Coronavirus

Wien geht eigenen Corona-Weg – das sind die Gründe

Niederösterreich wird rot, auch Wien wird auf der Corona-Ampel hochgestuft. Bürgermeister Ludwig gibt nach Beratungen jetzt ein Statement ab.

Leo Stempfl
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Bürgermeister Michael Ludwieg beriet sich am Donnerstag mit Experten über das weitere Vorgehen im November.
Bürgermeister Michael Ludwieg beriet sich am Donnerstag mit Experten über das weitere Vorgehen im November.
facebook.com/MichaelLudwig.at

Die Schaltung der Corona-Ampel fällt diesen Donnerstag in eine durchaus turbulente Woche. Mit über 3.700 Neuinfektionen gab es am Mittwoch eine regelrechte Explosion, auch am Donnerstag sind es wieder 3.648. Als Gegenmaßnahme wurde die 3-G-Regel am Arbeitsplatz ab 1. November angekündigt.

Etwas besser sieht es in Wien aus: Einst ein Sorgenkind, brachte Bürgermeister Michael Ludwig die Hauptstadt mit 2- und 2,5-G-Regeln weit unter Bundesschnitt (aktuell Rang 7 von 9). Nichtsdestotrotz steigen auch in Wien mit den kälteren Temperaturen die Zahlen wieder leicht.

Schon am Donnerstagmorgen liegen die neuesten Daten der Corona-Kommission vor, an diesen Grenzwerten orientierte sich die Ampel-Kommission bei ihrer Sitzung am Nachmittag stets. Demnach dürfte Wien von gelb wieder auf orange rutschen.

Neue Maßnahmen?

Die aktuellen Regeln, wonach nur Geimpfte oder Genesene auf Großveranstaltungen dürfen, Antigen-Tests weitestgehend nicht mehr als Zutrittstest gelten und im Alltag FFP2-Maske zu tragen ist, laufen mit Ende des Monats aus. Um diese Maßnahmen zu verlängern, bräuchte es eine neue Verordnung.

Am Donnerstag beriet sich Michael Ludwig deswegen mit einem Fachgremium. Um 13 Uhr wird er die Entscheidung bekannt geben, "Heute" berichtet an dieser Stelle live:

Neben Michael Ludwig tritt auch der medizinischer Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Dr. Michael Binder, vor die Kameras. Die Pandemie ist leider noch nicht gemeistert, für Wien ist das keine Überraschung, so Ludwig. Deswegen gab es auch in Wien schon früh strengere Maßnahmen. Dennoch würden überall die Zahlen steigen. "Die Situation ist durchaus eine, die man sehr ernst nehmen muss."

Gerade bei Kindern und Jugendlichen gibt es gerade eine sehr starke Dynamik. Die Patienten auf den Intensivstationen werden immer jünger, Jüngere leiden auch immer häufiger an Long-Covid-Symptomen. "Wir haben deshalb einen schärferen Weg für Wien vorgesehen", resümiert der Bürgermeister.

Diese strengeren Maßnahmen werden weitergeführt.

Der Bevölkerung will man durch das heutige Zusammentreffen mit Experten und die Ankündigung Planungssicherheit geben. Vorerst gelten die Maßnahmen bis Ende November. Verschlechtert sich die Situation, könnten aber auch Verschärfungen kommen. Gruppen wie Schwangeren sollen nun ganz gezielt die Impfung beworben werden. "Wir werden als Stadt Wien alle einladen und auffordern, eine Auffrischungsimpfung vorzunehmen." Man wisse, dass die Wirkung mit der Zeit nachlässt.

Zuguterletzt kommt Ludwig erwartungsgemäß auf die zweite große Infektionskrankheit zu sprechen: Die Grippe. Denn anders als vergangenen Winter gibt es heuer bereits jetzt die erste Welle mit tausenden Infektionen alleine in Wien. 450.000 Dosen werden ab 2. November kostenlos an Wiener verabreicht. Dabei könne man sich auch beide Impfungen gleichzeitig abholen.

"In der linken Schulter gegen Corona, in der rechten gegen Influenza."

"Wir werden den Wiener Weg der Sicherheit im Sinne der Gesundheit der Bevölkerung weiter beschreiten", so Michael Ludwig abschließend. Er übergibt an Dr. Binder, der eine Präsentation mit Daten und Fakten mitgebracht hat.

Schon jetzt sieht man sehr gut, dass in den wärmeren Ländern die Inzidenz nach wie vor niedrig ist, in den kälteren hingegen gemächlich steigt. Bei einer Gegenüberstellung der Österreich-Karten zeigt sich: "Dort, wo die Impfdichte gering ist, erfährt Österreich derzeit die höchste Zunahme an Covid-Infektionen."

Die restliche Ampel-Schaltung

Tirol und Vorarlberg – letzte Woche ebenfalls noch Gelb – tun es Wien gleich und werden auch auf Orange hochgestuft. In Wien hat sich die Risikozahl jedoch mit 50,3 nur haarscharf auf orange verschoben, im Tirol hat sich dieser Indikator fast verdoppelt. Das Burgenland mit seiner Rekord-Impfquote von 72 Prozent bleibt als einziges Bundesland gelb.

In Salzburg kratzt die Inzidenz an der 300er-Marke, das Bundesland war deswegen schon vergangene Woche rot. Sorgen bereitete hingegen das komplette nördliche Alpenvorland: Alle zehn Top-Bezirke liegen hier, Spitzenreiter ist Hallein mit einer Inzidenz von 567.

Nun erwischt es offenbar auch die Ränge 2 und 3 bei den Bundesländer-Inzidenzen. Oberösterreich (300) und Niederösterreich (200) sollen rot geschalten werden. Bei letzterem wird die zuletzt rasant steigende Entwicklung für die Hochstufung verantwortlich gemacht, Oberösterreich gilt fast schon als Dauerbrenner.

Die Corona-Ampel am 21. Oktober 2021.
Die Corona-Ampel am 21. Oktober 2021.
corona-ampel.gv.at
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