Gesundheit
Diese Krankheit steckt hinter der süßen Wuschelmähne
Um Volumen muss sich der kleine Locklan keine Sorgen machen, denn sein Haar steht immer gleich. Der Grund: Ein seltener Gen-Defekt.
Der Frisur des kleinen Locklan erinnert an Bon Jovi in den 80er-Jahren – ziemlich rockig. Was auf den ersten Blick nach Bad Hair Day aussehen mag, ist bei Locklan Dauerzustand. Denn der 1-Jährige hat eine seltene Haar-Anomalie: Das Struwwelpeter-Syndrom.
Das Syndrom der unkämmbaren Haare, auch als Symptom des nicht frisierbaren Haares, Struwwelpeter-Syndrom oder Glaswollhaar bezeichnet, wurde erstmals 1973 beschrieben. Es ist eine seltene strukturelle Anomalie des Kopfhaares. Wie der Name schon sagt, führt es dazu, dass die Kopfhaare nicht frisierbar sind.
Das Haar ist trocken, wuschelig und steht wild vom Kopf ab. Meist ist es silber-blond und langsam wachsend. Das Syndrom kann sich in dem Zeitraum der ersten Lebenswochen bis zur Pubertät manifestieren. In den meisten Fällen tritt es schon in früher Kindheit auf.
Die Nichtkämmbarkeit wird durch eine willkürliche Anordnung der Haarbüschel verursacht, die wiederum durch den strukturellen Haaraufbau bedingt ist. Unter einem Lichtmikroskop kann man die typischen unterschiedlich deformierten Haarschäfte im Querschnitt erkennen.
Als Ursache sind sowohl erblich bedingte Faktoren, als auch sporadisch auftretende Formen beschrieben. Das Struwwelpeter-Syndrom, das jedoch keine schweren Begleiterscheinungen mitbringt. Das heißt, dass das Kind kerngesund aufwachsen kann.
Bewusstsein schaffen
Als die Haare beim 5 Monate alten Locklan zu wachsen begannen, dachten die Eltern, Katelyn Samples (33) und ihr Mann Caleb (33), dass die merkwürdige Haartextur auf Locken hinweisen würde – wie bei Locklans zweijährigem Bruder Shepard. Aber ein paar Monate später, als jemand auf Instagram vorschlug, dass er das Syndrom der unkämmbaren Haare haben könnte, ließen sie Locklan von einem Spezialisten untersuchen – und erfuhren, dass er einer von nur etwa 100 gemeldeten Fällen auf der Welt ist.
Kurz nach Locklans Diagnose im Oktober eröffnete die Mutter einen Instagram-Account, um Bilder ihres Sohnes zu teilen und das Bewusstsein für das Syndrom zu schärfen. Unter dem Namen @Uncomable_Locks hat die Seite bereits fast 18.000 Follower.
Rein kosmetisch
Nach anfänglicher Beunruhigung war Samples erleichtert, dass Locklans Leiden nur kosmetischer Natur ist. "Es ist nicht leicht, wenn man erfährt, dass der eigene Sohn eine genetische 'Krankheit' hat, vor allem, weil sie so selten ist, dass es nicht viele Informationen darüber gibt. Aber als ich so viel wie möglich erfuhr und mich mit anderen Eltern auf der ganzen Welt austauschte, wurde ich weniger ängstlich und wusste mehr zu schätzen, wie einzigartig Locklan ist", sagte sie.
"Abgesehen von seinen wilden und verrückten coolen Haaren ist er vollkommen gesund und sehr glücklich!" Und nicht nur das: Die Haarbüschel des Buben sind paradoxerweise pflegeleicht, da sie noch relativ kurz sind. "Seine Haare müssen nicht oft gewaschen werden, vielleicht einmal pro Woche", so Locklans Mutter.
Die zwei Seiten der Berühmtheit
Locklans Haarpracht hat ihn zu einer kleinen Berühmtheit gemacht. Überall, wo die Familie hinkommt, werden sie auf die Haare angesprochen, manche bitten sogar darum, sie angreifen zu dürfen. "Wir können eigentlich nirgendwo hingehen, ohne dass mindestens eine Person eine Bemerkung über seine Haare macht. Und das ist fast immer gut gemeint." Leider sind nicht alle so nett. Daher muss die Familie auch mit gemeinen, bösen und sarkastischen Kommentaren umgehen.