Gemischte Reaktionen

Deutsche Muslima eröffnet Eiscafé nur für Frauen

Ein Eiscafé in Bremen sorgt für jede Menge Gesprächsstoff. Aber nicht wegen der jungen Unternehmensgründerin, sondern weil Männer nicht rein dürfen.

Nick Wolfinger
Deutsche Muslima eröffnet Eiscafé nur für Frauen
Unternehmensgründerin Sumeja Zumberi (18) in ihrem Eiscafé
Alicia Windzio / dpa / picturedesk.com

Im Frauen-Eiscafé "Baresha" in Bremen haben Männer nichts zu suchen. Das im Sommer eröffnete Lokal ist gut besucht – aber nur von Frauen. Die meisten von ihnen tragen Kopftücher. Das ist durchaus im Sinn der Kosovo-albanisch-stämmigen Unternehmensgründerin Sumeja Zumberi (18), einer Muslima. Denn im von muslimischen Migranten geprägten Stadtteil Gröpelingen gibt es für Frauen kaum bis gar keine Orte im öffentlichen Raum, wo sie sich ungestört aufhalten können.

Selbstbestimmung oder Parallelgesellschaft?

Was für die einen ein weiterer "Beweis" für gescheiterte Integration und "Parallelgesellschaften" ist, in denen Frauen ohne Zustimmung ihrer Männer wenig zu sagen haben, ist es für muslimische Frauen genau das Gegenteil: Der Gewinn eines Stückes Freiheit und Selbstbestimmung. Denn während es für Männer in Gröpelingen jede Menge traditioneller Teestuben gibt, wo Frauen unerwünscht sind, gibt es etwas Vergleichbares für Frauen nicht.

Dazu kommt, dass gerade in konservativen Haushalten Frauen der Besuch von Orten, an denen sich auch (fremde) Männer aufhalten, meist verboten ist. Der Besuch eines Ortes, an dem sich nur (muslimische) Frauen aufhalten, ist da noch am ehesten vertretbar. Ein Stück Freiheit für muslimische Frauen, ein weiterer Beweis ihrer Unterdrückung für Islamkritiker, aber auch Feministinnen.

Kundinnen fühlen sich hier sicher

"Ich bin sicher, dass Frauen sich hier wohler fühlen als woanders", sagt Zumberi gegenüber der "Bild". "Vor allem die, die schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht haben und Mütter, die stillen oder mit Kindern kommen, finden hier einen sicheren Rückzugsort." Eine Kundin, die oft mit ihren Freundinnen oder Schwestern kommt, erklärt: "Ich fühle mich hier besser, wohler, ungestört."

Das "Baresha" in Bremen-Gröpelingen bietet rund 30 Sitzplätze.
Das "Baresha" in Bremen-Gröpelingen bietet rund 30 Sitzplätze.
Alicia Windzio / dpa / picturedesk.com

Kritik von Frauenrechtlerin

Negative Reaktionen gibt es vor allem im Internet, wo sich Islamfeinde ungeniert austoben und rassistische Kommentare von sich geben. Oder deutsche Männer, die sich plötzlich diskriminiert fühlen, weil muslimische Frauen ein Stück Selbstbestimmung erkämpft haben.

Es gibt aber auch inhaltliche Kritik. Die aus Istanbul stammende Frauenrechtlerin Seyran Ateş (61) erklärt in der BILD, dass sie "dramatisch" findet, "dass diese Bewegung immer stärker wird. Ich meine die Bewegung der orthodoxen und traditionellen Musliminnen, die kein Problem mit dem Patriarchat und der Geschlechterapartheid haben."

Diese Bedenken teilen viele. Schließlich sei Deutschland eine liberale Gesellschaft, in der Geschlechtertrennung ein Relikt längst vergangener Zeiten ist, als Frauen kaum Mitspracherechte in der Gesellschaft hatten.

"Safe Space" für Frauen?

Andere sehen es pragmatischer: Ohne das Frauen-Eiscafé würden diese Frauen eben zuhause bleiben (müssen). Ein Frauen-Café sei besser als gar kein Café und möglicherweise ist das ganze auch ein Zwischenschritt Richtung mehr Selbstbestimmung islamischer Frauen.

Manche ziehen auch Vergleiche zu Saunas oder Fitness-Clubs für Frauen, wofür es ja auch bereite Akzeptanz gibt. "Ein Safe Space für Frauen schadet keinem und es gibt genug andere Cafés", zitiert "Bild" ein Kommentar auf Facebook. "Warum wird so was gleich als Männerfeindlichkeit bezeichnet, wenn Frauen einfach mal unter sich sein wollen?", fragt eine Userin auf Instagram.

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    Ian West / PA / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Eiscafé in Bremen, das ausschließlich Frauen vorbehalten ist, sorgt für gemischte Reaktionen
    • Während es für muslimische Frauen einen sicheren Rückzugsort und ein Stück Selbstbestimmung darstellt, sehen Kritiker darin einen Beweis für gescheiterte Integration und Geschlechtertrennung
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