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Darum behandelt Linzerin Corona-Kranke mit Asthmaspray

Eine neue Studie belegt, dass mit Budesonid schwere Corona-Verläufe verhindert werden könnten. Eine Linzer Ärztin setzt dies bereits seit Monaten ein.

Amra Duric
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Ein Asthmaspray könnte der "Gamechanger" sein, bei Ärztin Lisa-Maria Kellermayr ist es seit Monaten im Einsatz.<br>
Ein Asthmaspray könnte der "Gamechanger" sein, bei Ärztin Lisa-Maria Kellermayr ist es seit Monaten im Einsatz.
Philipp von Ditfurth / dpa / picturedesk.com (Symbolbild), privat

Diese Nachricht machte jetzt weltweit Schlagzeilen: Der deutsche Epidemiologe Karl Lauterbach bezeichnete auf Twitter eine neue Oxford-Studie als "Gamechanger“ in der Pandemie. Denn laut den Forschungsergebnissen soll eine Behandlung mit dem Asthmaspray-Wirkstoff Budesonid schwere Verläufe bei Covid-19-Erkrankungen um 90 Prozent reduzieren. Für Ärztin Lisa-Maria Kellermayr keine Überraschung.

Die Medizinerin behandelt nämlich seit Monaten Corona-Infizierte mit dem Kortison-Präparat. "Relativ rasch zeigte sich, dass Patienten von der Substanz Budesonid deutlich profitieren. Patienten, die wir recht frühzeitig damit behandelt haben ging es schnell besser," so die Linzerin gegenüber "Heute". Am 1. Dezember 2020 hielt die 35-Jährige sogar in einer Onlinefortbildung der "Medizinischen Fortbildungsakademie" einen Vortrag über die "herausragenden Erfolge in der Behandlung mit Budesonid“.

"Ich empfehle Budesonid, weil ich hundertfach mit eigenen Augen gesehen habe, wie sehr dieses Medikament hilft." - Ärztin Lisa-Maria Kellermayr

AstraZeneca rief bei Ärztin an

Mitte Jänner klingelte dann bei Kellermayr das Telefon. Am Apparat: AstraZeneca. "Ihnen sei aufgefallen, dass sich die Verschreibungen ihrer Budesonid-Präperate vervielfacht haben, weshalb sie zu recherchieren begonnen haben und dabei auf meinen Onlinevortrag gekommen sind“, so die Medizinerin. Doch statt Lob erntete die Linzerin Kritik. "Sie sagten mir, wenn ich sowas empfehle, dann müsse mir klar sein, dass ich alleine die Verantwortung dafür trage. Jetzt, Monate später wird die Oxford-Studie gefeiert, obwohl darin nur 73 Patienten mit Budesonid behandelt wurden“, ärgert sich die Ärztin und schießt nach: "Wäre ich ein älterer Herr mit mehr Titeln, hätte man mir vielleicht eher zugehört. Wir haben in Österreich genug Daten und könnten somit eine eigene Studie durchführen und detailliertere Analysen mit diesen Daten machen."

Infektiologe warnt vor neuer Studie
Der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer forderte gestern vom Gesundheitsministerium den Einsatz von Budesonid bei Corona-Behandlungen. Laut dem Infektiologen Heinz Burgmann hat die Studie aber "viele Problemzonen.“ Zwar könnten Corona-Infizierte, die schlechter Luft bekommen, vom Kortison-Mittel profitieren. "Die Studie wurde mit einer geringen Anzahl von Menschen durchgeführt. Es kann nicht gesagt werden, ob das Mittel auch für symptomfreie Infizierte geeignet ist." Laut dem Mediziner wäre eine umfangreichere Studie nötig. Diese könnte auch in Österreich durchgeführt werden.