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Der schönste Keil der Siebzigerjahre

Der Nachfolger des Maserati Ghibli ist deutlich weniger bekannt und seltener als sein Vorgänger. Dabei konnte der Khamsin fast alles besser.

Heute Redaktion
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Anfang der 1970er-Jahre waren Mittelmotor-Sportwagen das Gebot der Stunde. Lamborghini hatte mit dem Miura vorgelegt, Maserati folgte dem Trend der Zeit mit dem Bora und Ferrari mit dem 365 GT/4 BB. Doch es gab nach wie vor eine Kundschaft, die einen klassisch aufgebauten Granturismo schätzte, und natürlich bediente man diese auch gerne.

Als Nachfolger des 1973 auslaufenden Ghibli nahm Maserati den Khamsin ins Programm auf, der gleichzeitig mit Schwächen des Ghibli aufräumen und mit Teilen des neuen Firmenbesitzers Citroën in die Zukunft weisen sollte. Erstmals wurde der Khamsin 1972 in Turin als Prototyp gezeigt, ein paar Monate später erfolgte die Serienpremiere am Genfer Auto-Salon.

Von einem Meister seines Fachs

Begonnen wurde die Entwicklung im Jahr 1971 und es war Marcello Gandini bei Bertone, der die Linienführung entwarf. Bei identischem Radstand und vorne liegendem Motor schuf er ein keilförmiges Coupé, das kaum etwas mit dem von Giorgio Giugiaro gezeichneten Vorgänger, dem Maserati Ghibli, gemein hatte.

Die Seitenlinie stieg von vorn bis hinten stetig an, das Glashaus war sozusagen auf diese Grundlinie aufgesetzt. Um die Front tief zu halten, wurden Klappscheinwerfer verbaut. Die Überhänge waren relativ kurz, die Radhäuser von den Rädern mit der Dimension 215/70 VR 15 gut ausgefüllt.

Ein besonderes Detail, das Gandini von "seinem" Espada/Marzal übernahm, war die transparente Rückwand zwischen den Rücklichtern, die beim Khamsin sogar direkt in die Glaswand eingelassen waren.

Nicht allen gefiel der Khamsin damals auf Anhieb, doch lässt sich sagen, dass er gut gealtert ist und sich zu einem Design-Klassiker entwickelt hat. Er ist vielleicht das schönste Auto der Keilform-Ära überhaupt.

Bewährte Technik mit französischem Gewürz

Technisch hatte der Khamsin deutlich mehr mit dem Ghibli – beide Namen stehen für heiße, afrikanische Wüstenwinde – gemein, als das unterschiedliche Design erahnen ließ. Der Motor mit 4.930 cm3 kam direkt vom Vorgänger und leistete nun 320 DIN-PS bei 5500 Umdrehungen. Mit vier oben liegenden Nockenwellen und Leichtmetall-Block und Kopf war der V8 auf der Höhe der Zeit und gleichzeitig über Jahre gereift. Geschaltet wurde mit einem ZF-Fünfganggetriebe oder einer Borg-Warner-Dreigangautomatik.

Wer die Motorhaube öffnete, erkannte sofort einige Citroën-Bauteile. Deren Hydrauliktechnik sorgte nämlich für den nötigen Druck, um Kupplung, Lenkung und Bremse leichtgängiger zu machen. Selbst bei der Sitzverstellung half die Hydraulik. Was sich beim Citroën DS oder SM gut bewährt hatte, war allerdings manchem Sportwagenfahrern zu empfindlich.

Dies dämpfte die Erfolgschancen, und auch Erdölkrise und Rezessionen machten dem Khamsin das Leben schwer, sodass in zehn Baujahren bis 1982 nur knapp über 400 Exemplare entstanden.

Wie alter Wein

Wer sich heute in einen Khamsin setzt, vergleicht den Wagen mit ganz anderen Fahrzeugen, als die Autotester dies vor vierzig Jahren konnten. Direkte Lenkungen und massive Servo-Unterstützung sind heutzutage nicht mehr so ungewöhnlich wie damals, und bezüglich Übersichtlichkeit ist der Siebzigerjahre-Keil den meisten modernen Nachfahren auf jeden Fall überlegen. Einparkmanöver gehen dank dem verglasten Heck ganz besonders einfach vonstatten und auch die Kurbelei erfordert kaum Kraft. Schön ist er sowieso, oder etwa nicht?

Weitere Informationen, viele aktuelle und historische Fotos sowie vier Verkaufsprospekte zum Maserati Khamsin gibt es auf Zwischengas.com.

(red)