Österreich
In Wiener Puffs wird nun zum Sex Mundschutz offeriert
Erotisches Luxusproblem in den Bordellen. Sexarbeiterinnen aus Asien sind derzeit ohne Job. Die "Heute"-Reportage von Walter Pohl.
Im Normalfall lassen sich heimische Freier ganz gern mit asiatischen Prostituierten ein. Doch seit dem Auftreten des Corona-Virus, das zuerst im Land des Lächelns für lange Gesichter sorgte, ist auch die asiatische Puff-Gemeinde in Österreich nicht gerade mit Glückskeksen gesegnet.
In den Betten der auf asiatische Frauen spezialisierten Bordellen und Studios herrscht die sprichwörtliche Tote Hose vor. Die Betreiberin eines Traditionshauses in Wien-Liesing ruft den sexuellen Notstand aus: „Ich habe alle meine Damen aus dem Programm genommen. Sie sind jetzt auf der Straße."
"Offene Arme und niedrige Preise!"
Im doppelten Wortsinn nämlich. „Die Freier glauben durch die Berichte in den Medien, dass quasi jede Frau aus dem Fernen Osten ansteckend ist. Dabei sind unsere Damen fast nicht in Asien, sondern in Europa geboren." Da nützt es auch nix, dass ein Asia-Bordell in Ottakring mit dem Slogan wirbt: „Wir erwarten Sie mit offenen Armen und ganz niedriger (sic!) Preis!"
Ein Insider der Puff-Szene erläutert im "Heute"-Hintergrundgespräch: „ Es gibt derzeit einen massiven Trend hin zu zentraleuropäischen Mädchen. Wenn eine nur asiatisch aussieht, kann sie sich schon für die nächsten Wochen ins Privatleben zurückziehen."
Den Vögel hat demnach der Betreiber eines Souterrain-Puffs in Favoriten abgeschossen, das mit „Asian Beautys" um vereinigungswillige Männer wirbt: "Unsere Kunden werden auch mit Mundschutz bedient, wenn sie es verlangen."
So geht in Zeiten von Corona also Saver Sex…
Die verdeckte „Heute"-Recherche bei Dutzenden Freudenhäusern brachte zudem höchst Unerfreuliches zu Tage. In fast allen Lusttempeln will man von asiatischen Mädchen nix mehr wissen. Beim „Golden Time" in Wien-Simmering etwa wirbt man mit „unvergesslichen Stunden in prickelnder Atmosphäre in unserem Saunaclub in Wien".
Und auf Nachfrage bezüglich asiatischer Frauen, die zur Verfügung stünden, heißt es: „Wir haben keine asiatischen Frauen." Tatsächlich findet sich auf der Homepage keine fernöstlich anmutende Schönheit, alle Erotik-Models sind optisch jedenfalls "abendländischer" Provenienz.
Telefonsex ist mehr gefragt denn je
Wohin sind also die Schönheiten aus Fernost in Zeiten von Corona verschwunden? Offenbar ins erotische Callcenter, wo man Cyber-Sex ohne jede Ansteckungsgefahr abwickeln kann. Eine Asia- Telefonhotline wirbt mit folgendem schlüpfrigem Spruch: "Bei uns kannst Du per Telefonsex mit Asiatinnen zumindest am Hörer gefahrlos kommen."
Yasmin ist seit zehn Jahren in einem großem Wiener Laufhaus tätig. Derzeit ist sie wegen der Corona-Panik aber auf sexuellem Zwangsurlaub: „Mein Freund freut sich darüber sehr, aber ich verdiene seit Wochen nichts mehr. Ich kann es mir schlicht nicht leisten, 24 Stunden sinnlos standby zu sein. Da geh' ich lieber als Kellnerin in eine City Bar. Dort verdiene ich mit Trinkgeld wenigstens 150 Euro pro Abend."
Im „Laufhaus Rachel" lockt man verunsicherte Kunden auf Corona-Anfrage mit einer viralen Garantie: „Sie müssen sich nicht vor Corona fürchten. Alle Mädchen bei uns sind sauber. Kommen Sie gleich morgen um 9 Uhr." Aber selbst solche Versicherungen sorgen für noch mehr Verunsicherung unter bakteriophoben Männern.
Sexpuppen sind garantiert coronafrei
Selbstredend lässt man das frühe Angebot aus und redet lieber mit Harald Hauke, dem letzten Rotlichtboss aus der Ur-Wiener Szene, der sich aber längst von fleischlichen Geschäften verabschiedet hat. Über seine Homepage „Dollidolls bietet er lebensechte Sexpuppen an, die "garantiert coronafrei" sind.
Allerdings ist auch beim Dollsex große Vorsicht geboten: Die WHO hat erst dieser Tage festgestellt, dass Corona-Viren auf glatten Oberflächen – also auch Silikon – bis zu acht Stunden aktiv bleiben können. Was also dann? Ganzkörperschutz für den Sex in Zeichen von Corona?
In einem Stadtrand-Bordell arbeitet Fanny. Sie ist 26 Jahre alt, 51 Kilo leicht und aus China gekommen. Versprechen auf der Homepage des Clubs: „Fanny ist sehr fleißig und möchte jeden Kunden nur das Beste bieten." Jaja. Beim Anruf durch „Heute" wird richtiggestellt: „Es tut uns sehr leid. Aber Fanny ist derzeit auf Urlaub."
Beim „Asia Studio Tuberose" in Wien-Margareten gibt man sich entspannt wie nach einer Thai-Massage: „Wir haben drei Mädchen aus Asien und sie sind alle sicher. Sie können aber auch auf ein anderes Mädchen ausweichen, wenn Sie Probleme haben."
Rückgänge in nahezu allen Bordellen
Aber selbst Bordelle, die keine asiatische Frauen im Haus haben, leiden unter coronarem Kundenschwund. Im prominenten Sextempel "Babylon" gesteht man ein, dass durch den Rückgang des Tourismus "sicher Umsatzeinbußen zu verzeichnen" seien. Die Lustlosigkeit sei sicher auch der Angst vor Corona geschuldet.
Und im "Citystudio", einem kleinen aber extrem feinen Freudenhaus in der Wiener City, jammert die Betreiberin, Madame Ina, obwohl sie auch ganz ohne Asiatinnen auskommt: "Wir haben derzeit einen Rückgang von 50 Prozent." Allein schon die Absagen der großen Kongresse sorgen vorübergehend für nicht so volle Zimmer und Kassen…