Jordan Bardella
Der Ziehsohn von Marine Le Pen ist auf dem Höhenflug
Er ist jung, extrem rechts – und ein Überflieger. Jordan Bardella gilt als Spitzenkandidat der französischen Rechtspopulisten für die EU-Wahlen.
Er ist 28 Jahre alt und der politische Ziehsohn von Marine Le Pen: Jordan Bardella ist der jüngste Präsident der Rassemblement National (RN). Er trat den französischen Rechtsextremen bereits als Teenager bei und hat eine Blitzkarriere hingelegt. Heute ist Bardella das Gesicht der neuen Generation in der RN.
Bardella, geboren am 13. September 1995, wuchs bei einer alleinerziehenden Mutter im Pariser Problemvorort Saint-Denis auf. Seine Wurzeln liegen sowohl in Italien als auch in Algerien, was ihm in Frankreichs politischer Debatte über Immigration und Identität eine besondere Stimme gibt. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – seiner Herkunft vertritt Bardella eine strikte Anti-Immigrationspolitik.
Mit 85 Prozent der Stimmen zum Vorsitzenden gewählt
"Bardella ist ein seltsames Zwitterwesen, angesiedelt irgendwo zwischen idealem Schwiegersohn und Cyborg: 1,90 Meter groß, der Anzug tadellos, das Haar wie mit dem Lineal frisiert", schrieb das Magazin Cicero über den 28-Jährigen.
Mit 16 Jahren trat er dem Front National bei, wie die Partei damals noch hieß. Er stieg rasch auf. Parteisprecher mit 22 Jahren, gewann er als Parteivize mit 23 Jahren die Europawahlen von 2019 haushoch.
2021 wurde er zum Vorsitzenden der RN gewählt – mit satten 85 Prozent der Stimmen, und wohl auch, damit sich seine Mentorin Marine Le Pen auf ihre Präsidentschaftskandidatur konzentrieren konnte. Diese – Bardella nennt sie seine zweite Mutter – soll ob des Erfolgs ihres Schützlings Tränen der Rührung verdrückt haben.
Streng identitärer Kurs
Beobachter gehen davon aus, dass die Rechtspopulistin Le Pen den jungen Bardella in die Ausgangsposition für den Premierminister heben will, sollte sie 2027 nach drei gescheiterten Versuchen doch noch Präsidentin werden.
Bardella ist bekannt für seine rhetorischen Fähigkeiten und spricht mit seinem identitären Kurs junge und alte Wähler an. Gegenüber der Europäischen Union vertritt er eine kritische Linie. Er will zu nationaler Souveränität und strengeren Grenzkontrollen zurück.
Kritiker warnen
Unter seiner Führung hat die RN versucht, ihr Image zu moderieren, bleibt jedoch tief in der rechtsextremen Ideologie verwurzelt. Während einige in ihm einen frischen Wind für die französischen Rechten sehen, warnen Kritiker: Bardella sei gefährlich wegen seiner radikalen Ansichten zu Multikulturalismus und Einwanderung.
Der 28-Jährige scheint fest entschlossen, dieses Jahr auf der nationalen und europäischen Bühne groß rauszukommen. Und das dürfte ihm auch gelingen: Für die Wahlen zum Europaparlament führt Bardella die Liste der Rechtspopulisten auch jetzt wieder an. Erwartet wird, dass das politische Wunderkind von Marine Le Pen ganze 30 Prozent holen könnte.