Plan des Bildungsministers

Diese Schulform soll künftig groß ausgebaut werden

ÖVP-Minister Polaschek will ein neues Konzept der Ganztagsschule ausbauen, wo Unterricht, Lern- und Freizeit abwechseln. Die Betreuung wäre gratis.

Newsdesk Heute
Diese Schulform soll künftig groß ausgebaut werden
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) will vor der Wahl noch Änderungen für die Schulen durchbringen. Darunter eine Reform der Freizeitpädagogik als Basis für neue Ganztagsschulen.
Denise Auer

Eine große Reform will Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) vor der Nationalratswahl im Herbst unbedingt noch durchbringen. Es geht ihm darum, die sogenannte verschränkte Ganztagsschule voranzutreiben, bei der sich über den Tag Unterricht, Lern- und Freizeit abwechseln.

Noch ist die verschränkte Ganztagsschule in Österreich nur ein Minderheitenprogramm, 2.400 Schulen mit Betreuung am Nachmittag stehen 224 "echte" Ganztagsschulen gegenüber. Gerade diese Form brächte aber besser Bildungschancen für Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss oder Migrationshintergrund. Die Ganztagsschule "groß zu denken" ist laut Polaschek allerdings nur in einer neuen Struktur möglich.

Dafür brauche es die geplante Reform der Freizeitpädagogik, bei der die Gewerkschaft bremse. "Solange ich Minister bin, werde ich für das Modell kämpfen", sagte Polaschek zur APA.

Betreuungsbeitag soll wegfallen

Der aktuelle Vorschlag sieht auch ein Zuckerl für Eltern vor: Der Betreuungsteil soll für alle gratis werden. Die Kosten würde der Bund tragen.

Solange ich Minister bin, werde ich für das Modell kämpfen
Martin Polaschek
Bildungsminister (ÖVP)

Ziel der von Polaschek geplanten Reform, die von Ländern und Gemeinden unterstützt wird, ist, dass sich die Freizeitpädagogen nicht mehr nur im reinen Freizeitteil (in der Regel nachmittags) um die Schülerinnen und Schüler kümmern, sondern sie auch am Vormittag etwa beim Üben unterstützen oder bei Lehrausgängen begleiten können.

Außerdem soll das gesamte pädagogische Personal an den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschule) über den Stellenplan beim Land und nicht mehr über externe Organisationen angestellt werden.

Der aktuelle Vorschlag sieht laut Polaschek vor, dass die Länder selbst über den Umstieg entscheiden können. Wien, wo es bei weitem die meisten "echten" Ganztagsschulen gibt, soll die Freizeitpädagogen auch überzahlen können, um das aktuelle Gehaltsniveau halten zu können. Für Eltern soll, nachdem der Bund die Personalkosten am Nachmittag trägt, der Betreuungsbeitrag an allen Ganztagsschulen wegfallen. Man sei schon weit gekommen, hofft Polaschek weiter auf eine Einigung. Gegen den Widerstand der Gewerkschaft werde es die Reform jedenfalls nicht geben, "das hätte keinen Sinn".

Weniger Zettelwirtschaft

Zu den Gesetzesvorhaben, die Polaschek trotz des aktuellen Koalitionsclinchs darüber hinaus noch durchbringen will, gehört eine Digitalisierungsnovelle. Sie soll für Schulen und Eltern weniger Zettelwirtschaft vor allem zum Schulbeginn bringen, etwa durch Vereinfachungen bei der Datenerfassung und digitale Zeugnisse. Die Novelle ist derzeit in Begutachtung und soll noch im letzten Plenum vor der Sommerpause beschlossen werden.

Polaschek hofft, dass über einen Abänderungsantrag auch die geplante Reform der Vorwissenschaftlichen Arbeit (VWA) bei der AHS-Matura noch Anfang Juli beschlossen werden kann. Die Jugendlichen sollen, geht es nach Polaschek, künftig zwischen der bisherigen 40.000 bis 60.000 Zeichen lange schriftliche Arbeit zu einem bestimmten Thema oder anderen Arten von Projektarbeiten wählen können.

Ebenfalls noch durchbringen will Polaschek ein großes Lehrerdienstrechtspaket. Durch Einführung von Administratoren-Stunden auch an den Pflichtschulen sollen dort die Schulleitungen bei der Unterrichtsorganisation entlastet werden. Außerdem enthält es die Anfang des Jahres angekündigten "Schutzmaßnahmen", durch die ein Ausbrennen von Junglehrern verhindert werden soll, die schon nach den Bachelorabschluss unterrichten und berufsbegleitend ihr Masterstudium absolvieren.

Alle notwendigen Gesetzesvorschläge seien dem zuständigen Beamtenministerium übermittelt worden, betont Polaschek. Dort hieß es auf APA-Anfrage allerdings, es gebe "noch keine Gespräche zu substanziellen Vorschlägen".

Unter Beobachtung hat Polaschek die zuletzt angespannte Situation an den Wiener Pflichtschulen durch den vermehrten Familiennachzug, die Lehrergewerkschaft hat gar vor einem "Kollaps" gewarnt. Zu wenig Hilfe vom Bund hat es hier – anders als von NEOS-Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr beklagt – aus Sicht des Ministers nicht gegeben. Von Wien habe es bis zuletzt nur "in einigen kleinen Bereichen" die Bitte um Unterstützung gegeben, dem sei das Ministerium auch nachgekommen. Zusätzliches Lehrpersonal bekomme die Stadt im nächsten Schuljahr ohnehin aufgrund der gestiegenen Schülerzahlen und über den Finanzausgleich seien zuletzt auch Sekretariatskräfte und Unterstützungspersonal aus Schulpsychologie und -sozialarbeit ausgebaut worden.

In der jüngst wiederaufgeflammten Debatte um verpflichtenden Ethikunterricht greift für Polaschek die etwa von den NEOS erhobene Forderung nach einem zusätzlichen Fach ab der Volksschule zu kurz, um mehr ethisches- und Demokratiebewusstsein zu verankern. Die Kinder hätten ein Recht auf Freizeit und man dürfe auch die Schulen nicht überlasten, warnte er vor Extrastunden. In einer nächsten Legislaturperiode könne man eine Erweiterung des bestehenden Modells auf die anderen Schulstufen andenken. "Momentan sammeln wir dafür Erfahrungswerte".

Derzeit ist Religion für Angehörige einer Religionsgemeinschaft ein Pflichtgegenstand, von dem man sich aber abmelden kann. Ab der Oberstufe muss im Fall einer Abmeldung bzw. von Schülern ohne Bekenntnis der Ethikunterricht besucht werden. Der konfessionelle Religionsunterricht an den staatlichen Schulen selbst steht für Polaschek nicht zur Debatte. Dieser sei verfassungsrechtlich garantiert und er halte es auch für gut, wenn dieser in einem staatlich kontrollierten Rahmen stattfinde. Immerhin sei dort etwa die Gefahr einer Radikalisierung wesentlich geringer.

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    Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) plant, die sogenannte verschränkte Ganztagsschule auszubauen, um bessere Bildungschancen für Kinder von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss oder Migrationshintergrund zu schaffen
    • Die Reform sieht vor, dass die Betreuung an allen Ganztagsschulen kostenlos wird und der Bund die Kosten übernimmt
    • Zusätzlich plant Polaschek eine Digitalisierungsnovelle und eine Reform der Vorwissenschaftlichen Arbeit bei der AHS-Matura
    • Er strebt auch ein Lehrerdienstrechtspaket an, um Junglehrer vor Burn-Out zu schützen
    red
    Akt.