Coronavirus
Das ist der beste Schutz für Alten- und Pflegeheime
Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich, äußerte sich im Ö1-Morgenjournal zur Corona-Lage in den Alten- und Pflegeheimen.
Das Coronavirus hat vor allem die Alten- und Pflegeheime in Österreich mit voller Wucht getroffen. Seit Beginn der Pandemie sind etwa in der Steiermark rund die Hälfte aller Covid-Todesfälle aus Heimen gekommen. Die Opposition fordert bereits seit geraumer Zeit, regelmäßige Tests vor den Heimen und spart auch nicht mit Kritik an Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
Geht es nach FPÖ-Chef Norbert Hofer, so sollte das Bundesheer die Testungen von Besuchern vor Alten- und Pflegeheimen durchführen -wie auch bei den Massentests in Wien. Doch warum sind die Heime eigentlich auch Monate nach dem Ausbruch der Pandemie im Land noch immer so gefährdet?
"Alten- und Pflegeheime sind keine Inseln, sie sind auch immer ein Spiegel der Gesamtsituation in Bezug auf die Infektionen. Wir sehen ganz konkret, dass in den Bundesländern oder Regionen, wo die Gesamtzahlen sehr hoch sind, die Pflegeheime auch mehr betroffen sind", erklärt Maria Katharina Moser, Direktorin der Diakonie Österreich im Ö1-Morgenjournal.
Es brauche daher natürlich "spezifische Schutzmaßnahmen für die Alten- und Pflegeheime. Aber der beste Schutz für die Heime sind insgesamt niedrige Zahlen". Die Tests vor den Pflegeheimen seien laut Moser auch vorgesehen, die Frage sei aber auch immer, ob die Mittel zu Verfügung stehen.
"Angehörige sollen sich vor Besuch testen lassen"
"Unser Personal ist super ausgelastet, es gibt viel zu tun und in den Einrichtungen auch höheren Betreibungsaufwand durch Corona", stellt die Direktorin der Diakonie Österreich klar. Es müssten daher "externe Teams" zu Verfügung gestellt werden. Zudem müsse man auch sehen, wie das mit Personen sei, die in das Heim hineingehen.
Für Menschen in den Heimen gelte das gleiche wie für uns alle. Die Bewohner können die Einrichtungen unter denselben Regeln verlassen und auch rausgehen, es könne laut Moser daher auch außerhalb von Alten- und Pflegeheimen zu Infektionen kommen. "Wir müssen daher auch Kontakte außerhalb in Blick nehmen", so Moser. Sie richtete zugleich einen Appell an die Angehörigen, dass sich diese vor einem Besuch vorab testen lassen.
Auf die Frage, ob solche Tests etwa auch eine Frage des Geldes seien, antwortete die Direktorin der Diakonie Österreich: "Das ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Aber ja, die finanzielle Frage ist immer eine, auch weil der Personal-Einsatz so hoch ist". Die Mitarbeiter in den Pflege- und Altenheimen würden durchgehend FFP2-Masken tragen und die Belastung der täglichen Arbeit sei daher sehr hoch, wenn eine Infektion im Heim auftreten sollte.
"Isolation schützt, aber schadet"
"Was in dieser Covid-Situation so wichtig ist, ist das Gespräch und die Kommunikation. Sowohl mit den Angehörigen, die sich große Sorgen machen, als auch mit den Bewohnern selbst. Besonders wenn Personen mit Demenz leben, spüren sie die Aufregung, den Stress, die Panik und die Angst", so Moser. Es brauche hier Auseinandersetzung und dafür müsse auch genug Zeit sein. Darum müssten die Mitarbeiter in den Heimen so "dringend entlastet" von den Tests werden.
Doch hat die Politik seit Beginn der Pandemie nicht genug auf die Alten- und Pflegeheime hingesehen? " Ich glaube, es liegt an der Gesamtsituation, die Pflegeheime sind ein Spiegel des Gesamt-Infektionsgeschehens. Wir sind jetzt in einer Situation in Österreich, wo die Zahlen immer noch höher sind, als zu Beginn des harten Lockdowns im März und auch viel höher als im Nachbarland Deutschland".
Mit Blick auf die Alten- und Pflegeheime müsse man aber auch sehen, dann gehe es auch oft um die Frage nach Isolations-Maßnahmen, Besuchs- und Ausgangsbeschränkungen. "Wir müssen hier sehr genau sehen, dass Isolation schützt, aber auch gleichzeitig schadet", erklärt Maria Katharina Moser.