Gesundheit
Diabetesmedikament verhindert Long Covid-Syndrom
In der Langzeitbeobachtung verringerte die Diabetes-Arznei Metformin die Häufigkeit von Long Covid um 40 Prozent.
Die Corona-Pandemie liegt zwar hinter uns, aber jetzt gilt es, sich verstärkt jenen Patienten zu widmen, bei denen die Infektion bleibende Spuren hinterlassen hat. Long-Covid-Syndrom, Post-Covid-Syndrom, POTS und ME/CFS heißen die Beschwerdebilder, die Betroffenen die Lebensqualität nehmen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass insgesamt zehn bis 20 Prozent der Covid-19-Betroffenen in irgendeiner Form länger anhaltende Folgen der Infektion verspüren.
Long Covid als globales Problem
Seit Beginn der Pandemie wurde immer wieder untersucht, ob mit in der Medizin seit langem bewährten Arzneimitteln auch ein positiver Effekt gegen die Corona-Erkrankung erzielt werden könnte. Reine Laboruntersuchungen an Zellen hatten zunächst eventuell für eine mögliche Wirkung von Metformin, Ivermectin und dem Antidepressivum Fluvoxamin gesprochen. Das Wurmmittel Ivermectin hatte sich schnell als unwirksam und in hohen Dosierungen als toxisch herausgestellt, auch mit Fluvoxamin war kein Effekt zu erzielen. Das Antidiabetikum Metformin hatte ebenso keine Wirksamkeit in der Behandlung akuter Covid-19-Erkrankungen, speziell in der Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe.
Wie Wissenschaftler der Medizinischen Universität des US-Bundesstaates Minnesota (USA) in einer neuen Studie feststellten, verhindert die Einnahme des seit Jahrzehnten bei vielen Typ-2-Diabetikern eingesetzten Blutzuckersenkers Metformin die Entwicklung eines Long Covid-Syndroms zu rund 40 Prozent. Das Wurmmittel Ivermectin oder das Antidepressivum Fluvoxamin hatten hingegen keinen Effekt.
Metformin ist ein sogenanntes Biguanid. Es hemmt die Glukose-Produktion in der Leber, verhindert die Wiederaufnahme von Glukose aus dem Darm und reduziert eine Insulin-Resistenz. Das alles senkt den Blutzuckerspiegel bei Typ-2-Diabetikern. Das seit Jahrzehnten eingesetzt Medikament zeichnet sich auch durch eine gute Verträglichkeit aus und hilft bei der Gewichtsreduktion.
Studie mit 1.126 Covid-19-Patienten
1.126 Covid-19-Patienten wurden zwischen Dezember 2020 und Jänner 2022 in die Studie aufgenommen. Diese waren über 30 Jahre alt, mussten noch nicht ins Spital gebracht werden, waren übergewichtig oder adipös und hatten ein hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Die Erkrankten erhielten binnen drei Tagen nach der Covid-Diagnose auf Zufallsbasis und "verblindet" (niemand wusste, wer welche Medikation erhielt; Anm.) entweder Metformin und Ivermectin, Metformin plus das Antidepressivum, ausschließlich zweimal ein Placebo oder jeweils eines der Medikamente und ein Placebo.
40 Prozent weniger Long-Covid-Fälle
Bereits im August vergangenen Jahres hatten die Wissenschaftler die Unwirksamkeit aller drei verwendeten Medikamente in der Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe bzw. Todesfälle durch eine akute Covid-19-Erkrankung belegt. Doch in der Langzeitbeobachtung (bis 300 Tage) zeigte sich schließlich eine deutliche Wirkung von Metformin auf die Häufigkeit des Auftretens des Long Covid-Syndroms bei zwei Wochen langer Einnahme. Nach zehn Monaten klagten 6,3 Prozent der mit dem Antidiabetikum Behandelten über Long Covid-Symptome und hatten eine solche Diagnose erhalten. In der Placebo-Gruppe waren es 10,4 Prozent. Das bedeutete eine Verringerung um 40 Prozent.
Metformin sicher und preisgünstig
"Long Covid ist ein bedeutsames Problem der öffentlichen Gesundheit. Es kann lang anhaltende negative Konsequenzen für die physische und die psychische Gesundheit sowie auch wirtschaftliche Konsequenzen haben und betroffene Personengruppen marginalisieren. Unsere Studie zeigt, dass Metformin, ein sicheres, preisgünstiges und breit verfügbares Medikament ist, das Risiko für eine Long Covid-Diagnose stark reduziert, wenn es im Falle einer Coronavirus-Infektion eingenommen wird", stellte Studienleiterin Carolyn Bramante zu den Resultaten fest.