"Der Geist von Heidi Horten schwingt hier stark mit"

Es ist ein purer Luxus, den sich sonst kaum ein Museum leisten kann: Für den Umbau für die neue Ausstellung "WE Love" hatte die private Heidi Horten Collection in der Wiener City wochenlang geschlossen. "Natürlich ist es wirtschaftlich blöd, aber es geht halt nicht anders, denn so groß ist das Museum nicht", stapelt Direktorin Agnes Husslein tief. Sie hat die neue Ausstellung auch höchstpersönlich kuratiert, also die Werke und deren Plätze ausgesucht und somit eigentlich ein weiteres Kunstwerk erschaffen. "Ich kenne ja jedes Bild der Sammlung extrem gut, weil ich sie ja aufgebaut habe." Husslein kaufte für die 2022 verstorbene Milliardärin Heidi Horten bereits Kunstwerke ein, lange bevor diese öffentlich als Kunstsammlerin galt. "Der Geist von Heidi Horten schwingt hier auch stark mit, denn ich weiß wo bei ihr jedes Bild gehangen ist, über welchem Sofa, über welchem Tisch, in welcher Residenz und was ihr wirklich wichtig war."

Im Gegensatz zu Ausstellungen in anderen Häuser, gibt es auch bei "WE Love" wieder keine Leihgaben, alles stammt auf den Beständen von Heidi Horten, die lange Zeit nicht öffentlich zu bestaunen waren. "Eigentlich war es Heidi Horten wichtig, dass niemand weiß, welche Bilder sie besitzt, weil sie mit den Bildern gelebt hat, sie hat die Bilder geliebt, diese sind bei Ihr in der Halle gehangen, sie wollte es so." Aber die damalige Belvedere-Direktorin Husslein spürte, dass die gesammelten Werke förmlich danach schrien, auch von mehr Menschen gesehen zu werden. "Ich hatte Heidi immer wieder gebeten, ob sie mir nicht Bilder borgt oder nicht ausstellen möchte", erzählt Husslein im "Heute"-Talk, "das wollte sie nicht, aber dann bin ich aus dem Belvedere weggegangen und dann hat sie gesagt: 'Jetzt möchte ich gerne meine Bilder zeigen!' und ich darauf: 'Super Heidi, jetzt habe ich aber kein Museum mehr'!"

2018 ist Husslein im Beirat des Wiener Leopold Museums gesessen und konnte damals erreichen, dass Hortens Besitzungen dort erstmals in der von Husslein kuratierten Ausstellung "Wow" zu sehen waren. Das Publikumsinteresse war damals enorm. "Nach ein paar Wochen hat sie mich angerufen und gesagt: 'Ich habe jetzt darüber nachgedacht, ich möchte ein Museum bauen, ich möchte, dass meine Bilder für die Nachwelt erhalten bleiben', was grandios war", erinnert sich Husslein daran, dass "Wow" die Initialzündung für die heutige Heidi Horten Collection war… 

"WE Love" ist ein grandioser Querschnitt aus dem Schätzen der Sammlung, wie Agnes Husslein erklärt: "Es erwartet die Menschen ein wunderbarer Parcours durch die Kunstgeschichte vom Expressionismus, über die 50er Jahre mit Fontana und Bacon und Baselitz bis zur Jetztzeit. Wir zeigen unsere Stärken, etwa die ganzen Warhols, die wir besitzen." Auf mehreren Ebenen reihen sich hier Superstars der Kunstgeschichte an Bilder, die zu ihnen passen. Husslein hat sich nicht gescheut, auch Neuentdeckungen der letzten Jahre in die Ausstellung zu integrieren. Und noch etwas ist neu: "Wir haben hier mit drei jungen Herren ein Konzept erarbeitet, welches "We love" heißt, wo die Leute voten können. Also wenn sie hier in der Ausstellung sind, dann können sie sagen 'Dieses oder jenes Bild habe ich besonders gerne und das möchte ich in Zukunft öfter sehen'. Denn nach dieser Ausstellung, wird in der untersten Ebene ein Sammlungsbestand zu sehen sein", womit die Heidi Horten Collection neben den wechselnden Ausstellungen auch erstmals eine Dauerausstellung bekommen wird. 

Zusätzlich zu "WE Love" ist in der Heidi Horten Collection ab nun auch eine Kabinettspräsentation von Gustav Klimts Meisterwerk "Kirche in Unterach am Attersee" von 1915/16 zu sehen. Agnes Husslein freut sich jedenfalls nach monatelanger und harter Arbeit darauf, dass ab Freitag nun auch wieder die Besucher ins Haus strömen werden, um "WE Love" zu bewundern: "Alles ist fertig und ich hoffe, das es doch recht gut gelungen ist…"

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