Ukraine

"Die Schlacht zur Rückeroberung der Krim wird brutal"

Wird die Krim noch dieses Jahr wieder ukrainisch? Verschiedene Szenarien gehen davon aus, dass auf der Halbinsel schwere Kämpfe toben werden.

20 Minuten
1/10
Gehe zur Galerie
    Russlands Präsident Wladimir Putin während einer Pressekonferenz in Moskau am 22. Dezember 2022.
    Russlands Präsident Wladimir Putin während einer Pressekonferenz in Moskau am 22. Dezember 2022.
    Sputnik via REUTERS

    Die Krim spielt eine Schlüsselrolle im Ukraine-Krieg. Sowohl die strategische, die logistische als auch die symbolische Bedeutung der Halbinsel ist beträchtlich. Sie gilt zwar als militärisch hoch aufgerüstet, doch gehen gewissen Militärexperten davon aus, die Halbinsel könnte schon bald wieder in ukrainische Hände fallen, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.

    "Die Ukraine befreit die Krim bis Ende August", twitterte Ben Hodges, ein ehemaliger kommandierender General der US-Armee, am 7. Jänner. "Natürlich ist die Zeit auf der Seite der Ukraine. Sie haben keine Personalprobleme und ihre logistische Situation wird jede Woche besser. Kein einziger russischer Soldat will wirklich dort sein und die Sanktionen schmerzen", begründet Hodges seine Behauptung.

    Auch Matthew Schmidt, seines Zeichens Direktor für internationale Angelegenheiten an der Universität von New Haven, beschreibt die ukrainischen Pläne, die Krim zurückzuerobern, als aussichtsreich. Das ukrainische Militär sei sehr optimistisch, zudem seien die Chancen der Ukrainer durch westliche Waffenlieferungen, Schulungen und die nachhaltige Modernisierung des ukrainischen Militärs gestiegen.

    "Wenn sie lernen, aufeinander abgestimmte Operationen verschiedener Waffengattungen im größeren Umfang durchzuführen, könnten sie es schaffen", so die Einschätzung Schmidts. Auch die bessere Moral der Verteidiger sei ein Vorteil. Trotzdem werde die Schlacht zur Rückeroberung "brutal", auch weil Russland bereits seit 2014 eine starke Verteidigung aufgebaut habe. Und die Ukraine könne auch Scheitern, zum Beispiel wenn die Führung sich verkalkuliere und die Ukraine dadurch Soldaten und westliche Waffen im großen Umfang verlieren würde.

    "Rückeroberung nahezu unmöglich"

    Ganz anders sieht dies der ehemalige Nato-General Hans-Lothar Domröse. "Ich halte eine Rückeroberung der Krim unter den gegebenen Voraussetzungen für nahezu unmöglich, falls es nicht zu einer erheblich massierten Lieferung von mehr Hightech kommt, von Drohnen, Artillerie und besseren Panzern", sagt er gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

    Ein Problem besteht nach Domröses Ansicht auch darin, dass die Ukraine ihre großen menschlichen Verluste kaum ausgleichen kann, während Russland noch auf größere Reserven zurückgreifen könne. Und auch beim Kriegsmaterial sehe es ähnlich aus: "Die Russen haben bislang 2.000 Panzer verloren, das wären alle in Europa existierenden Leopard-Modelle, aber die ersetzen das einfach."

    Darum geht Domröse von einem "Schlusskonzert im Frühjahr/Sommer" aus, bei dem beide Seiten noch eine große Offensive versuchen und sich dann "erschöpft in Verhandlungen begeben". "Russland will nicht weiter vorwärtskommen und die Ukraine schafft es leider nicht", so Domröse.

    Krim könnte von Versorgung abgeschnitten werden

    Nach Ansicht des Osteuropaexperten Andreas Umland ist es für die Ukraine einfacher, die Krim von Versorgungs­wegen zu isolieren und einzukreisen, als eine militärische Rückeroberung zu versuchen. Mit verstärkten Drohnen­angriffen auf Militär­anlagen, insbesondere Flugplätze sowie Raketen­basen könnte dies erreicht werden, so Umland. "Dann wird es womöglich zu einer Verhandlungs­lösung für die Rückführung der Krim kommen."

    Wichtig sei auch, dass Moskau Anschub für ein Umdenken geliefert werde. "Den Kriegs­treibern in Moskau müssen die militärische Sinnlosigkeit und die politischen Risiken einer Fortführung des Krieges immer wieder demonstriert werden", fasst es Umland zusammen.

    1/51
    Gehe zur Galerie
      <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
      22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
      Helmut Graf
      An der Unterhaltung teilnehmen