Smartphone-Test

Das emporia ME.6 ist mehr als nur ein Handy mit Knopf

Der heimische Hersteller emporia hat das Smartphone ME.6 vorgestellt. Im Test überzeugt es mit seiner Ausstattung und den Funktionen für Ältere.

Rene Findenig
Das emporia ME.6 ist mehr als nur ein Handy mit Knopf
Das emporia ME.6 im Test: Der "No Panic"-Button alarmiert im Notfall die Einsatzkräfte.
Rene Findenig

Für 299 Euro bringt der Technologie-Entwickler und -Hersteller emporia mit Firmensitz in Linz das neue Smartphone ME.6 in den Handel. Äußerlich sieht es wie ein modernes Handy aus, auffällig ist einzig eine rot umrandete, physische Taste auf der Rückseite des Geräts, die von einem Herz geziert wird. Das Symbol ist passend, denn hier versteckt sich das Herz des Schutzsystems des Smartphones. Doch der Reihe nach. Mit den Maßen 11 x 165 x 77 Millimetern ist das Smartphone groß ausgefallen, das Gewicht von 209 Gramm bewegt sich im Mittelfeld. Eine einhändige Bedienung fällt da schwer, dafür ist der Bildschirm 6,58 Zoll groß.

Das Display ist zu den Gehäusekanten hin ganz leicht abgerundet, das sorgt für ein Komfort-Gefühl in der Hand. Der ebenfalls sehr leicht abgerundete Rahmen erinnert an frühere iPhone-Generationen und geht in eine matte Kunststoff-Rückseite über, die Fingerabdrücke besser als glänzende Oberflächen fernhält. In einem leicht aus dem Gehäuse stehenden Modul finden sich wie bei anderen Herstellern nicht nur drei Kameras, sondern auch ein 5G-Schriftzug und die Herz-Taste mit dem Titel "Emergency System". Die Einschalttaste auf der rechten Rahmen-Seite beinhaltet einen Fingerabdrucksensor, links finden sich SIM-Schacht und Lautstärke-Wippe.

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    Für 299 Euro bringt der Technologie-Entwickler und -Hersteller emporia mit Firmensitz in Linz das neue Smartphone ME.6 in den Handel.
    Für 299 Euro bringt der Technologie-Entwickler und -Hersteller emporia mit Firmensitz in Linz das neue Smartphone ME.6 in den Handel.
    Rene Findenig

    Solide ausgestattet, aber die Stärken liegen in der Nutzung

    Der SIM-Schacht schluckt neben einer Nano-SIM auch eine optionale Speicherweiterungskarte und kann den internen, eher knapp bemessenen Gerätespeicher von 128 Gigabyte (GB) um 256 GB erweitern. Unten am Rahmen finden sich neben einem Lautsprecher gleich zwei Lademöglichkeiten, einmal für eine Docking-Station, einmal für ein USB-C-Kabel. Auf der Vorderseite unterbricht nur eine kleine Tropfen-Notch für die Selfie-Kamera das Bildschirm-Geschehen. Das neue Smartphone kann damit per Gesichtserkennung entsperrt werden, alternativ aber auch durch einen Code oder den Fingerabdruck. Wi-Fi 5, 5G, GPS, NFC gibt es.

    Als Arbeitsspeicher kommen 6 GB zum Einsatz, die einen Dimensity 700 Prozessor befeuern. Damit ist das Smartphone zwar nicht stark für ein Mittelklasse-Smartphone ausgestattet, dennoch ist es ein solides Gerät, das ganz andere Stärken aufweist. Der Grund: Neben einem alltagstauglichen Smartphone für alle Nutzer ist das ME.6 auch das, wofür das Unternehmen emporia bekannt ist, nämlich ein Begleiter für ältere Menschen. emporia hat sich der Aufgabe verschrieben, älteren Nutzern Mobilgeräte zur Verfügung zu stellen, die sich einfach bedienen, leicht ablesen und in Notsituationen gut brauchen lassen. Und das funktioniert fantastisch.

    Entweder ein "normales" Smartphone oder ein Hilfe-Handy

    Startet man das ME.6, fährt es wie ein herkömmliches Android-Smartphone hoch und lässt sich auch so einrichten. Doch es gibt in Form einer parallelen, emporia-eigenen Benutzeroberfläche eine Betriebssystem-Bsonderheit. So kann man jederzeit vom Android-13-basierten System in den "Einfach"-Modus wechseln, in dem sich auch ältere Personen ohne Vorwissen zurechtfinden sollten. Auffällig ist abseits davon, dass bis auf ganz wenige Ausnahmen die Ausstattung und das Design des emporia ME.6 dem von "Heute" bereits getesteten und damals um 100 Euro teureren Smart.6 gleicht. Entsprechend gleichen sich auch die Test-Eindrücke.

    Einen Fingerabdrucksensor hat das ME.6 direkt in der Einschalttaste – er löst recht zuverlässig, aber nicht ganz so schnell wie bei anderen Herstellern aus. Alternativ kann das Smartphone auch per flotter Gesichtserkennung auch bei schlechtem Umgebungslicht oder ganz klassisch per Zahlencode entsperrt werden. Insgesamt kommt am Smartphone viel Plastik zum Einsatz, dennoch wirkt es nicht billig, sondern dem Preis entsprechend. Die emporia-eigene Oberfläche zeigt simpel die wichtigsten Funktionen am Handy groß an, damit sich Anfänger und Ältere leicht zurechtfinden. Anders als früher gibt es mit Ladekabel und SIM-Nadel nur wenig Zubehör.

    Im Notfall schlägt das Smartphone umfassend Alarm

    Die emporia-eigene Nutzeroberfläche "teilt" das System in nur drei übersichtliche Bereiche. Am Startbildschirm des ME.6 sind die Basisfunktionen wie Telefonieren, Nachrichten, Fotoalbum und Info-Center zu finden. Per Display-Wisch nach rechts kommt man zu einer Übersicht mit Kontakten und Notfallnummern, per Wisch nach links zu den wichtigsten Apps wie Kamera, Kalender, Wecker, Wetter oder Internet. Über eine eigene Kachel lassen sich "Alle Apps" ansehen und auswählen, Facebook, Instagram oder WhatsApp laufen durch Play-Store-Anbindung ganz normal. In den Einstellungen kann man immer zum Android-Modus wechseln.

    Auf der Rückseite des Smartphones im Kameramodul besitzt das Smart 6 gleich drei Kamera-Linsen, einen LED-Blitz und die rot umrandete Notfall-Taste – ebenfalls eine Besonderheit der emporia-Geräte, die der Hersteller nun "No Panic"-Button nennt. Für diesen legt man optional (auch mehrere) Notrufkontakte fest, das können entweder Privatpersonen oder Behörden sein. Drückt man die Notruftaste dann drei Sekunden lang, kontaktiert das Handy den internationalen Notruf 112 und die Notfallkontakte. Alarm und Blinken warnen Umstehende bei einem Unfall, ein Live-Video zeigt Notfallkontakten das Vorgefallene, der Standort wird ebenso übermittelt.

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    Kamera liefert in fast allen Situationen brauchbare Bilder

    Beim Bildschirm gibt es am 6,58-Zoll-Display zwar keine Bestwerte, aber eine ausreichend scharfe Auflösung von 1.280 x 2.408 Pixeln und eine Bildwiederholrate von 60 Hertz. Kleine Mankos sind weiter die recht niedrige Helligkeit und die breiten, schwarzen Bildschirmränder. Die Selfie-Kamera (8 Megapixel) ist in einer Tropfen-Notch verbaut, Selfies fallen brauchbar, aber unspektakulär aus. Anders die Hauptkamera, die in manchen Situationen überraschen kann. Hier spielen ein 50-Megapixel-Hauptsensor (MP), eine 2-MP-Makrokamera und ein 2-MP-Tiefensensor zusammen. Stimmt das Licht, kann dieses Kamera-Setup schöne Bilder abliefern.

    Tagsüber bei gutem Licht gibt es scharfe Fotos, die allerdings dazu tendieren, Farben etwas zu künstlich darzustellen. Der bis zu vierfache (digitale) Zoom des Geräts ist schwachbrüstig – mit einigen Qualitätsverlusten muss man da rechnen, im Alltag lässt sich auf diesen aber gut verzichten. Durch den Makrosensor gibt es mit etwas Herumspielerei sehr schöne Nahaufnahmen. Bei Nacht kommt es auch die (verbleibenden) Lichtverhältnisse an. Ist es sehr dunkel, hellt das Smartphone das Bild noch gut auf, es rauscht aber ordentlich. Gibt es noch eine Lichtquelle, sind bei Nacht noch brauchbare Fotos möglich, allerdings ganz ohne Zoom.

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      Die Hauptkamera des emporia ME.6 kann in manchen Situationen durchaus überraschen. Hier spielen ein 50-Megapixel-Hauptsensor (MP), eine ...
      Die Hauptkamera des emporia ME.6 kann in manchen Situationen durchaus überraschen. Hier spielen ein 50-Megapixel-Hauptsensor (MP), eine ...
      Rene Findenig

      Das emporia ME.6 ist mehr als nur ein Handy mit Knopf

      Auch im Inneren des ME.6 werkt wie im Smart.6 ein Dimensity-700-Chip von MediaTek samt 6 GB Arbeitsspeicher, was das Handy flüssig nutrzbar macht, aber kurze Wartezeiten beim Öffnen und Installieren von Apps bedeutet. In dieser Preisklasse gibt es deutlich schnellere und stärkere Smartphones, doch technische Rekordwerte will das ME.6 auch gar nicht abliefern, sondern lieber ein zuverlässiger Begleiter im Alltag sein. Und das schafft das Smartphone problemlos, Tippen, Surfen, ein bisschen Mobile Gaming einfacher Spiele-Apps, das ist alles kein Problem. Richtig dick für ein emporia-Handy ist der Akku mit 4.900 Milliamperestunden.

      Das reicht für mindestens zwei Tage auch bei intensiver Nutzung locker aus. Geladen wird eher gemächlich per USB-C-Buchse ohne Schnellladung – einmal leer ist das Smartphone in gut zwei Stunden wieder voll geladen. Kabelloses Laden ist nicht möglich. Das Smartphone ist zudem per IP54-Zertifizierung gegen Staub und Spritzwasser geschützt, bietet eine Hörgeräte-Unterstützung, eine digitale Display-Lupe und zwei Jahre Garantie. Zu einem sehr fairen Preis liefert emporia mit dem ME.6 ein Smartphone ab, das von älteren Nutzern simpel bedient werden kann und in Notfällen Hilfe ruft, das aber auch jüngeren Menschen gut gefallen könnte.

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