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Das MP3-Format ist noch lange nicht tot
Das Lizenzprogramm für das MP3-Format läuft aus. Damit geht eine Ära zu Ende. Spielt die Musik heute anderswo?
Eine große MP3-Abdankung geistert momentan durch die Medien. Hintergrund für die vielen Grabgesänge ist das Ende der Lizenzierung des berühmten Komprimierungsstandards. Das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen, das das Format Ende der 1990er-Jahre entwickelt hat, lässt das Programm auslaufen. Das bedeutet einerseits, dass keine Gebühren mehr anfallen, um den Standard zu nutzen. Andererseits fällt damit auch die Weiterentwicklung der Technologie weg.
Von Karlheinz Brandenburg und Hans-Georg Musmann
in München entwickelt, ist MP3 in den letzten 20 Jahren zum meistverbreiteten Format für digitale Musik geworden. Nicht nur schickte MP3 die CD oder den Walkman in die ewigen Jagdgründe, auch die Art, wie Menschen Musik konsumieren, wurde dadurch grundlegend verändert. Und wie keinem anderen Unternehmen gelang es Apple, den Siegeszug des Formats zu nutzen. Anfang der Nullerjahre begann die große Zeit der MP3-Player und Apple war mit dem iPod zuvorderst mit dabei.
Hitzige Debatten
Allerdings hat MP3 Zeit seines Bestehens für mächtig Gesprächsstoff gesorgt. Vor allem unter Musikliebhabern. Debatten über Klangfarben und Psycho-Akustik gaben plötzlich den Ton an oder die Frage, ob nicht doch die gute alte Vinyl-Schallplatte den schönsten, vollsten und sowieso wärmsten Klang wiedergibt. So viel ist klar: In audiophilen Kreisen hatte MP3 schon immer einen schweren Stand.
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Allen Diskussionen zum Trotz. Jetzt vom Ende des MP3-Formats zu schreiben, scheint dennoch irreführend. In Europa ist das Format bereits seit 2012 patentfrei, das letzte noch gültige Patent lief in den USA am 23. April ab, wie "Heise.de" schreibt. Und MP3 wird auch weiterverwendet werden, zumal neue Verbreitungswege dazugekommen sind.
Hier sei vor allem der Aufstieg der Streaming-Plattformen erwähnt. 2015 hat die Musikbranche zum ersten Mal mehr Geld mit Streaming als mit Downloads verdient, wie die "Handelszeitung" schreibt.
Doch auch wenn sich qualitativ bessere und jüngere Komprimierungsstandards wie AAC – ebenfalls aus der Küche des Fraunhofer Instituts – durchsetzen, kommt das Requiem zu früh. Karlheinz Brandenburg, der Vater des MP3, bezweifelt, dass Gerätehersteller in Kürze vollständig auf MP3 verzichten werden. Das Gegenteil sei der Fall. "Wenn es nichts mehr kostet, warum sollte man sich davon abwenden?", sagt er gegenüber "Futurezone.at". (hau)