Freund erinnert sich an 1976
"Der Idiot hat dem Niki die Letzte Ölung gegeben"
Reporter Roger Benoit war ein enger Freund und Wegbegleiter von Österreichs Formel-1-Ikone Niki Lauda. Er erinnert sich an die Letzte Ölung 1976.
2019 ist der dreifache Formel-1-Weltmeister in der Universitätsklinik von Zürich verstorben. Ganz Österreich trug damals Trauer. Genauso wie sein enger Freund, der langjährige Formel-1-Reporter des Schweizer "Blick", Roger Benoit. Der 75-Jährige erlebte den Aufstieg des jungen Wieners zum Motorsport-Star in den 1970er Jahren mit. Genauso wie seinen schrecklichen Feuerunfall auf der Nürburgring-Nordschleife im Jahr 1976.
"Niki war einer der uneitelsten Menschen, die ich kannte", erzählte Benoit über den dreimaligen Formel-1-Weltmeister, der nach seinem Feuerunfall stets mit der roten Kappe herumlief, um die Verbrennungen am Kopf zu verstecken, die Kappe, die später sein Markenzeichen wurde, privat aber immer wieder abnahm. Lauda sei einer der "intelligentesten Rennfahrer" gewesen, habe auch noch "einen Blick fürs Weltgeschehen" gehabt, erzählte der Schweizer, der Lauda früh kennenlernte, ihn 1973 auf Ibiza besuchte – der Beginn einer jahrzehntelangen Freundschaft. Sechs Stunden sprachen die beiden damals.
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"Der Idiot hat ihm Letzte Ölung gegeben"
So war Benoit auch 1976 bei Laudas Feuerunfall auf der Nürburgring-Nordschleife dabei, besuchte den Formel-1-Star im Krankenhaus. Lauda erlitt schwere Verbrennungen und Verätzungen in der Lunge, kämpfte um sein Überleben. "Ich durfte damals zusammen mit Marlene in die Unfallklinik Ludwigshafen und wartete tagelang in den Gängen auf Neuigkeiten. Am Freitag nach dem Unfall ging plötzlich die Tür auf, der Priester stolperte aus dem Zimmer raus und fiel mir regelrecht vor die Füße", schilderte der langjährige Reporter.
Benoit habe "die Welt nicht mehr verstanden", daraufhin sei Laudas damalige Frau Marlene aber aus dem Zimmer gekommen, habe gesagt: "Der Idiot hat dem Niki die Letzte Ölung gegeben."
"So kannst du nicht abtreten"
"Als ich später mit Niki mal darüber sprach, sagte er mir: 'Als ich die Hand vom Priester auf meiner Stirn spürte, sagte ich mir: So kannst du nicht abtreten. Da wusste ich, dass ich kämpfen musste'", erzählte der Reporter, der die Motorsport-"Königsklasse" nach wie vor begleitet.
40 Tage später gelang Lauda die Sensationsrückkehr, er startete beim Rennwochenende in Monza, wurde Vierter. "Das war wohl das größte Comeback der Formel-1-Geschichte", meinte Benoit, ergänzte: "Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber die Folgen des Unfalls haben ihn attraktiver gemacht. Vorher sah er aus wie ein langweiliger Internatsschüler, nach den Verbrennungen aber wie ein echter Rennfahrer."
Auf den Punkt gebracht
- Roger Benoit, ein langjähriger Freund und Reporter, erinnert sich an die dramatischen Ereignisse rund um Niki Laudas Feuerunfall 1976 und dessen unglaubliches Comeback 40 Tage später.
- Benoit beschreibt Lauda als einen der intelligentesten und uneitelsten Rennfahrer, dessen rote Kappe nach dem Unfall zu seinem Markenzeichen wurde, und erzählt von der bewegenden Episode, als ein Priester Lauda die Letzte Ölung gab, was Lauda zum Kämpfen motivierte.