Coronavirus
Rendi-Wagner: "Öffis zu den Stoßzeiten besser meiden"
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner spricht in "Heute" über die Corona-Krise. Die Medizinerin rät – sofern möglich – dazu, öffentliche Verkehrsmittel zu meiden und denkt Corona-Stichproben an Schulen an.
"Heute": Frau Doktor Rendi-Wagner, die Frage, die sich jetzt alle stellen – an Sie als Medizinerin – müssen wir uns fürchten? Müssen wir unser Leben wegen Corona ändern?
Pamela Rendi-Wagner: Fürchten nicht, aber wir müssen alle achtsam sein und jetzt gut zusammenarbeiten. Aus den Erfahrungen der letzten Tage und auch aus Italien wissen wir, dass sich das Virus schneller verbreitet als gedacht. Daher braucht es jetzt rasche Maßnahmen, um die Ausbreitung zu verlangsamen.
"Heute": Ist Österreich nun in einer Krise?
Pamela Rendi-Wagner: Die WHO bezeichnete die Situation bereits Ende Jänner als internationale Gesundheitskrise. Ja, wir haben hier mit einer außerordentlichen Situation zu tun. Es braucht nun ein einheitliches Vorgehen in ganz Österreich. Ich bin froh, dass meine Vorschläge – wie etwa das Nicht-Abhalten von Großveranstaltungen – von der Bundesregierung aufgegriffen wurden.
"Heute": Sie halten es also für entscheidend, dass wir nun unser gewohntes Leben einschränken, um eine Ausbreitung zu verlangsamen?
Pamela Rendi-Wagner: Es kann jeder für sich Maßnahmen treffen, um sein eigenes Infektionsrisiko und das seiner Angehörigen zu reduzieren. Das sind neben Hände-Hygienemaßnahmen zum Beispiel auch geplante Familienfeste, die man jetzt besser absagt und zu einem späteren Zeitpunkt abhält. Grund: Hier sind häufig auch Großeltern oder ältere Menschen dabei, die jetzt hoch gefährdet sind.
"Heute": Wie kann jeder sein Corona-Risiko jetzt reduzieren?
Pamela Rendi-Wagner: Ältere Menschen und Menschen mit chronischen Erkrankungen sollten eher zuhause bleiben und sich nicht lange in der Öffentlichkeit aufhalten. Generell gilt: Ein bis zwei Meter Abstand zu anderen Menschen. Und wenn es möglich ist, öffentliche Verkehrsmittel zu den Stoßzeiten und Menschenansammlungen meiden.
"Heute": Welche Gefahren drohen bei Schul-Schließung?
Pamela Rendi-Wagner: Da die Eltern naturgemäß häufig berufstätig sind, übernehmen oft Großeltern die Kinderbetreuung. Die am stärksten betroffene Risikogruppe ist dadurch einem Infektionsrisiko durch die Enkelkinder ausgesetzt. Eine solche Maßnahme muss man daher genau abwägen.
"Heute": Eltern werden ja wohl keine erkrankten Kinder zu den Großeltern bringen?
Pamela Rendi-Wagner: Genau das wird leider sehr oft unterschätzt. Kinder infizieren sich sehr häufig, erkranken aber nicht. Daher erkennt man gar nicht, dass sie Virusträger sind und infizieren aber andere. Man sollte daher Corona-Stichproben an Österreichs Schulen andenken.
"Heute": Bereitet Ihnen als Ärztin die Situation Sorge?
Pamela Rendi-Wagner: Durch rasche, einheitliche Maßnahmen für ganz Österreich müssen wir nun dafür sorgen, dass die Ausbreitung verlangsamt wird, um dem Gesundheitssystem die Chance zu geben, sich entsprechend vorzubereiten. Aber um Ihre Frage zu beantworten: Wenn das getan wird, sehe ich keine Gefahr.
"Heute": Wie kann dieser Zustand erzielt werden?
Pamela Rendi-Wagner:Es braucht einen nationalen Corona-Krisenplan und einen Krisen-Koordinator. Es ist jetzt ganz entscheidend, dass in allen Bundesländern ein einheitliches Vorgehen – betreffend Schulen, Veranstaltungen und sonstigen potenziellen Infektionsquellen – an den Tag gelegt wird. Ich werde hier sehr gerne auch Inputs als Medizinerin beisteuern. Jetzt geht es nicht um Parteipolitik, sondern um die Gesundheit der Menschen.