SP-Bezirksrat aus Favoriten

"Deutschklassen fördern Parallelgesellschaften in Wien"

Muhammed Yüksek (38) war Berufssoldat, ist nun SPÖ-Bezirksrat in Wien-Favoriten. Im Talk erklärt er, was er von Waffenverbot und Deutschklassen hält.

Thomas Peterthalner
"Deutschklassen fördern Parallelgesellschaften in Wien"
Large group of school kids writing on a class in the classroom. Focus is on boy in the foreground.
iStock/Sabine Hertel

In Wien-Favoriten sprechen 73 Prozent der Schüler im Alltag eine andere Sprache als Deutsch – das ist der erste Platz im Bezirks-Ranking. Obwohl viele Kinder in Wien zur Welt gekommen sind, benötigen sie trotzdem eine Deutschförderklasse. SPÖ-Bezirksrat und Integrations-Experte Muhammed Yüksek erklärt im "Heute"-Talk, was er anders machen würde.

"War von Anfang an gegen Deutschförderklassen"

"Also, ich war von Anfang an gegen die Deutschförderklassen", so Yüksek. "Das finden wir nicht fördernd, weil die Kinder von der ersten Minute an separiert werden. Wie soll sich denn dieses Kind wohlfühlen, wenn man in eine separate Klasse gehen muss, wo sie untereinander sitzen? Wo auch viele kein Deutsch können?", fragt der Wiener Bezirksrat mit türkischen Wurzeln. "Man lernt ja die Sprache nicht, indem man neben jenen sitzt, die die Sprache auch nicht gut beherrschen." Yüksek fordert hier Politik und Experten auf, ein neues Modell auszuarbeiten, das die Deutschförderklassen ersetzen soll.

Parallelgesellschaft fördern

"Wenn ich ein Kind wäre und ich komme in so eine Klasse, wo nur 'Migranten' sitzen, dann würde ich sehr wohl sagen, schaut her, die wollen uns nicht haben." Das System mit den Deutschförderklassen würde Parallelgesellschaften eher fördern, so Yüksek. "Es gibt Parteien, die skandalisieren Parallelgesellschaften, machen aber dann Gesetze, die diese fördern – gekommen ist dieses Modell von der ÖVP-FPÖ-Regierung."

Kaum Migranten in Politik

Wünschenswert wäre auch, dass die Gesellschaft in der Politik besser abgebildet wäre. Doch Menschen mit Migrationshintergrund würden zu wenig vorkommen, es fehlen die Vorbilder – vor allem auf Bundesebene im Parlament, meint Yüksek. "Es ist leider so, dass gewisse Menschen dort nicht vertreten sind. In Wien schaut die Welt ein bisschen anders aus, da gibt es wirklich Menschen unterschiedlicher Herkunft im Gemeinderat und auch auf Bezirksebene."

Bürgermeister mit türkischen Wurzeln

Im Jahr 2025 wird in Wien der Gemeinderat neu gewählt, Yüksek will Bezirksrat in Wien-Favoriten bleiben. "Erster türkischstämmiger Bürgermeister will ich nicht werden. Wir haben einen guten Bürgermeister, das ist Dr. Michael Ludwig, der ist schon richtig und wichtig auf dem Platz. Ich habe keine solchen Ambitionen. Ich habe definitiv kein Interesse einmal Bürgermeister zu werden, weil es keine leichte Aufgabe ist."

Yüksek fordert mehr Beamte für Wien-Favoriten, so wie hier am Reumannplatz.
Yüksek fordert mehr Beamte für Wien-Favoriten, so wie hier am Reumannplatz.
Sabine Hertel

"Favoriten ist sicherer geworden"

Favoriten sei durch das Waffenverbot rund um den Brennpunkt Reumannplatz sicherer geworden, meint Yüksek. Am Keplerplatz wurde das Gebüsch gerodet – Dealer haben nun kein Drogenversteck dort mehr. "Es gibt auf jeden Fall weniger Vorfälle." Dennoch wären mehr Polizisten im Bezirk notwendig. "Die letzten Innenminister, dazu gehört auch der Herr Kickl, haben uns immer mehr Polizisten versprochen. Passiert ist nichts." Man müsse versuchen, die Leute im Bezirk zusammenzubringen und nicht auseinander zu dividieren. Das gelte natürlich auch besonders für die Schulkinder in Wien-Favoriten.

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    25.10.2024: 1. FPÖ-Präsident packt über "Horror-Szenarien" aus. Der Nationalrat hat erstmals einen blauen Präsidenten. Mit großer Spannung blicken Beobachter aber schon auf die Gespräche zwischen SPÖ und ÖVP.
    Helmut Graf

    Auf den Punkt gebracht

    • SPÖ-Bezirksrat und Integrations-Experte Muhammed Yüksek kritisiert im "Heute"-Talk die Deutschförderklassen in Wien, da sie seiner Meinung nach Parallelgesellschaften fördern und die Integration der Kinder behindern
    • Er fordert Experten auf, ein neues Modell zu entwickeln, und betont, dass die Gesellschaft im Parlament nicht ausreichend repräsentiert ist, während er selbst keine Ambitionen hat, Bürgermeister zu werden
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