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Warum sich die Aga-Kröte jetzt selbst ausrottet

Die Aga-Kröte kommt ursprünglich aus Südamerika, wurde jedoch nach Australien gebracht, wo sie zur Plage wurde. Jetzt greift sie sich selbst an.

Sabine Primes
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Die Aga-Kröte ist ursprünglich in Südamerika heimisch, wurde aber nach Australien eingeführt.
Die Aga-Kröte ist ursprünglich in Südamerika heimisch, wurde aber nach Australien eingeführt.
Getty Images/iStockphoto

1935 wurden zum Zweck der Bekämpfung von Zuckerrohrkäfern etwa 100 Aga-Kröten aus Südamerika nach Australien eingeführt. Zwar gelang es den Kröten nicht, den Käfer zu vernichten, aber sich explosionsartig zu vermehren und sich so zu einer Plage zu entwickelt.

Keine natürlichen Feinde

Der Grund: Sie haben so gut wie keine natürlichen Fressfeinde auf dem australischen Kontinent zu befürchten. Ihre giftige Haut lässt jeden Fressfeind beim Angriff sterben. Die Folge ist eine Überpopulation der giftigen Amphibien, die die australische Tierwelt gefährdet. Denn wo die Aga-Kröte auftaucht, sterben mehr als 90 Prozent der ortsansässigen Kröten-jagenden Säugetiere und Reptilien. Schätzungen gehen von über 200 Millionen Kröten in Australien aus. Zahlreiche Versuche, den Tieren Herr zu werden verliefen leider erfolglos. 

Appetit auf die eigene Art

Jetzt konnte ein bizarres Verhalten bei den Agas beobachtet werden: Sie werden zu Kannibalen. So fressen Jungtiere im Kaulquappen-Stadium nun die Eier der eigenen Brut, berichtet die Biologin Jayna DeVore in einer diesbezüglichen Studie. Überraschend sei vor allem das Tempo, in dem die Tiere das Verhalten entwickelt haben. Denn normalerweise sollte sich die Verhaltensweise einer Art in einem Zeitraum von knapp 100 Jahren nicht wesentlich ändern. DeVore zeigt in einem Experiment das Gegenteil. 

Der Geruch als Schlüssel

Aga-Kröten können mit ihrer ausgewachsenen Größe von 25 Zentimetern zwar furchterregend aussehen, aber kannibalisch verhalten sich nur die Jungtiere, auch Kaulquappen genannt. DeVore und ihre Kollegen untersuchten, ob dieses kannibalische Verhalten bei allen Agas üblich ist oder ob diese Verhaltensweise den eingeführten australischen Kröten eigen ist. Dazu haben die Forscher Kaulquappen aus Australien mit solchen aus Südamerika verglichen.

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    Was für ein wundervoll herbstlicher Anblick im Dublins Phoenix Park. Die Brunftzeit von Rehen und auch Hirschen kann allerdings ziemlich laut sein.
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    ©Picturedesk

    Es zeigte sich, dass australische Kaulquappen 2,6-mal häufiger Jungtiere fressen als südamerikanische. Der Schlüssel ist der Geruch der Haut: Durch die giftigen Bufotoxine werden australische Kaulquappen viel stärker vom Geruch ihrer Artgenossen angezogen, sagt Studien-Co-Autor Rick Shine.

    Beschleunigte Entwicklung als Abwehrmechanismus 

    Obwohl die Geschwindigkeit, mit der die Kröten dieses Verhalten entwickelten, beeindruckend ist, war das Team noch überraschter, wie schnell die Tiere eine Abwehr entwickelten. Denn die Entwicklung vom Ei zum Jungtier hat sich beschleunigt - dadurch erreichen sie früher eine Größe, die sie vor hungrigen Artgenossen schützt. Der Grund: Ältere Kaulquappen neigen nicht dazu, ältere Kaulquappen zu fressen. Dies würde die Phase, die sie anfällig für Kannibalismus macht, verkürzen.

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