Coronavirus

Völlig falsche Corona-Zahlen – das steckt dahinter

Der neue Corona-Bericht der Gesundheitsbehörden strotzt vor Zahlendrehern. Kurz vor dem geplanten Lockdown-Ende sorgt das für heftige Aufregung.

Roman Palman
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Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bei einem Presseauftritt.
Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bei einem Presseauftritt.
Tobias Steinmaurer / picturedesk.com

Die (hoffentlich) letzte Woche dieses Lockdowns startete mit einem totalen Chaos auf Seiten der Gesundheitsbehörden. Erst nach Stunden erschienen die täglichen Corona-Zahlen – 4.625 neue Corona-Fälle, 48 Tote – im elektronischen Meldesystem. Als der aktuelle Bericht dann endlich ausgegeben wurde, ließen die präsentierten Zahlen starke Zweifel an ihrer Richtigkeit aufkommen.

Zwar ist die Beinahe-Halbierung der täglichen Neuinfektionen im Vergleich zur Vorwoche ein Grund zur Freude. Im EMS-Datenblatt herrscht aber ein komplettes Wirrwarr. Test-, Infektions- und Todeszahlen sind absolut nicht nachvollziehbar.

Das Corona-Papier belegt verheerende Daten-Pannen.
Das Corona-Papier belegt verheerende Daten-Pannen.
"Heute"

In der kurz vor 16 Uhr veröffentlichten "Morgenmeldung" wurden etwa 380.547 Corona-Testungen ausgewiesen, in Wien wurden den selben Angaben zufolge aber plötzlich fast 30 Millionen (!) Minus-Tests gemacht. Das wäre ein Vielfaches der überhaupt jemals in der Hauptstadt durchgeführten Testungen.

In der Steiermark dürften scheinbar auch die Toten wiederauferstanden sein, denn hier wurde plötzlich ein Minus von 2.321 Todesfällen ausgewiesen.

Zusammenfassend weist der Bericht in den jüngsten 24 Stunden österreichweit insgesamt eben die eingangs genannten 4.625 Neuinfektionen und 48 Todesfälle aus. Ob diese Zahlen wirklich stimmen, kann aus dem Chaos nicht herausgelesen werden.

Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen? Schon seit Mitte November kommt es zu teils gravierenden Pannen rund um das Epidemiologische Meldesystem EMS. Die Plattform, die alle Positiv-Einmeldungen der Ärzte, Krankenanstalten und Labore sammelt und abspeichert, kracht schon seit Wochen im gesamten virtuellen Gebälk und stand in dieser Pandemie bereits mehr als einmal vor dem Zusammenbruch.

Überlastung

Grund dafür ist unter anderem die schiere Masse an Tests, die derzeit täglich eingemeldet werden. Das Gesundheitsministerium von Wolfgang Mückstein (Grüne) musste bereits eine Reißleine ziehen: "Ab sofort sind ausschließlich Personen mit einem Nachweis von SARS-CoV-2 in das EMS zu melden". Negative Ergebnisse werden also gar nicht mehr eingespeist, um die Server zu entlasten.

Aber auch die Labore kommen kaum noch mit, weshalb Bundesländer bereits Corona-Infizierte dazu aufgerufen haben, keine PCR-Tests mehr zu machen und das Freitesten aus der Quarantäne abgeschafft haben.

"Das darf doch nach 21 Monaten Pandemie nicht wahr sein. Wir glauben uns unsere eigenen Zahlen ja selbst nicht mehr", klagte ein hochrangiger Bundesländer-Vertreter gegenüber "Heute" über das heutige Zahlen-Wirrwarr.

Bekanntes Problem

Tatsächlich peinlich ist, dass das EMS vor ziemlich genau einem Jahr in eine ähnliche Schieflage geraten war. Es wurde offenbar verabsäumt, das Sytem (ausreichend) vor der nächsten Corona-Welle auszubauen. 

Die Datenbank, die ursprünglich auf "7.000 Salmonellen-Fälle im Jahr" (Peter Hacker) ausgelegt war, krachte bereits im November 2020 unter der Last der Neuinfektionen – mehrere Tausend pro Tag, aber deutlich weniger als in der aktuellen Delta-Welle – an allen Ecken und Enden. 

Der damalige Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte, dass das EMS zwar "sehr weit entwickelt", aber eben nicht für eine solche Auslastung gemacht worden sei. Mit externer Unterstützung wollte man die Probleme ausmerzen, "damit es zu keiner Verzögerung bei der Eingabe in das EMS mehr kommt". Wirklich geschafft hat man das aber bis heute nicht.

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