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Darum ist heutige Mars-Landung etwas ganz Besonderes

Heute Abend geht's drum: Wenn die Landung der Nasa-Sonde "Perseverance" klappt, schlägt die US-Weltraumbehörde ein neues, wichtiges Kapitel auf.

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Die NASA will die Landung der Perseverance auf dem Mars live übertragen.
Die NASA will die Landung der Perseverance auf dem Mars live übertragen.
Science Photo Library / picturedesk.com

Der Mars ist aktuell beliebt wie nie. Kurz, nachdem die Raumsonde "Al-Amal" der Vereinigten Arabischen Emirate die Umlaufbahn des roten Planeten erreichte, tauchte auch schon die chinesische Sonde "Tianwen-1" auf. Auch die Nasa-Sonde "Perseverance" (Beharrlichkeit) ist beim Mars angekommen. Heute Abend setzt sie zur Landung an – ein historischer Moment.

"Perseverance" ist nicht der erste Rover auf dem Mars. Trotzdem ist er besonders. Warum?

"Perseverance" ist wie seine Vorgänger Teil der Mission "Mars 2020". Allerdings ist er der bisher komplexeste Marsrover der Nasa: Insgesamt sieben wissenschaftliche Instrumente sind in den Rover von der Größe eines Kleinwagens und einer Masse von 1025 Kilogramm integriert. Neun Jahre nach der Landung der Schwestersonde "Curiosity" (Neugier) schlägt die US-Weltraumbehörde mit "Perseverance" nun ein neues Kapitel auf: "Dank besserer Instrumente und besseren Kameras kann man jetzt besser und gezielter nach dem suchen, was man eigentlich möchte: Spuren von ehemaligem Leben", sagt Marc Horat, Leiter des Planetariums am Verkehrshaus der Schweiz in Luzern. Genau dafür sei "Perseverance" ideal. Als erster Marsrover hat er Behälter zum Einsammeln von Proben an Bord, die mit Bohrkernen aus einigen Zentimetern Tiefe gefüllt und für eine spätere Rücksendung zur Erde zunächst auf dem Mars deponiert werden sollen. "In einigen Jahren dann soll ein anderer Rover vorbeikommen und die Proben einsammeln, damit sie zur Erde gebracht werden können."

Nicht nur der Rover, auch der Landeplatz gilt als speziell. Wieso?

"Perseverance" wird im rund 45 Kilometer großen Jezero-Krater landen. "Dieser ist ideal für das Suchen nach Spuren, die Leben in Gesteinsschichten hinterlassen kann", erklärt Horat. Bei ihm geht man davon aus, dass der früher – vor rund 4 Milliarden Jahren – einmal mit Wasser gefüllt gewesen ist und das während mehrerer Millionen Jahre. Darauf deuteten die Geländeformationen hin. Aber nicht nur: Gemäß dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt befinden sich in seinem westlichen Teil zwei alte Flussdeltas, in deren Ablagerungen zahlreiche wasserhaltige Minerale nachgewiesen wurden. Diese Minerale und die Deltas selbst deuten darauf hin, dass im Krater einst ein See existierte. "Damit besteht die Chance, dass dort mal Leben entstanden ist", so Horat. Das sieht auch die Nasa so. Sie plant, dass "Perseverance" hier in den nächsten Jahren auf einer Strecke von 25 Kilometern nach Sedimenten Ausschau hält, die einst durch Mikroorganismen entstanden sein könnten.

Legt "Perseverance" gleich nach der Landung mit dem Sammeln von Proben los?

Nein. Bevor nach Spuren von Leben gesucht wird, kommt zunächst eine weitere Premiere der Mission "Mars 2020" zum Einsatz: Eine kleine, 1,8-Kilogramm leichte Helikopterdrohne namens "Ingenuity" (deutsch: Einfallsreichtum). Diese soll im Rahmen von Testflügen zeigen, ob Flüge in der dünnen Mars-Atmosphäre überhaupt möglich sind. Sollte das zutreffen, könnten sie dereinst die Rover bei der Erforschung des roten Planeten unterstützen oder gar ablösen.

Wann werden erstmals Menschen den Mars betreten?

"Das ist noch ganz weit weg", sagt Guido Schwarz, Projektleiter vom Swiss Space Museum in Watt. Einerseits sei die Technik noch lange nicht so weit. "Es gibt zum Beispiel noch keine Landesonde, das findet bislang alles erst auf dem Computer statt". Andererseits gibt es auch noch in medizinischer Hinsicht große Hürden zu überwinden. Weil der Mars selbst keine Magnetfelder besitzt, wären Mars-Reisende nicht nur bei der sechs- bis achtmonatigen Hin- und Rückreise, sondern auch während ihrer Zeit auf dem roten Planeten der krebserregenden kosmischen Strahlung ungefiltert ausgesetzt – alles in allem etwa fünf Jahre. Um den zu begegnen, müssten zuerst geeignete Schutzmaßnahmen entwickelt werden.

Rund fünf Jahre muss man laut Horat für einen Mars-Trip einrechnen, da sich für einen solchen aus Effizienzgründen nur gewisse Zeitfenster anbieten, die sich etwa alle zwei Jahre ergeben würden. "Dann steht der Mars so im Sonnensystem, dass man dort halbwegs treibstoffarm hinkommt. Und fürs Zurückkommen muss man dann wieder auf eine solche Konstellation warten." So komme man auf rund fünf Jahre. "So lange waren noch nie Menschen im Weltall", so der Planetariumsleiter. Zwar könne man die Astronauten mit einer massiven Isolation vor den tödlichen Strahlen schützen, aber das würde mehr Gewicht für das Raumschiff bedeuten. Zudem bräuchten Menschen immer auch Nahrung und Luft, was ebenfalls schwer wiegen würde. Laut Horat ein weiteres Problem: 

"Gewicht ist in der Raumfahrt gar nicht gerne gesehen."

Trotz dieser Hindernisse würde es ihn aber nicht überraschen, wenn in vielleicht 20 Jahren erstmals Menschen einen Fuß auf den Roten Planeten setzen würden. "Die Neugier und den Unternehmensgeist des Menschen darf man nicht unterschätzen." Aber dass wir uns dereinst dort ansiedeln, wie sich manche erträumen, hält er für ausgeschlossen: "Das ist so lebensfeindlich, das wäre kein Leben, sondern ein reines Überleben."

Die Vereinigten Arabische Emirate, China und jetzt die USA: Warum zieht es gerade so viele Nationen zum Mars?

Das ist vor allem dem besagten Zeitfenster geschuldet, das war zuletzt im Juli 2020 ideal. "Damals sind die Sonden alle kurz nacheinander gestartet und kommen nun entsprechend nacheinander an", sagt Horat. In der Raumfahrt gehe es immer um Optimierung. Aus diesem Grund kombiniere die chinesische Sonde gerade auch zwei Aufgaben: Aktuell erkunde sie den Mars aus dem All auf der Suche nach einem geeigneten Landeplatz für den Rover, der sich derzeit noch bei ihr an Bord befindet. Der soll voraussichtlich kommenden Mai an der Oberfläche abgesetzt werden.

"Die geben gerade richtig Vollgas", kommentiert Schwarz die "Technikdemonstration" der Chinesen. Deren Missionen seien noch deutlich genereller als die der Amerikaner. Von einem Wettrennen der Nationen wie damals bei der Mondlandung wollen aber weder er noch Horat reden. "Damals herrschte großer politischer Druck", so der Projektleiter des Swiss Space Museum. Dieser könne zwar auch heute nicht von der Hand gewiesen werden, allerdings falle der nun deutlich moderater aus. Auch aus Sicht Horats geht es heute viel weniger kompetitiv zu – vor allem wenn es darum geht, Menschen dorthin zu bringen: "Eine Reise zum Mars ist so viel aufwändiger, das kann keine Nation alleine stemmen."

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