Am Dienstag, dem 15. April 2025, ist das Verbot des Schutzhundetrainings in Österreich in Kraft getreten – "mit größeren Konsequenzen, als Tierschützer vielleicht ahnen", sagt ÖKV (Österreichischer Kynologenverband) Vereinspräsident Philipp Ita bestürzt.
Da man Österreich so die internationale Vergleichbarkeit und Selektion bei der Gebrauchshundeprüfung stehle, sei es praktisch unmöglich auch für Polizei, Zoll und Militär zukünftig den geeigneten Hund zu finden. "Heute" war mit Gebrauchshundesportlerin & Alltagshundetrainerin Isabella Strutz, sowie mit ÖKV-Präsident Philipp Ita im Gespräch.
Als stiller Zuseher, könnte man meinen, dass mit dem Thema Gebrauchshundesport einmal mehr eine persönliche Fehde zwischen Tierschützer und Hundezuchtverband ausgetragen wird. Sogar Martin Rütter hat sich in den sozialen Medien ganz klar gegen den dritten Teil der sogenannten "IGP" (Internationaler Gebrauchshunde Prüfung) ausgesprochen. Nachdem er mehrere Videos von Turnieren und Meisterschaften analysiert hatte, kam er zum Schluss: "Für den Hund ist das gar nicht schön. Deutschland sollte bald nachziehen!"
Gebrauchshundesport:
Der Gebrauchshundesport, oder Vielseitigkeitssport, besteht im Wesentlichen aus drei Teilen:
- Der Unterordnung;
- Der Fährtensuche;
- Der Schutzarbeit ("Beiß- und Angriffstraining")
Verboten wurde nun der dritte Teil – die Schutzhundeausbildung am PRIVAThund. Diensthunde der Polizei, des Zolls, der Rettung oder auch des Militärs dürfen und müssen auch weiterhin alle drei Teile absolvieren.
Die überschaubare Gruppe der Gebrauchshundesportler ist natürlich auf 180, denn immerhin wird ihnen – salopp gesagt – angedichtet, Tierquäler zu sein, wenn sie Freude an diesem Hundesport zeigen. Doch noch viel mehr ärgert sich ÖKV-Leiter Philipp Ita über die Verordnung von Johannes Rauch in letzter Sekunde seiner Amtszeit und bezeichnet seine Entscheidung sogar als "verfassungswidrig".
„Wir werden auch weiterhin, mit allen uns zur Verfügung stehenden juristischen und demokratischen Mitteln, gegen diese Verordnung kämpfen.“Mag. Philipp ItaPräsident, Österreichischer Kynologenverband
Motivierte Gebrauchshundesportler würden nun für den dritten Teil der Prüfung über die Grenzen düsen oder dort an Turnieren teilnehmen müssen. Zudem stelle das Verbot einen empfindlichen Einschnitt in österreichische Gebrauchshundezuchtstätten dar. Züchter suchen sich nämlich immer im Rahmen der "IGP" den perfekten Deckrüden, oder eine potenziell geeignete Hündin für unsere Behörden aus.
„Wenn die Prüfungen wegfallen, gibt es keine Grundlage für einen aussagekräftigen Wesenstest der möglichen Diensthunde – also bestraft man auch gute Züchter und verdammt die Behörden dazu, den Diensthund aus dem Ausland zu holen.“Philipp Ita
Auch die viermalige Hundemama Isabella Strutz ist der Meinung, dass man gerade durch das Verbot den "Hinterhof-Trainings" Tür und Tor öffnet. "Ich bin selbst Hundetrainerin für den Familienverband und für den Alltag und erlebe permanent potenziell bissige Hunde vom Chihuahua bis zum Golden Retriever – seriös und gut ausgebildete Gebrauchshunde sind jedoch nicht dabei".
Sie selbst bildete zwei ihrer Hunde in dem Vielseitigkeitssport aus und steht ganz klar zu ihrer Entscheidung, dass dieser Sport unfassbar faszinierend sei. "Vor allem die exakten Triebwechselspiele, auf die es letztlich ankommt, wenn der Hund von seiner Beute nach dem ersten Kommando ablässt, gehören zur Königsdisziplin", erzählt sie weiter. "Leider sieht man in den Medien immer die 'Rumbrüll' Beispiele. Ich spreche mit meinen Hunden im Training leise und unaufgeregt– wie auch mit Ihnen".
Auf die Frage, ob sie der Meinung sei, dass dieses Verbot eher den Menschen schade, als den Hunden, ist sie aber auch so ehrlich und sagt: "Wahrscheinlich kann man jeden Hund mit sehr vielen Dingen auslasten, aber meinem älteren Malinois fehlt das Schutzhundetraining in seiner ‚Pension‘ schon".
Um jetzt aber kein stures Aneinanderreiben von zwei Fraktionen abzutippen, wollten wir auch über "Kompromisse" sprechen und siehe da? Es gäbe einige plausible Ideen seitens einer ausübenden Gebrauchshundesportlerin.
„Ich hätte beispielsweise überhaupt kein Problem damit, regelmäßige Alltagstauglichkeitsprüfungen – wie jetzt in Oberösterreich beschlossen – mit meinem Sporthund durchzuführen, um die Gemüter zu beruhigen und weiterhin am Platz stehen zu dürfen.“Isabella Strutz
Gewusst?
Um im (egal welchem) Hundesport an Turnieren überhaupt teilnehmen zu dürfen, muss der Halter einen Sachkundenachweis erbringen, der Bestandteil der Begleithundeprüfung ist und der Hund den "Verkehrsteil" absolvieren. Unter Aufsicht eines seriösen Leistungsrichters wird ein Wesenstest in Alltagssituationen mit Spaziergängern, Joggern, Radfahrern durchgeführt.
Nur wer besteht, bekommt sein Leistungsheft und darf künftig an Turnieren teilnehmen. Bei Mängeln wird der Hund disqualifiziert und vom Platz gebeten.
*Diese Prüfung jedoch nicht notwendig, wenn man gar nicht an Turnieren teilnehmen möchte und einfach nur das Training für sich beansprucht.
"Um den Mensch vor bissigen Hunden zu schützen, ist die Verordnung die falsche Maßnahme", sind sich der ÖKV-Präsident und die Hundetrainerin einig.