Frankreichs neuer Premier
"Macron-Boy" und Heilsbringer? Das ist Gabriel Attal
Er hat Blitzkarriere hingelegt: Der 34 Jahre alte Gabriel Attal ist Frankreichs neuer Premierminister. Wer ist der neue Regierungschef?
"Es ist das erste Mal, dass Macron jemanden ernennt, der ihm so nahe steht" - seit Dienstag hat Frankreich einen neuen Premierminister. Nach einer diskreten Premierministerin, die Präsident Emmanuel Macron keine Konkurrenz gemacht hat, geht der Staatschef nun das Risiko ein und holt sich einen erfolgreichen und populären Politiker an seine Seite. Der 34-jährige Gabriel Attal gilt als politischer Senkrechtstarter in Macrons Partei.
Jung, schwul und aufstrebend
Attal wird Frankreichs jüngster Premierminister aller Zeiten und der erste offen schwule Mann in diesem Amt sein – was ihn zu einem der prominentesten und einflussreichsten LGBTQ-Politiker der Welt macht. Laut Reuters wurde der Politiker allerdings gegen seinen Willen von einem ehemaligen Schulkollegen "geoutet".
Zwischen 2015 und Ende 2023 war Attal mit Stephane Séjourné, Macrons ehemaligem politischen Berater, liiert. Die beiden Männer sollen sich während eines Arbeitstreffens kennengelernt haben, schreibt "Le Monde". Ein anonymer Teilnehmer des Meetings erinnert sich: "Es war Liebe auf den ersten Blick."
Begnadeter Theaterschauspieler
Gabriel Attal wurde am 16. März 1989 in Clamart in der Nähe von Paris geboren. Seine Familie hat jüdische und russisch-orthodoxe Wurzeln. Sein Vater habe ihn gewarnt, dass er wegen seines typisch jüdischen Namens Zielscheibe antisemitischer Angriffe werden könne. Dies sei auch so passiert, sagte Attal einmal in einem Interview.
Schon früh begeisterte Gabriel sich für Politik. So setzte er sich bereits in seiner Schulzeit gegen den "Contrat Première Embauche" ein, der einen einen weiteren Typus von Arbeitsverträgen in Frankreich einführen sollte. An der Pariser Eliteschule Ecole d’Alsace, die er 2012 mit einem Diplom abschloss, war er als redegewandter Bub aufgefallen. Er liebte öffentliche Auftritte und spielte an der Schule jedes Jahr in einem Theaterstück mit.
Früher Weggefährten von Macron
Ab 2006 wurde Attal Mitglied der Sozialistischen Partei und engagierte sich für die Kandidatur von Ségolène Royal bei den Präsidentschaftswahlen 2007, während er gleichzeitig an der Sciences-Po in Paris studierte. Berufserfahrung außerhalb der Politik hat er aber kaum. Nach seiner Zeit bei den Sozialisten zählte er zu den frühen Weggefährten Macrons und wurde bald zum Abgeordneten gewählt. Den Durchbruch schaffe er als als Regierungssprecher während der Pandemie. In der Krise zeigte sich der Jungpolitiker als äußerst medientauglich und eloquent.
"Profil gleicht dem von Macron"
Mit 29 Jahren wurde Gabriel Attal zum jüngsten Regierungsmitglied der Republik in ihrer aktuellen Verfassung ernannt. "Sein Profil gleicht dem Macrons vor sieben Jahren", sagte der Politikwissenschaftler Benjamin Morel über Attal. Er wurde als nächstes Staatssekretär, bevor er schließlich zum Bildungsminister und nun zum Premier ernannt wurde.
"Driftet wie Macron immer weiter nach rechts"
Als Staatssekretär für Jugend engagierte Attal sich für einen nationalen Pflichtdienst – ein Anliegen, das er später als Bildungsminister weiter verfolgte. Als einer der wenigen in der Regierung schaffte Attal es immer wieder, öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, etwa mit dem Verbot der bei manchen muslimischen Mädchen beliebten langen Gewänder an Schulen. Die Ankündigung, testweise Schuluniformen einzuführen, löste bei seinen ehemaligen linken Parteifreunde Entsetzen aus. "Er driftet wie Macron immer weiter nach rechts ab", kommentierte ein Ministeriumsmitarbeiter.
Es dürfte seiner Laufbahn auch nicht geschadet haben, dass die Präsidentengattin Brigitte Macron ihm sehr gewogen ist. Bei einem berühmt gewordenen Fischbrötchen-Imbiss der deutschen und französischen Regierungsmitglieder im November in Hamburg, stellte Brigitte Macron ihn persönlich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor.