Wirtschaft

Deshalb kauft Amazon jetzt sogar eigene Flieger

Amazon kauft sich elf eigene Flieger. Müssen nun Transportdienstleister wie UPS & Co. oder eher klassische Airlines zittern? 

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Amazon hat 11 neue Flieger gekauft. Es sind die ersten in der Flotte in Eigenbesitz.
Amazon hat 11 neue Flieger gekauft. Es sind die ersten in der Flotte in Eigenbesitz.
Maria Laura Antonelli / AGF / picturedesk.com (Archivbild)

Onlineshop, Film- und Musik-Streaming, Cloud-Dienste – der Amazon-Konzern hat viele Standbeine. Nun wachsen ihm auch noch Flügel. Zum ersten Mal kauft die eigene Frachtfluggesellschaft Amazon Air Flugzeuge anstatt sie zu leasen.

Amazon gönnt sich elf gebrauchte Boeing-Modelle des Typs 767-300. Verkäufer der Flieger sind gemäß Mitteilung die Airlines Westjet und Delta. Angaben zum Kaufpreis machte Amazon nicht. Wären die Flugzeuge aber neu, würden sie laut Berichten rund zwei Milliarden Dollar kosten.

Die Occassions-Flieger sind für Passagiertransporte konzipiert. Deshalb muss Amazon sie erst für den Paket-Transport umbauen. Spätestens im nächsten Jahr sollen die Flieger dann aber die bestehende Flotte der rund 80 geleasten Flugzeuge ergänzen – ebenfalls alles Boeings der Typen 767 und 737.

Mit über 90 Flugzeugen ist Amazon bereits die Nummer vier unter den Transportgiganten. Nur Fedex mit 400, UPS mit 276 und DHL mit rund 260 Fliegern verfügen über eine größere Flotte. Dieses Jahr will Amazon außerdem eine neue Logistikanlage am Cincinnati/Northern Kentucky International Airport im Wert von 1,5 Milliarden Dollar eröffnen, in dem alle Flugzeuge der Flotte Platz finden sollen (Video unten).

 Kann ich bald mit der Amazon-Airline fliegen?

"Nein, sicher nicht", sagt der Luftfahrtexperte und ZKB-Analyst Michael Winkler. Eine klassische Airline werde es von Amazon nicht geben. Winkler erklärt: "Das Luftfahrtgeschäft ist zu kostspielig und unsicher für Amazon. Das haben die Corona-Krise und der Vulkanausbruch in Island vor 11 Jahren gezeigt, durch den der gesamte europäische Luftraum gesperrt war."

 Kann ich bald Pakete über Amazon verschicken?

Amazon wird wohl nicht zum Transportkonzern à la Fedex und UPS, wie Winkler erläutert. Sollte Amazon aber seine Frachtflieger nicht für den Eigenbedarf auslasten können, sei denkbar, dass das Unternehmen den freien Platz anderen Firmen anbietet. Amazon probiere viel Neues aus wie bei Amazon Web Services (AWS), so Winkler. Die Firma gründete den Cloud-Dienst vor 15 Jahren, weil es die Rechenzentren nicht auslasten konnte. Mittlerweile bringt AWS den Großteil des Konzerngewinns ein.

 Bekomme ich die Pakete nun schneller?

Europäische  Kunden werden wohl keinen Vorteil aus Amazons neuen Fliegern ziehen können. Winkler vermutet, dass sie vor allem in den USA eingesetzt werden. "Europa ist im Vergleich zu den USA dicht besiedelt. In den USA kann Amazon mit der eigenen Luftflotte schneller liefern und ist flexibler, sagt E-Commerce-Professor Ralf Wölfle von der Fachhochschule Nordwestschweiz. "Auch bei Nachfrageveränderungen wie in der Corona-Krise schnell liefern zu können ist wichtig, um sich von der Konkurrenz abzuheben", so Wölfle.

 Warum kauft Amazon eigene Flugzeuge und least sie nicht wie vorher?

Amazon konnte die Flugzeuge billig kaufen, vermutet der Experte. "Die Flugzeuge stehen in der Krise nur herum und kosten Geld, das die Airlines dringend brauchen", so Winkler.

 Warum kauft Amazon immer wieder den selben Fliegertyp?

Die elf neuen Flieger sind wie die meisten aus Amazons Flotte der Typ Boeing 767. Daneben verfügt der Konzern über einige 737-Modelle. Beide werden nicht mehr hergestellt. Der Konzern könnte sich wohl auch brandneue Flieger leisten. Doch Experte Winkler erklärt: "Amazons Frachtflugzeuge sind weniger in der Luft als solche von Linienfluggesellschaften. Daher lohnt es sich für Amazon nicht, neue teure und kosteneffizientere Flugzeuge zu kaufen.

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