lymphoms. Diese Krebserkrankung des Lymphsystems wird häufig mit einer sehr aggressiven Form der Chemotherapie behandelt. Leider kann eine Nebenwirkung davon sein, dass die Regelblutung ausbleibt, betroffene Frauen keinen Eisprung mehr haben und somit nicht mehr schwanger werden können. Das war auch bei der betroffenen Patientin der Fall. Die Patientin hatte sich daher vor über 15 Jahren nach der Diagnose in einem damals noch experimentellen Verfahren Eierstockgewebe einfrieren lassen.

Morbus Hodgkin, auch Hodgkin-Lymphom genannt, ist eine bösartige Erkrankung des lymphatischen Systems. Sie ist nach dem englischen Arzt und Pathologen Thomas Hodgkin benannt, der die Krankheit 1832 zum ersten Mal beschrieben hat. Ein Hauptmerkmal der Krankheit sind Lymphknotenschwellungen (Lymphome). Die Unterscheidung zwischen Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphomen ist nur durch die feingewebliche Untersuchung von befallenem Gewebe möglich.
Da sich im gesamten Körper Lymphgewebe befindet, kann Morbus Hodgkin überall im Körper entstehen. Die Lymphknoten sind beim Hodgkin-Lymphom am häufigsten betroffen, aber auch andere Organe wie Lunge, Leber, Knochenmark und Milz können – vor allem in fortgeschrittenen Krankheitsstadien – befallen sein. Ohne Behandlung verläuft die Krankheit praktisch immer tödlich. Durch die heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmaßnahmen können allerdings die meisten Patienten geheilt werden.
Morbus Hodgkin entsteht, wenn bestimmte Zellen des lymphatischen Gewebes, insbesondere die B-Lymphozyten, infolge von Veränderungen im Erbgut entarten ("Hodgkin-Zellen").

Bei dieser Art der Krebserkrankung ist es essentiell, möglichst schnell mit der Behandlung zu beginnen, weshalb sich die Mediziner der Innsbrucker Klinik vor über 15 Jahren zu einer damals noch experimentellen Methode entschieden haben. Wenn eine junge Frau vor einer Chemotherapie die Chance auf eine eventuelle spätere Schwangerschaft erhalten will, dann war es damals üblich, Eizellen einzufrieren.

Auf Krebsheilung folgt Transplantation des Gewebes

Die Krebserkrankung der Patientin konnte erfolgreich behandelt werden. "Letztes Jahr haben wir das Eierstockgewebe wieder eingesetzt, worauf die Patientin bereits wenige Wochen nach der Transplantation einen eigenen Zyklus entwickelt hat", freut sich die Direktorin der Innsbrucker Univ.-Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Geburtshilfe, Bettina Toth „und nach einem halben Jahr wurde sie auf natürlichem Wege schwanger. Sie erwartet derzeit ihr erstes Kind“, so Toth abschließend.

Verfahren der Kryokonservierung erfolgreich

Die Technik des Einfrierens von Ovargewebe existiert in Innsbruck seit dem Jahr 2003. Früher sei es üblich gewesen, Eizellen einzufrieren, um die Chance von Chemo-Patientinnen auf eine eventuelle spätere Schwangerschaft zu erhalten. Dazu sei aber eine hormonelle Stimulation über einen Zeitraum von zwei bis drei Wochen notwendig. Bei einigen Krebspatientinnen - wie der besagten, bei der eine Krebserkrankung des Lymphsystems festgestellt wurde - muss allerdings sofort mit einer Chemotherapie gestartet werden.

Erste Schwangerschaft mit dieser Methode

An der Innsbrucker Klinik gab es bereits in den letzten Jahren eine Schwangerschaft und Entbindung nach Transplantation von Eierstockgewebe. Die damalige Patientin hatte allerdings noch einen eigenen Zyklus, sodass man den Einfluss des transplantierten Gewebes nicht klar abgrenzen konnte. Damit sei die besagte Schwangerschaft die erste Österreichs, die nachweisbar mit Hilfe dieser Methode eingetreten ist, unterstrich Bettina Toth, Direktorin der Innsbrucker Universitätsklinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, die Bedeutung dieses Ereignisses.