Wirtschaft

Vier Billionen Euro bei Digital-Konferenz in Wien

Heute Redaktion
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Bei "Darwin's Circle" reden Spitzenmanager von Firmen, deren Marktwert 4.000.000.000.000 Euro beträgt. "Heute" sprach mit den Organisatoren der Konferenz.

Am 27. September findet im Wiener "Haus der Industrie" die Digitalisierungskonferenz "Darwin's Circle" statt – ein Treffen von hochkarätigen Spitzenmanagern der Digital-Branche aus aller Welt. Die Organisatoren Rudi Kobza und Nikolaus Pelinka stellen große technologische und wirtschaftspolitische Themen zur Diskussion.

Heute: „Darwin's Circle" findet heuer zum zweiten Mal statt. Wer sind die Stars?

Niko Pelinka: Wir haben heuer mehr als 50 hochkarätige Speaker, jeden davon würde ich auf seinem Gebiet als „Star" bezeichnen. Wir freuen uns besonders über die Keynote von Marcus Braun, dem CEO von Wirecard. Wirecard wird gerade als erstes Digital-Unternehmen in den Dax aufgenommen und hat einen Börsenwert von rund 24 Mrd. Euro – deutlich mehr als Deutsche Bank oder Lufthansa.

Alexa kommt nach Wien

Rudi Kobza: Ausserdem kommt Alexa nach Wien. Navid Hadzaad, der Produktleiter von Amazons Voice Assistant Alexa, hat jetzt zugesagt und fliegt aus Seattle ein. Voice Control, wie sie Hadzaad entwickelt, wird unseren Zugang zu Technologie und digitalen Prozessen nachhaltig verändern.

Heute: Ihre Speaker sind Führungskräfte bei Facebook, Instagram, Amazon Web Services, Google, Daimler, ORF, Linkedin, Axel Springer, IBM oder Uniqa. Was ist deren gemeinsamer Nenner?

Pelinka: Es ist die Digitalisierung, die alle Bereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft erfasst. Deshalb haben wir auch ein so breites Spektrum von Sprechern. Wir haben 50 Speaker von vier Kontinenten aus allen Branchen eingeladen. Die Welt ist in einem grundlegenden Wandel, und wir haben uns bemüht die wichtigsten Themen auf einen Tag zu komprimieren.

Heute: Diese Masse an Themen – ist das nicht ein wenig zu ehrgeizig an einem Tag?

Kobza: Es ist ein Streifzug, der perfekt auf Führungskräfte abgestimmt ist. Denn unsere Themen betreffen nahezu jedes Unternehmen: Wie setzte ich die digitale Transformation in meinem Unternehmen um? Wie gehöre ich zu den Gewinnern? Deshalb wollen wir Schlaglichter auf die relevanten Hauptthemen unserer Zeit setzen. Für die inhaltliche Vertiefung haben wir neben dem Darwin's Circle spezialisierte Plattformen wie „DC Mobility" geschaffen. Dort werden die Themen branchenbezogen behandelt und vertieft weiter fortgeführt.

Fruchtbare Partnerschaften

Pelinka: Am liebsten würde ich die Konferenz auf eine ganze Woche ausdehnen, aber das ist bei den vollen Terminplänen unserer Gäste und Speaker natürlich nicht möglich. Unser Ziel ist es außerdem, dass sich Vortragende und Publikum zu einem echten Austausch vernetzen. Im Idealfall entstehen fruchtbare Partnerschaften.

Heute: Der Marktwert der bei Darwin's Circle vertretenen Unternehmen liegt tatsächlich bei 4 Billionen Euro?

Pelinka: Eine unfassbare Summe. Märkte bemühen sich natürlich immer in die Zukunft zu investieren, und die anwesenden Companies werden als die Zukunft wahrgenommen. Allein Tencent hat 400 Milliarden Euro Marktkapitalisierung, das ist einer der Digital-Giganten Chinas. Und Amazon hat gerade medienwirksam die Billion-Grenze überschritten.

Heute: Wie haben Sie alle diese Redner organisiert? Haben Sie bei Amazon-Chef Jeff Bezos angerufen und ihn gefragt ob er kommt?

Kobza (lacht): So ähnlich. Wir kennen viele unserer Speaker durch unser internationales Netzwerk. Dadurch sind wir mit vielen internationalen Führungskräften im regelmässigen Austausch, allerdings nicht mit Bezos direkt, das heben wir uns fürs nächste Jahr auf...

Ein Gast als Redner

Pelinka: Eine lustige Geschichte in diesem Zusammenhang: Wir haben James Kugler, den Chief Digital Officer des Pharmariesen Merck, als normalen Ticket-Käufer auf einer Liste entdeckt – ein sehr schönes Lob für uns. Natürlich haben wir ihn sofort auch als Redner eingeladen.

Heute: Was kann man von Leuten wie Wirecard-CEO Marcus Braun lernen? Dessen Erfolge sind doch ein Sonderfall.



Pelinka: Es gibt aus meiner Sicht momentan keine Erfolgsgeschichte im digitalen Europa, die mit der von Markus Braun vergleichbar ist. Braun wusste vor allen anderen, wohin die Reise im E-Commerce geht und hat strategisch und überzeugt gehandelt – das ist ein Erfolgsfaktor. Die Botschaft für Europa: Wenn man die richtigen Ideen entwickelt, dann stellt sich der Erfolg auch bei uns ein, nicht nur in den USA oder in Asien. Braun ist übrigens ein Österreicher und die meisten Österreicher kennen ihn leider noch gar nicht, da werden wir einen kleinen Beitrag leisten.

Heute: Erfährt der Besucher bei Darwin's Circle, wie die digitale Welt in fünf Jahren aussehen wird?



Pelinka: Wir haben keine Glaskugel. Wir gestalten keine Konferenz für Techniker, die Nischenprodukte bestaunen wollen. Wir reden über das hier und jetzt. Wir beschäftigen uns mit konkreten Technologien, die jetzt bereits vorhanden sind und diskutieren ihre Auswirkungen in den kommenden Jahren.

Heute: Wie sind die Reaktionen von Führungskräften, die letztes Jahr an Darwin's Circle teilgenommen haben?



Pelinka: Das größte Lob ist, dass alle unserer Partnerfirmen heuer wieder mit Freude dabei sind und auch viele neue Firmen dazugekommen, die uns bei diesem Projekt unterstützen.

Heute: Wie beurteilen Sie den Fortschritt der Digitalisierung in Österreich?



Pelinka: Wir sind weiter auf dem richtigen Weg, fast alle haben verstanden, dass noch viel passieren muss. Allerdings hat es viele Jahre gebraucht, um Digitalisierung auf die große österreichische Agenda zu bringen. Aber wir dürfen uns jetzt nicht ausruhen. Unsere Konferenz soll weiter Druck machen.

Kobza: Das Thema Digitalisierung ist längst in der Führungsebene angekommen. Jetzt geht's darum internationale Benchmarks und Trends frühzeitig zu erkennen und wettbewerbsfähig zu sein.

Bergbauernbub und Harvard-Student

Heute: Wo sehen sie Gefahren bei der Digitalisierung in Österreich?



Pelinka: Natürlich erleben wir auch negative Auswirkungen. Wir wollen aber vermitteln, welche Möglichkeiten der digitale Wandel bringt. Jeder Bergbauernbub hat heute Zugang zu mehr Informationen, als ein Harvard-Student vor 20 Jahren. Natürlich müssen wir auch darüber diskutieren, welche Gefahren für Missbrauch entstehen. Denn Technologie braucht Kontext und Regeln. Das ändern aber nichts an unserer positiven Grundhaltung.

Heute: Ab wann ist die Konferenz für Sie ein Erfolg?

Kobza: Wenn die Menschen von den Diskussionen viele Inspirationen mitnehmen. Dafür machen wir das Ganze. Die Konferenz soll positive Energie freisetzen, aus der Projekte entstehen. Inspiration, Wissen und Austausch mit Partnern – darauf kommt es an.

Jeder kann sich bedienen

Heute: Was bringt die Konferenz dem einfachen User?



Pelinka: Wir veranstalten Darwin's Circle ja nicht als elitäre, verschworene Geheimsache. Jeder kann sich auf unserer Homepage alle Diskussionen ansehen. Wir sagen dem User: Komm' und hol' Dir Dein Wissen. Jeder kann sich hier bedienen, Information und Wissen werden durch die Digitalisierung auch demokratisiert.

Die männliche Digitalisierung

Heute: Es sprechen wenig Frauen bei Darwin's Circle. Ist die Digitalisierung noch immer männlich?

Pelinka: Ja, das ist leider so. Wir wollen bei Darwin's Circle vor allem Führungskräfte einladen. Da erleben wir, dass es einfach viel zu wenig Frauen in höheren Management-Ebenen im Digital-Sektor gibt. Aber wir werden dieses Thema offensiv angehen – mehr dazu gibt es demnächst.

Heute: Was raten Sie jungen, digital-affinen Jobeinsteigern?

Kobza: Es geht meist darum, Bereiche zu vertiefen, von denen man jetzt schon weiß, dass sie sich weiter entwickeln werden. Virtual Reality, Artificial Intelligence, Voice, Robotics, Biotech, personalisierte Medizin, um n ur einige zu nennen. Mein Rat: Vertiefe deine Interessen, spezialisiere dich. Profitiere von der Internationalisierung, die nicht in Österreich oder Europa aufhört.

Pelinka: Wir haben es jetzt mit einer Übergangsgeneration zu tun, die Brückentechnologien nutzt. Für kommende Generationen wird die Digitalisierung viel selbstverständlicher sein.



Das komplette Programm der Konferenz ist unter www.darwins-circle.com abrufbar.