TV-Schlagabtausch

"Das empört!" Wilde Debatte um 41-Stunden-Woche im ORF

Ministerin Karoline Edtstadler sprach sich für eine Arbeitszeitverlängerung auf 41 Stunden aus. Im ORF sorgte das für einen Experten-Schlagabtausch.

Newsdesk Heute
"Das empört!" Wilde Debatte um 41-Stunden-Woche im ORF
Waren sich beim Thema Arbeitszeit uneins: Gewerkschafts-Vorsitzende Barbara Teiber und Wirtschaftsforscherin Monika Köppl-Turyna.
Screenshot ORF

Während SPÖ-Chef Andreas Babler seit Wochen für eine 32-Stunden-Woche trommelt, sorgte nun ÖVP-Ministerin Karoline Edtstadler für Aufsehen. Die Ministerin befürwortete den Vorstoß der Industriellenvereinigung, die Arbeitszeit auf 41 Stunden pro Woche anzuheben statt zu senken, "wenn wir unseren Wohlstand erhalten wollen". Und: Bei dem Wunsch nach einer Arbeitszeitverkürzung handle es sich um "linke Träume", die sich "nicht ausgehen" würden.

In der ORF-"ZIB2" am späten Dienstagabend waren sich bei Moderator Armin Wolf die Gewerkschafts-Vorsitzende Barbara Teiber und die Wirtschaftsforscherin Monika Köppl-Turyna beim Thema Arbeitszeit uneins. Köppl-Turyna sei "überrascht" über die Zahlen, dass in Österreich bereits jetzt länger als in vielen anderen europäischen Ländern gearbeitet werde. Es werde viel in Teilzeit gearbeitet, da könne man ansetzen, zudem sei das Pensionsantrittsalter in Österreich niedriger als in vielen anderen Ländern, so die Expertin.

"Das empört natürlich"

Köppl-Turyna würde generell die "Debatte viel breiter" sehen und Pensionsantrittsalter und Teilzeitregelungen in die Diskussionen miteinbeziehen. Ganz anders die Meinung der Gewerkschafts-Chefin: Seit Jahrzehnten vervielfache sich die Arbeitsleistung, bei steigender Produktivität bleibe aber die Arbeitszeit gleich, so Teiber. "Das empört natürlich." Österreich habe "überlange Arbeitszeiten bei Vollbeschäftigten", das Arbeitsvolumen drücke hingegen eine hohe Teilzeitquote. Ohne Lohnausgleich handle es sich "um Verluste", die Arbeitnehmer mit immer mehr Arbeit in der gleichen Zeit hinnehmen müssten, so die Gewerkschafterin.

Köppl-Turyna hielt dagegen: In Österreich gingen die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden stärker zurück als in anderen Ländern, sie würden bei 30 Stunden pro Woche liegen. Und: Von der steigenden Wirtschaftsleistung "haben Arbeitnehmer überproportional profitiert", so die Wirtschaftsforscherin. Durchaus was machen könne man bei der Teilzeit, "da passen auch die Rahmenbedingungen nicht", hielt ihr Teiber entgegen. Die Gewerkschafts-Chefin "verstehe nicht", wie Ministerin Edtstadler für mehr Arbeitszeit plädieren könne und am selben Tag herauskomme, dass es viel zu wenig Kinderbetreuungsplätze in Österreich gebe.

"Davon ist kein Cent angekommen"

Man könne von Arbeitnehmern nicht verlangen, mehr zu arbeiten und dafür nicht bezahlt zu werden, so Teiber. Ja, so etwas bedeutet "sinkende Stundenlöhne", gab Köppl zu, es gebe aber die Möglichkeit von Lohnausgleich und bei guten Produkten würden die Unternehmen auch bessere Löhne zahlen können. Für Teiber kein Argument: Man habe zahlreiche Lohnnebenkostensenkungen in den letzten Jahren in Österreich gehabt, "davon ist kein Cent bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern angekommen".

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    In vielen Branchen würden Beschäftigte verzweifelt gesucht, Unternehmen würden Mitarbeitern teils nur mit Arbeitszeitverkürzungen halten können, da sei ein Ruf nach höherer Arbeitszeit das Falsche, so Teiber: Das "ist wirklich gegen das, was aktuell gebraucht wird". Köppl-Turyna erklärte wiederum, dass zwar in Branchen eine solche Arbeitszeitverkürzung möglich sei, eine generelle Produktionssteigerung durch weniger Arbeitszeit sei am Markt aber einfach nicht möglich. Resultat: Einig waren sich die Expertinnen nur dabei, dass sich bei den Teilzeit-Regelungen in Österreich etwas ändern müsse.

    red
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