Österreich

Darum bohrt Wien Energie nun den Donaukanal an

Heute Redaktion
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Bis Frühjahr 2021 errichtet Wien Energie am Stubenring eine neue Fernkältezentrale. Das Kühlwasser kommt aus dem Donaukanal, hier entsteht derzeit das Einlaufbecken.

2019 war das drittwärmste Jahr in der Geschichte der Messungen. Die steigenden Temperaturen sind vor allem im städtischen Bereich spürbar, der Bedarf an umweltfreundlichen und platzsparenden Alternativen zur Kühlung steigt dadurch stark.

Daher baut Wien Energie ihr Netz an Fernkältezentralen weiter aus. Heute fiel der Startschuss für die Bauarbeiten für die mittlerweile 17. Anlagen am Stubenring (City). Die neue Fernkälteanlage wird auf der Dominikanerbastei direkt unter dem Gebäude der Alten Post entstehen. Mit Hilfe von Wasser aus dem Donaukanal soll sie ab März 2021 Büros, Hotels, Geschäfte und Wohnungen mit einer Fläche von 300.000 Quadratmetern mit klimafreundlicher Kälte versorgen.

Löcher im Donaukanal sorgen für trockene Bauarbeiter-Füße

Damit das kühlende Wasser aus dem Donaukanal zu den Kältemaschinen fließen kann, wird ab nun in einem ersten Bauabschnitt ein Einlaufbecken auf dem Treppelweg neben der Schwedenbrücke errichtet. "Dafür bohrt eine Maschine 60 bis 80 Löcher in den Boden, die dann mit Beton vermörtelt werden", erklärt Burkhard Hölzl, Fernkälte-Experte der Wien Energie. Sogenannte Spundwände halten das Wasser ab und stellen sicher, dass die Arbeiter trockenen Fußes das neue Einlaufbecken errichten können.

Bauarbeiten bringen Spursperre am Franz-Josefs-Kai

Verbunden werden das neue Becken für die Rückkühlung und die Fernkältezentrale bei der Alten Post durch ein Leitungssystem. Dazu müssen die Rohre, die einen Durchmesser von 70 Zentimeter haben, den Franz-Josefs-Kai und die Gleise der U4 queren. Dies geschieht nicht unterirdisch, stattdessen werden die Leitungen in Betonrippen über den Gleisen verlegt. Gebaut wird ausschließlich werktags in der Nacht, um den Betrieb der U-Bahn nicht zu stören.

Auswirkungen werden die Bauarbeiten aber auf den Autoverkehr haben: Vom 13. Jänner bis Ende März wird auf dem Franz-Josefs-Kai dauerhaft eine Fahrspur gesperrt. In der Nacht werden bis zu zwei Fahrspuren für die Bauarbeiten benötigt. Auch ab März bis Ende Juli kann es in der Nacht noch vereinzelt zu Sperren kommen.

Phase 2 startet im Frühjahr

Im zweiten Bauabschnitt von April bis August werden die Leitungen in der Dominikanerbastei verlegt. Hier kommt es abschnittsweise zu Durchfahrtssperren für den Autoverkehr. Der Fußgänger- oder Radverkehr ist zu keiner Zeit eingeschränkt. Nach der Fertigstellung Ende August wird in einer dritten Bauphase die Fernkältezentrale selbst fertiggestellt und angeschlossen. In Betrieb gehen soll die neue Anlage dann im April 2021.

Ombudsfrau ist für Fragen und Anliegen erreichbar

Bei Bauarbeiten dieser Größe sind Fragen und Anliegen der Bewohner oder Unternehmer kaum vermeidbar. Daher installiert Wien Energie für das Projekt eine eigene Ombudsfrau. Die Sozial- und Unternehmersberaterin Karin Oppeker steht ab nun für alle Anfragen zur Fernkältezentrale zur Verfügung. Erreichbar ist sie unter der E-Mail [email protected] sowie telefonisch unter 0660/793 44 81. Ab Mitte Jänner bietet Oppeker an den Dienstagen (7.30 bis 9 Uhr) sowie an Donnerstagen (17.30 bis 19 Uhr) Sprechstunden an. Treffpunkt ist jeweils im Café Ministerium am Georg-Coch-Platz 4 (City).

Ombudsfrau Karin Oppeker ist für die Bürger da

(Video: "Heute")

Neue Fernkältezentrale ersetzt 6.000 Klimageräte

Bei Fernkälte wird in eigenen Zentralen mit hocheffizienten Kältemaschinen Kälte in Form von kaltem Wasser erzeugt. Das Wasser wird auf fünf bis sechs Grad herunter gekühlt und über hauseigene Kühlsystem im Gebäude der Abnehmer verteilt. Das Wasser nimmt dort die Wärme aus dem Gebäude auf und transportiert sie zurück, wo sie wieder – etwa mit dem Wasser des Donaukanals – gekühlt wird.

Die neue Fernkältezentrale Stubenring spart im Vergleich zu kleinteiliger, individueller Klimatisierung bis zu 70% Energie und 50% an CO2-Emissionen. Mit einer Leistung von 15 Megawatt wird die neue Zentrale – die mittlerweile fünfte in der Innenstadt – umgerechnet rund 6.000 einzelne Klimageräte ersetzen.

In Wien gibt es bereits 16 Fernkältezentralen:

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(Grafik: Wien Energie)

Wien Energie setzt bereits seit 2007 auf Fernkälte. Aktuell sorgen 16 Fernkältezentralen dafür, dass es auch an Hitzetagen kühl bleibt. Über das mehr als zwölf Kilometer lange Fernkältenetz mit einer Gesamtleistung von rund 130 Megawatt wird wienweit eine Fläche von über 2,5 Mio. Quadratmetern gekühlt.