Österreich

93 Rassismus-Meldungen während Corona-Krise

Heute Redaktion
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Mit dem Schild "Ich bin kein Virus" ging eine Asiatin in Wien gegen Ressentiments vor.
Mit dem Schild "Ich bin kein Virus" ging eine Asiatin in Wien gegen Ressentiments vor.
Bild: Screenshot Instagram

Mit Beginn der Ausgangsbeschränkungen sind bei der Wiener Anti-Rassismus-Stelle ZARA insgesamt 93 Meldungen von rassistischer Diskriminierung mit Corona-Bezug eingegangen.

Zu Beginn der Corona-Krise wurde besonders Diskriminierung gegenüber Personen, denen eine chinesische Herkunft zugeschrieben wurde, gemeldet. Im späteren Verlauf gingen vor allem Meldungen ein, die sich gegen geflüchtete Personen richteten – insgesamt 43 Prozent der gemeldeten Vorfälle, berichtet der Verein ZARA in einer Aussendung. Mit den Ausgangsbeschränkungen und im Zusammenhang mit Corona wurden rassistische Fälle noch mehr als sonst, nämlich zu 87 Prozent, online beobachtet.

Auch der Jahresbericht 2019 wurde präsentiert: Demnach gingen in der Beratungsstelle 1.950 Meldungen von rassistischer Diskriminierung ein, um 30 Fälle mehr als 2018. Besonders viele Meldungen – nämlich 1.070 (2018 waren es 1.164) – betrafen das Internet. Negativer Spitzenreiter ist Facebook (542 Fälle), gefolgt von Twitter (261 Fälle) und Youtube (121 Fälle).

Sechsjährige wurde auf Instagram beschimpft

Besonders traurig ist der Fall einer sechsjährigen Schülerin aus Syrien, die auf Instagram beschimpft und bedroht wurde. Die Direktorin wandte sich an ZARA, da sie vermutete, dass Mitschüler hinter der Hass-Attacke steckten. Eine Beraterin bot ihr daraufhin ein Training für die Schüler an, um mehr Bewusstsein für die Themen Hass im Netz und rassistische Diskriminierung zu schaffen.

Während 35 Prozent der Internet-Fälle strafrechtlich verfolgbar sind – ZARA unterstützt Betroffene beispielsweise bei der Anzeigen-Erstattung – konnten bei 65 Prozent keine rechtlichen Schritte gesetzt werden, etwa, wenn jemand eine rassistische Privatnachricht erhielt. Der Verein fordert daher Maßnahmen auf gesetzlicher Ebene: "Betroffene von Rassismus und Hass im Netz müssen sich zur Wehr setzen können, die Menschenwürde gehört geschützt. Dafür braucht es effektiven Rechtsschutz für alle Betroffenen", so ZARA-Geschäftsführerin Caroline Kerschbaumer.

Menschen zeigen auch Zivilcourage

Der Jahresbericht beinhaltet aber auch Positives: So werden Fälle von Zivilcourage beschrieben. Erwähnt wird etwa das Beispiel der Ausstellung "Gegen das Vergessen" auf der Ringstraße, die an die Opfer der NS-Zeit erinnerte. Als die Bilder der KZ-Überlebenden mehrmals zerstört und mit antisemitischen Symbolen beschmiert wurden, riefen Organisationen zu einer Nachtwache auf. Die Bilder wurden dann bis zum Ende der Ausstellung bewacht, wodurch weitere Beschädigungen verhindert werden konnten.

"Wir können diese kritische Zeit nur gut meistern, wenn wir alle zusammenhalten. Für Solidarität und Zivilcourage darf es keinen Ausnahmezustand geben. Schauen Sie hin, wenn Sie auf Rassismus stoßen – egal ob online oder offline. Sagen Sie klar, dass Sie damit nicht einverstanden sind und melden Sie den Vorfall bei ZARA. Zivilcourage ist ein machtvolles Instrument, um Rassismus entgegenzutreten", so Dilber Dikme, Leiterin der ZARA Beratungsstellen.