Wien

Corona-Ordner vor Bezirksamt schon acht Mal verletzt

Seit Corona gelten in Wiens Bezirksämtern strenge Regeln, nicht alle "Kunden" sind einsichtig. Und nicht immer bleibt es "nur" bei Beschimpfungen.

Claus Kramsl
Ordner Karl P. (45, li.) und einer seiner Kollegen. Täglich sind sie Beschimpfungen und schlimmerem ausgesetzt.
Ordner Karl P. (45, li.) und einer seiner Kollegen. Täglich sind sie Beschimpfungen und schlimmerem ausgesetzt.
Sabine Hertel

189 Zentimeter groß, 126 Kilo schwer – Karl P. ist alles andere als ein "Zniarchtal", darüber hinaus ist der Bär von einem Mann ausgebildeter Personenschützer und hat jahrelange Erfahrung als Türsteher.

"Jeder achte Kunde macht Schwierigkeiten"

Und das hat ihn in den vergangenen zwei Jahren, in denen der Wiener als Ordner vor dem Bezirksamt Favoriten arbeitet, bereits mehrfach vor Schlimmerem bewahrt: "Im Schnitt macht jeder achte Kunde Schwierigkeiten. Zuerst war die Maskenpflicht das Thema, jetzt wissen viele nicht, dass sie einen Termin brauchen", so Karl P. zu "Heute".

Vorsprache bei Bezirksamt nur mit Termin

Aufgrund der aktuell noch immer angespannten Corona-Situation sind persönliche Vorsprachen in den Bezirksämtern derzeit nur mit Termin möglich. Maskenpflicht gilt keine mehr, das Tragen einer FFP2-Maske wird aber empfohlen.

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    Corona-Ordner Karl P. (45) wurde bereits acht Mal im Dienst verletzt.
    Corona-Ordner Karl P. (45) wurde bereits acht Mal im Dienst verletzt.
    Sabine Hertel

    Offener Schienbeinbruch nach tritt mit Springerstiefel

    "Manche probieren es mit schimpfen, andere mit spucken. Ich wurde auch schon mit Bierdosen beworfen oder mit einem Springerstiefel getreten. Dabei erlitt ich einen offenen Schienbeinbruch“, schildert der Wiener. Dass oft Kinder Zeugen von Beschimpfungen oder anderem unflätigen verhalten der Bezirksamts-Besucher werden, stört den zweifache Vater besonders.

    Das negative "Highlight" bisher war eine Messerattacke: "Der Mann griff in die Hosentasche, wollte mich in die Leiste stechen. Ich konnte ihn entwaffnen, er lief davon. Obwohl ich dann gleich die Polizei alarmierte und auch die WEGA ausrückte, konnte der Angreifer trotz Großeinsatz der Polizei entkommen.“ Angst hat er trotzdem keine – und seine Frau sorgt sich eher um die uneinsichtigen Kunden. "Sie sagt mir immer: ,Tu den Leuten nicht weh‘”, lacht Karl P.

    Seit Corona-Pandemie "ganz andere Kategorie"

    Auch Bezirksamtsleiter Heinz Liebert, der dem Amt seit zwölf Jahren vorsteht, registriert "immer mehr Übergriffe": "Wir haben regelmäßig die Polizei im Haus. Seit Corona hat das eine neue Dimension angenommen." Rund 400 Parteienanliegen würden täglich von den knapp 70 Mitarbeitern bearbeitet. Ungefähr gleich viele Menschen würden jeden Tag weggeschickt werden, weil sie im Vorfeld keinen Termin ausgemacht hatten. Die große Masse der Kundschaft sei aber "absolut in Ordnung", so Liebert.

    Das Bezirksamt Favoriten ist nach dem in der Donaustadt das zweitgrößte in Wien. Rund 34.000 Parkpickerl werden jedes Jahr bearbeitet, dazu kommen an die 60.000 Meldevorgänge und rund 15.000 Pässe. Neben den rund 400 direkten Kundenkontakten werden täglich auch etwa 200 E-Mails, vor allem im Bereich des Meldewesens, verzeichnet.

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