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Deshalb kann es zu einem Blackout kommen
Die Frage ist nicht, ob ein Blackout kommt, sondern wann er kommt. Darüber sind sich Experten sicher. Doch warum kann es überhaupt dazu kommen?
Viele Institutionen, vom Heer über die Polizei bis zu Unternehmen, bereiten sich gerade auf den großen Stromausfall vor. Aber warum eigentlich? Schließlich funktioniert die Stromversorgung in Europa mehr als gut. Doch genau darin liegt das Problem, denn je mehr sich eine Gesellschaft von der Technik abhängig macht, desto verletzlicher ist sie. Und wie schnell es tatsächlich zu einem Blackout kommen kann, das wurde schon mehrmals vorgeführt.
So wurden die Stadtwerke Köflach in der Steiermark erst im April dieses Jahres Opfer eines gezielten Cyber-Angriffs, der die internen Systeme lahmlegte und nur durch eine Lösegeldzahlung wieder freigegeben wurden. Ein anderes Szenario gab es hingegen bereits im Jänner. Ein zu hoher Stromfluss von Süden nach Norden führte zu einer Überlastung in einem kroatischen Umspannwerk. Innerhalb von Sekunden fielen in mehreren Ländern 14 Leitungen aus. Doch die Notfallsysteme funktionierten und nach rund einer Stunde war das Netz wieder im Gleichgewicht.
Blackouts liegen also durchaus im Bereich des Wahrscheinlichen. Die Ursachen dafür können vielseitig sein:
Der Stromverbrauch in Österreich steigt stetig. Anlass zur Sorge gibt dabei die veraltete Infrastruktur, denn im Wesentlichen stammt das österreichische Übertragungsnetz aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Vor allem erneuerbare Energien würden hier ein Problem darstellen, da die Speichermöglichkeiten noch nicht entsprechend ausgebaut seien, erklärt Generalmajor Peter Skorsch von der Projektgruppe "Blackout" im Innenministerium. Die Konsequenz, das Stromnetz arbeitet an seinen Leistungsgrenzen.
Der Strom, der dem Netz zugeführt wird, muss auch verbraucht werden, so der Experte. Wird also mehr Strom verbraucht als produziert oder mehr Strom produziert als verbraucht, kommt das Stromnetz aus dem Gleichgewicht. Kleine Abweichungen können zwar "abgepuffert" werden, ist das Ungleichgewicht aber zu groß, bricht das Stromnetz zusammen. Dieser Zwischenfall kann selbst in Schweden zu einem Stromausfall in Österreich führen, da das Netz europaweit zusammenhängt.
Eine weitere Gefahr sind Cyber-Attacken. Die Verwundbarkeit des Netzbetriebs wird vor allem durch die Digitalisierung ("digitales Umspannwerk") verstärkt. Am 17. März 2018 berichteten Sprecher der US-Homeland Security, dass Russland versucht hätte, in das US-Energienetz einzudringen. Dass mit der neuen Kriegsführung gerade einmal eine Handvoll Leute Europa das Licht ausknipsen können, zeigte zuletzt der bereits eingangs erwähnte Angriff auf die Stadtwerke Köflach.
Ein Szenario, gegen das man sich nur schwer wappnen kann, sind Naturkatastrophen. Schwere Gewitter, Überschwemmungen und Stürme könnten die Stromnetze ebenso beschädigen und Defekte verursachen, wie gefrierender Regen, heftige Schneefälle, große Kälte oder Hitze. Gleiches gilt für Elementarereignisse wie etwa Lawinenabgänge, Muren, Felsstürze oder Erdbeben.
So stürzte beispielsweise ein Sturmtief am 25. November 2005 den Westen Deutschlands in ein Schneechaos. Im Münsterland und in Teilen des Ruhrgebiets waren viele Orte von der Stromversorgung abgeschnitten und mehr als 250.000 Menschen von diesem Blackout betroffen. Viele von ihnen hatten bis zu fünf Tage keine Stromversorgung. Auch der Straßen-, Schienen- und Flugverkehr brach in einigen Regionen des Landes komplett zusammen.
Doch nicht nur "klassische" Stürme könnten zum Problem werden, auch Sonnenwinde stellen eine Gefahr dar. Diese entstehen durch Plasmaeruptionen und benötigen zwischen 24 und 36 Stunden, um die Erde zu erreichen. Wenn diese Welle die Erde trifft, deformiert sie das Erdmagnetfeld und löst einen geomagnetischen Sturm aus. Die heftigen Schwankungen des Erdmagnetfelds induzieren Ströme in ungeschützten elektrischen Leitungen. Das kann Satelliten, Transformatoren von Hochspannungsleitungen und elektronische Geräte zerstören. Ein starker Sturm würde enorme Schäden anrichten und könnte die Stromversorgung großflächig lahmlegen.
Und dann wäre da noch schlicht und einfach menschliches Versagen, das zu einem Blackout führen könnte. Schaltfehler in Umspannwerken sowie Berechnungsfehler bei Abschaltungen sind dabei durchaus mögliche Szenarien.
Wir sehen, die Stromversorgung basiert auf Systemen, die aufgrund ihrer Komplexität nun einmal fehleranfällig sind. Es wird auch nicht gelingen, dauerhaft alle möglichen Ursachen auszuschalten. Ein einzige Möglichkeit ist also, sich auf ein Blackout vorzubereiten und das betrifft die Regierung genauso wie Organisationen und jede einzelne Person.