Coronavirus

Darum leiden junge Menschen mehr an Impf-Nebenwirkungen

Vor allem jüngere Menschen wundern sich, warum sie nach einer Corona-Impfung an stärkeren Nebenwirkungen leiden. Das steckt dahinter.

Stefanie Riegler
Teilen
Corona-Impfung in Schwaz
Corona-Impfung in Schwaz
EXPA / APA / picturedesk.com

Seit mehreren Wochen beherrscht AstraZeneca die Schlagzeilen. Immer mehr Länder setzen vorübergehend die Corona-Impfungen mit dem Präparat des schwedisch-britischen Herstellers aus. Österreich will bisher nicht nachziehen. Hintergrund sind Meldungen von Blutgerinnseln im zeitlichen Zusammenhang mit einer Corona-Impfung.

220.000 Menschen mit AstraZeneca geimpft

Mittlerweile wurden in Österreich über eine Million Impfungen durchgeführt,  220.000 Menschen haben den Impfstoff von AstraZeneca erhalten. Vor allem Krankenhausmitarbeiter und Lehrer mussten sich danach krank melden: Schüttelfrost, Kopfweh, Gliederschmerzen und Fieber zählen zu den häufigsten Nebenwirkungen.

"Bei uns waren auf einmal viele nicht mehr arbeitsfähig. Meist nach der zweiten Impfung", erzählte ein Krankenhausmitarbeiter aus Niederösterreich gegenüber "Heute". Während der BioNtech/Pfizer-Impfstoff von den meisten gut vertragen wurde, gab es vor allem bei Jüngeren heftige Reaktionen auf AstraZeneca.

Schul-Notstand wegen Krankenständen

Auch bei den Lehrern zeichnet sich ein ähnliches Bild, wie Niki Glattauer in seiner wöchentlichen "Heute"-Kolumne berichtet. So würden die Impfungen allmählich zu einem Schul-Notstand führen.

"Es gibt nämlich immer mehr Schulen, in denen sich LehrerInnen reihenweise mit Impfreaktionen krankmelden. Der AHS-Lehrer Prof. Mag. Elmar W. schreibt mir: 'Was offenkundig jedermann entgangen ist, ist das Faktum, dass AstraZeneca bei bis zu 25 Prozent der Geimpften zu Nebenwirkungen führt. Mit tagelangen Ausfällen als Folge'", so Glattauer.

Auffällig ist, dass vor allem jüngere Menschen verstärkte Begleitsymptome entwickeln, während bei älteren Personen diese eher ausbleiben. Die zweite Dosis fordert die Impfreaktion zusätzlich. "Es ist ein Ausdruck und ein Reagieren unseres Körpers auf den Impfstoff", erklärt Professor Michael Schäfer Direktor des Leipziger Instituts für Pharmakologie und Toxikologie gegenüber "MDR".

Nebenwirkungen hängen mit Immunsystem zusammen

Dies sei ein Zeichen, dass das Fremdprotein vom Körper eingebaut wird. "Das ist auch der gewünschte Effekt, da dann tatsächlich etwas im Körper passiert", so Schäfer weiter. Die Nebenwirkungen bildet der Körper laut dem Mediziner durch das Einwirken der Antigene aus der Impfung aus. So wird das Immunsystem resistent gegen das Antigen.

Der Grund warum diese bei jüngeren Menschen häufiger auftreten, hängt mit dem Immunsystem zusammen. "Durch ein ausgeprägteres, also aktiveres Immunsystem reagieren junge Menschen in der Regel viel intensiver auf die Impfung, als ältere", betont Schäfer.

Auch Nebenwirkungen bei Biontech/Pfizer

Schon vor der Zulassung für AstraZeneca stellte sich in einer Studie im Herbst heraus, dass das Vakzin bei Älteren besser verträglich war. Die Studiengruppe der über 70-Jährigen zeigte demnach seltener Nebenwirkungen als die der 18- bis 55-Jährigen. 86 Prozent der 18- bis 55-Jährigen litten danach an Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Erschöpfung. Bei der Altersgruppe über 70 waren es 65 Prozent. Die Studie erschien im renommierten Fachjournal "The Lancet".

Ähnliche Ergebnisse zeigten sich auch bei anderen Impfstoffen, wie etwa bei Biontech/Pfizer und Sinopharm. In der Regel sprechen ältere Menschen schlechter auf Impfstoffe an, weil ihr Immunsystem generell schlechter reagieren kann. Einzig Moderna habe bei seinem RNA-Impfstofftest im Labor ähnlich starke Immunreaktionen von jüngeren und älteren Teilnehmern festgestellt.

Bei Fieber und Gliederschmerzen nach der Impfung empfehlen Ärzte die Einnahme von Mexalen. Die Nebenwirkungen sollten nach wenigen Tagen abklingen.

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf