25.000-mal stärker als CO2

DAS ist das gefährlichste Treibhausgas der Welt

Es wird in der Elektroindustrie verwendet und steckte in so manchem Laufschuh und Autoreifen. In der Atmosphäre verbleibt es 1.000 Jahre.

Bernd Watzka
DAS ist das gefährlichste Treibhausgas der Welt
Horror-Gas: Schwefelhexafluorid, eine anorganische chemische Verbindung aus den Elementen Schwefel und Fluor.
KI

Die Fakten sind alarmierend: In Europa und den USA wurde seit 2005 fast doppelt so viel vom klimaschädlichsten Treibhausgas der Welt freigesetzt, als offiziell gemeldet wurde, berichten Wiener Meteorologen.

Das Gas heißt Schwefelhexafluorid (SF6), wird in der Elektroindustrie verwendet und war in so manchen Laufschuhen und Autoreifen. Vor allem in China und Indien steigen die Emissionen stark an, heißt es im Journal Atmospheric Chemistry and Physics.

Potenzial 25.000-mal höher als CO2

"Das Treibhausgaspotenzial von SF6 ist fast 25.000-mal höher als von CO2, und es verbleibt tausend Jahre in der Atmosphäre", so Martin Vojta vom Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien.

SF6 wird Klima noch Hunderte Jahre erwärmen

"Das Gas sammelt sich dort also und wird das Klima für Hunderte von Jahren erwärmen." Die jährlichen globalen SF6-Emissionen zeigen auch heute schon eine Wirkung. "Sie entspricht ungefähr viermal jenen der jährlichen österreichischen CO2-Emissionen", heißt es.

SF6 breitet sich dank langer Lebensdauer aus

"Im Grunde befindet sich SF6 in der gesamten Atmosphäre", berichtete Vojta. Die größten Konzentrationen gebe es in der untersten Schicht, der Troposphäre, die in Mitteleuropa rund elf Kilometer hoch ist. Aufgrund seiner langen Lebensdauer finde man aber viel von dem Treibhausgas auch in der Stratosphäre (bis 50 km).

Länder liefern nur Schätzungen

Laut "Kyoto-Protokoll" der Vereinten Nationen über Klimaänderungen müssen Länder ihren Treibhausgas-Ausstoß melden, darunter auch die SF6-Emissionen, so die Forscher. Dabei handelt es sich aber vor allem um Schätzungen, die statistisch hochgerechnet werden und somit "sehr unsicher sind", erklären sie.

Gas in Elektrobauteilen

Bis zur Jahrtausendwende wurde das Gas auch in Sohlen von Laufschuhen verwendet, zum Befüllen von Autoreifen und als Isoliergas bei Fenstern. Dies ist aber heutzutage aus Umweltschutzgründen verboten. Wann das Gas aus Elektrobauteilen, wo es als Isolator fungiert, entweichen werden, sei kaum absehbar.

Emissionen in Europa gesunken

Es gebe aber auch Positives zu berichten: Die (tatsächlich gemessenen) Emissionen sind in Europa und Nordamerika deutlich gesunken. In der EU betrugen sie 2005 noch 410 Tonnen, 2021 "nur" mehr 250 Tonnen. In den USA gingen sie von 1.300 auf 500 Tonnen zurück.

Höchstwerte in China und Indien

In China vervierfachten sich hingegen die Emissionen von 1.300 Tonnen im Jahr 2005 auf 5.200 Tonnen im Jahr 2021. "Alleine schon dieser Anstieg machte den Rückgang in den USA und der EU mehr als wett", heißt es. Eine ähnliche Entwicklung sei auch in Indien anzunehmen.

Um die Klimakrise nicht weiter anzuheizen, müsste man demnach auch in China und Indien die Verwendung von SF6 rasch beschränken und die Emissionen global besser überwachen, meinen die Forscher.

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    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS

    Auf den Punkt gebracht

    • Schwefelhexafluorid (SF6) ist ein extrem klimaschädliches Treibhausgas, das in der Elektroindustrie verwendet wird und 25.000-mal stärker als CO2 ist
    • Trotz sinkender Emissionen in Europa und Nordamerika sind die globalen SF6-Emissionen aufgrund starker Zunahmen in China und Indien weiterhin alarmierend hoch, was eine dringende internationale Überwachung und Beschränkung erfordert
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