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Deshalb infizieren sich manche Menschen nie mit Corona

Trotz hohen Ansteckungsrisikos haben sich einige Menschen bisher nicht mit Corona infiziert. Eine spannende Entdeckung für die Impfstoffentwicklung.

Christine Scharfetter
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Zu einer Infektion kommt es, wenn die&nbsp;Zelle dem Virus Zugang gewährt.<br>
Zu einer Infektion kommt es, wenn die Zelle dem Virus Zugang gewährt.
Getty Images/iStockphoto

Seit zwei Jahren hält das Coronavirus Sars-Cov-2 die Welt auf Trab. Mittlerweile haben sich über 266 Millionen Menschen weltweit mit dem Virus infiziert, mehr als 5,26 Millionen Menschen starben im Zusammenhang mit Covid-19. Doch Forschenden in Großbritannien fiel auf, dass einige Menschen immun gegen das Coronavirus zu sein scheinen. Sie haben sich nicht infiziert, obwohl sie an vorderster Front im Krankenhaus einem großen Infektionsrisiko ausgesetzt waren.

Der Frage, warum dies so ist, gingen Forschende um Leo Swadling vom University College London, nach. Ihre Studie wurde Fachjournal "Nature" veröffentlicht.

Erhöhte T-Zellen-Werte

Die Wissenschaftler nahmen dabei insgesamt 58 Menschen ins Visier, die während ersten Pandemie-Welle in Londoner Krankenhäusern arbeiteten - und trotz hohen Risikos das Virus umgehen konnten. Über einen Zeitraum von vier Monaten war bei diesen Personen kein PCR-Test positiv und es konnten keine Antikörper gefunden werden, während sich im gleichen Zeitraum ihre Kollegen und Kolleginnen reihenweise mit Corona infizierten.

Die Theorie der Forschenden: Der Körper habe sich schon vor der Pandemie auf das Virus vorbereitet, indem er Viren, die mit Covid-19 verwandt waren, bekämpft hat. Zu dieser Annahme kommen sie aufgrund der erhöhten T-Zellen-Werte bei 20 Probanden. Außerdem fanden sie bei 19 Teilnehmern das Immunprotein IFI 27, das die Forschenden in ihrer Studie als eine "typische frühe Signatur von Sars-CoV-2" bezeichnen. Das Immunprotein lasse auf eine abgebrochene Infektion schließen, so die Forschenden.

"Ich habe so etwas noch nie gesehen."

Bevor das Virus sich also festsetzen konnte, war der Körper daher in der Lage, das Virus abzuwehren. "Die Mitarbeiter des Gesundheitswesens, die in der Lage waren, das Virus unter Kontrolle zu bringen, bevor es nachweisbar war, verfügten mit größerer Wahrscheinlichkeit über diese T-Zellen, die die interne Maschinerie vor Beginn der Pandemie erkannten", erklärt Swadling laut BBC.

Nature zitiert den nicht an der Studie beteiligten Immunologen Shane Crotty mit den Worten: "Ich habe so etwas noch nie gesehen. Es ist sehr überraschend, dass T-Zellen in der Lage sein könnten, eine Infektion so schnell zu kontrollieren."

Neue Generation Impfstoffe

Für die Impfstoffentwicklung könnte diese Entdeckung ein Fortschritt sein und beim Design eines völlig neuen Impfstoff-Typs helfen, erklärte Biomediziner Alexander Edwards von der University of Reading gegenüber dem Science Media Center: "Ein Impfstoff, der die T-Zell-Immunität gegen verschiedene virale Protein-Ziele stärkt, die von vielen verschiedenen Coronaviren gemeinsam genutzt werden, würde unsere Impfstoffe ergänzen, die neutralisierende Antikörper induzieren."

Derzeit arbeiten bereits mehrere Unternehmen an T-Zellen-Impfstoffen gegen Corona. Ein britisches Unternehmen will im Januar 2022 mit ersten klinischen Tests beginnen.