Tiere
Diese Insekten sind das Gegenteil von romantisch
Tierpfleger Michael Peiler erzählt vom skurrilen Liebesleben der Orchideenmantis. Die Männchen sind echt nicht zu beneiden.
(Tagebucheintrag von Michael Peiler, Tierpfleger im Tiergarten Schönbrunn)
Wir haben seit kurzem eine neue Fangschrecke in der Schau des Insektenhauses: eine wunderschöne Hymenopus coronatus, auf Deutsch Orchideenmantis. Warum heißt sie Orchideenmantis? Im subadulten und adulten Stadium ähnelt sie einer Orchideenblüte.
Name ist quasi Programm
Das Insekt lockt mit seinem Aussehen Futter an. Die Orchideenmantis kann ein gewisses Lichtspektrum reflektieren. Durch die Facettenaugen anderer Insekten wird das Licht dermaßen gebündelt, dass die Orchideenmantis im Vergleich zu anderen Blüten sehr hell erscheint und von ihrer Beute vermehrt angesteuert wird.
Wir füttern unsere Fangschrecken hauptsächlich mit diversen Heuschrecken, aber auch Fliegen. Bei dieser speziellen Art ist es auch wichtig, die Futtermittel mit Blütenpollen zu betäuben. Mittlerweile weiß man nämlich, dass diese Fangschrecke, die eigentlich ein Jäger ist, trotzdem Blütenpollen konsumiert und diese für ihre Entwicklung auch benötigt.
Die Männchen sind nicht zu beneiden
Es ist unser Ziel, die Art zu erhalten und zu züchten. Dazu braucht man viel Geduld. Fangschrecken zu verpaaren, kann für „die Herren der Schöpfung" sehr gefährlich werden. Deshalb muss man vorab die passenden Bedingungen schaffen, den richtigen Zeitpunkt abwarten und vorsichtig vorgehen. Die Orchideenmantis sind eher dämmerungs- bis nachtaktiv. So eine „Zusammenkunft" findet daher am Abend oder nachts statt. Das bedeutet, dass wir versuchen, sie möglichst spät im Laufe unseres
Dienstes zu arrangieren.
„"Für das Männchen besteht die große Gefahr, dass es dabei gefressen wird. Deshalb versucht man, das Weibchen so regelmäßig zu füttern, dass es ein gutes Sättigungsgefühl hat. "“
Außerdem beruhigt es das Männchen, wenn das Weibchen etwas zu Fressen in ihren Fangarmen hat. Dadurch weiß es, das Weibchen ist beschäftigt und der Zeitpunkt ist günstig.
Klopft so laut, dass Menschen es hören können
Bei der Orchideenmantis gibt es etwas ganz Spannendes mitzuverfolgen: Das Männchen nähert sich dem Weibchen vorsichtig, springt dann auf und klopft auf die Deckflügel des Weibchens – das ist eine Art Trommeln.
Obwohl die Tiere sehr klein und filigran sind, ist das selbst für uns gut zu hören. Mit diesem Trommeln signalisiert das Männchen dem Weibchen: Okay, ich bin jetzt da, senke dein Abdomen etwas ab, damit es zur Paarung kommen kann. Wenn all diese Vorgänge ineinandergreifen, kommt es zu einer erfolgreichen Paarung und in weiterer Folge zu Nachkommen.
+++ Das Tierpfleger-Tagebuch aus Schönbrunn. Jeden zweiten Freitag berichtet ein Tierpfleger von einem anderen Tier aus Schönbrunn. Nur hier bei "HeuteTierisch". +++