Coronavirus
Delta 2.0: Was steckt hinter neuer Covid-Variante?
In den USA breitet sich eine neue Delta-Variante aus. Auch in Europa gibt es schon Fälle. Jetzt mahnen bereits erste Forscher zur Vorsicht.
Das Coronavirus mutiert weiter: Nach Alpha, Beta, Gamma und Delta sowie einigen weniger bekannten Varianten ist mit AY.3 nun eine weitere Mutante aufgetaucht. Dabei handelt es sich um eine Unterart (siehe Box) der derzeit auch in Österreich dominanten Delta-Variante, die deutlich ansteckender ist als frühere Sars-CoV-2-Formen.
Die Delta-Familie
Bei AY.3 handelt es sich aber um eine weitere Subform von Delta – insgesamt gibt es derer dreizehn, die alle unter dem Namen Delta Plus zusammengefasst werden. Allgemein werden sie unter "Delta" zusammengefasst. Die Unterformen haben miteinander gemein, dass sie über eine zusätzliche Mutation des Spike-Proteins verfügen, die auch in den beiden Corona-Varianten Beta und Gamma zu finden ist. Sie stehen unter Beobachtung.
Zu beobachten ist die Ausbreitung von AY.3 vor allem im Mittleren Westen und in den Südstaaten der USA. Demnach gehen in Mississippi etwa bereits 45 Prozent der Neuinfektionen auf diese Delta-Subform zurück, in Missouri sind es 43 Prozent. Dies zeigen Daten der US-Seuchenbehörde CDC. Auch in Europa wurden bereits Fälle verzeichnet: In Großbritannien, Israel, aber auch in Deutschland. Dort liegt der Anteil bei 3,4 Prozent, wie "Heute" bereits berichtete.
Experten uneinig über Gefahr von neuer Mutation
Unklar ist derzeit, welches Risiko von AY.3 ausgeht. Während der deutsche SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter mutmaßt, dass die Variante noch ansteckender als die Delta-Variante sein könnte, notiert Christina Pagel, Professorin am University College London – ebenfalls auf Twitter: "Es gibt keinen aktuellen Beweis, dass AY.3 schlimmer als Delta ist."
Dennoch mahnt sie zur Vorsicht: Insgesamt wisse man also noch sehr wenig über AY.3. Die Variante "könnte übertragbarer sein als Delta, es könnte immunausweichender sein." Dies könnte aber auch Zufall sein. Dennoch: "Wir haben das schon einmal gesehen und sollten daher mehr über die Variante in Erfahrung bringen."
Drei Fälle in österreichischem Nachbarland
Gemäß der Varianten-Übersichtsseite covSPECTRUM wurde AY.3 bislang drei Mal in der benachbarten Schweiz nachgewiesen: Mitte Juli, in den Kalenderwochen 28 und 29. Seither nicht mehr. Entsprechend entspannt zeigt man sich im Gesundheitsamt des Nachbarlandes. "Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass es relevante biologische Unterschiede zu den anderen Delta-Varianten gibt", so Sprecher Daniel Dauwalder gegenüber dem Nachrichtenportal "20 Minuten". Daher gebe es wenig Anhaltspunkte dafür, "dass AY.3 eine größere Gefahr darstellt als die anderen Varianten der Delta-Familie."
So sieht man es auch bei der Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE). Laut einem Briefing vom 20. August ist bei der Variante weder von höherem Transmissionsrisiko noch von stärkerem Einfluss auf den Impfschutz auszugehen. Einem Freifahrtsschein kommt dieses Urteil jedoch nicht gleich. Schließlich ist die Viruslast bei einer Infektion mit der klassischen Delta-Mutante bereits bis zu 1.000 Mal höher als bei früheren Varianten. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass das Erkrankungs- und Sterberisiko höher ist.