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Der Biturbo ist besser als sein Ruf
Mit dem Biturbo wagte Maserati in den 1980er-Jahren nicht nur den kompletten Neuanfang, sondern auch den Eintritt in ein anderes Marktsegment.
Eigentlich war der Maserati Biturbo eine Sensation. Er war der erste komplett neuentwickelte Sportwagen des italienischen Herstellers seit den Fünfzigerjahren. Und zudem wurde er in großen Stückzahlen gebaut. Aber Alessandro De Tomaso hatte noch ehrgeizigere Träume, er hatte nämlich fünfstellige Verkaufszahlen pro Jahr im Sinn. Was allerdings nie gelang.
Vorgestellt wurde der Maserati Biturbo der Presse anlässlich des 67. Maserati-Geburtstags am 14. Dezember 1981, die breite Masse bekam ihn am Genfer Autosalon im März 1982 zu Gesicht. Seine Eckdaten: Frontmotor mit sechs Zylindern in V-Form und einem Gabelwinkel von 90 Grad, drei Ventile pro Zylinder, zwei Turbolader, 180 PS bei 6000 Umdrehungen, Hinterradantrieb, Einzelradaufhängungen rundum, 2+2-sitzige Coupé-Karosserie mit kompakten Ausmaßen. Eigentlich war alles neu.
Vorschusslorbeeren
Die Presse empfing den Neuankömmling begeistert, schließlich kostete der Maserati nur etwa die Hälfte bisheriger Modelle, ohne dass man dabei auf artgerechte Fahrdynamik verzichten musste.
Vor allem die Italiener waren begeistert, war für sie das Auto doch besonders günstig. Denn es fiel unter die Zweiliter-Hubraumgrenze, die beim Kauf nur mit 18 anstatt 38 Prozent besteuert wurde. Dabei mussten die Käufer auf sportliche Fahrleistungen nicht verzichten. Rund 6,5 Sekunden versprach der Hersteller für den Sprint von 0 auf 100 km/h, als Höchstgeschwindigkeit 215 km/h. Dank geringem Gewicht (1.050 kg) und kurzem Radstand durfte man sich auf ein sportliches Handling einstellen.
Tatsächlich lief das Geschäft zunächst wie geschmiert. Doch dann begannen sich Kinderkrankheiten zu zeigen. Tatsächlich gingen frühe V6-Motoren serienweise in die Luft, teils wegen konstruktiver Defizite, noch mehr aber wegen Wartungssünden. Auch die Rostvorsorge war suboptimal und bei der Fertigung stellte sich heraus, dass ein höheres Qualitätsniveau vonnöten war.
Verbesserte Qualität
Mit der Zeit wurden die richtigen Schritte unternommen, um den Motor standfester zu machen und die Qualitätssicherung zu verbessern. Gleichzeitig aber flutete Maserati die Märkte mit immer neuen Modellvarianten, was den Kunden höhere Wertverluste und den Wartungsbetrieben Kopfweh bereitete.
Für den Export befreite sich Maserati von Anfang an vom Zweiliter-Hubraumlimit. 2,5 Liter waren es erst, was die Leistung von 180 auf 192 PS bei einer um 500 U/min tieferen Drehzahl ansteigen ließ. Später stieg der Hubraum sogar auf 2,8 Liter, der Wagen reifte wie ein alter Wein.
Der 222 für die Exportmärkte
Der Maserati 222 E erschien 1988 und wies als Exportmodell 2,8 Liter Hubraum, Einspritzung und drei Ventile pro Zylinder auf. 225 PS leistete der weiterhin zwangsbeatmete (Ladedruck 0,5 bar) V6-Motor, das Gewicht wurde mittlerweile mit 1.306 kg gemessen. Mit 6,9 Sekunden für den Spurt auf 100 km/h und einer Spitze von 227 km/h war er auf der Höhe der Zeit. Allerdings war er nicht wirklich günstig und blieb daher mit 722 produzierten Exemplaren auch rar.
Heute zeigt er sich im Fahrbetrieb überraschend gesittet und erweist sich als angenehmer Begleiter. Er punktet mit viel Vorwärtsdynamik und einem attraktiven Klangbild, ergänzt um ein stilvolles Interieur und ein unauffälliges Äusseres. Ein richtig guter Granturismo, vorausgesetzt er ist perfekt gewartet und in allen Aspekten voll funktionsfähig.
Weitere Informationen, Bilder und Unterlagen sowie ein Klangmuster gibt es auf www.zwischengas.com.