Coronavirus
Corona-Neuinfizierte fallen plötzlich in Ohnmacht
Mehrere Personen berichten davon, während ihrer letzten Covid-Infektion in Ohnmacht gefallen zu sein. Warum? Und werden die Verläufe wieder schwerer?
Manuel W. (34) infizierte sich kürzlich das dritte Mal mit Covid – davon geht er zumindest aus. "Einen Test habe ich nicht gemacht, dafür war ich während der Erkrankung nicht fit genug", sagt er gegenüber "20 Minuten". Er sei aber kurz zuvor bei seiner Mutter gewesen, die am Coronavirus erkrankt war, um Medikamente vorbeizubringen. In beiden Fällen sei die Erkrankung relativ schwer verlaufen.
"Es begann mit klassischen Symptomen wie hohem Fieber, extremer Müdigkeit und Gliederschmerzen. Das dauerte einige Tage so an, ich habe in dieser Zeit wenig gegessen und mich mit fiebersenkenden Medikamenten im Bett durch die Tage gekämpft." Der Schock folgte, als W. sich am dritten Tag der Erkrankung ins Bad schleppte: "Plötzlich kam ich zu mir und starrte von unten auf das Waschbecken. Als ich mit der Zunge im Mund herumtastete, merkte ich, dass ein Stück meines linken Schneidezahns abgebrochen ist."
Corona und Ohnmacht: Das ist bekannt
Schon Ende 2021 wurde in einer Metastudie untersucht, ob Ohnmachtsanfälle im Zusammenhang mit Covid-Infektionen vermehrt auftreten. Die Analyse von 37 Studien mit über 14.000 Probandinnen und Probanden kam zum Ergebnis, dass 4,2 Prozent von ihnen zu Beginn der Corona-Infektion eine Ohnmacht erlitten hatten. Dabei erhält das Gehirn für kurze Zeit nicht ausreichend Sauerstoff, sodass man das Bewusstsein verliert. Demnach waren hauptsächlich Menschen über 60 Jahren betroffen. Auch die deutsche Ärztezeitung berichtete 2022 über einzelne Fälle.
Auch Schäden am Sinusknoten können zu Herzrhythmusstörungen und Ohnmacht führen. Dass Corona Herzrhythmusstörungen auslösen kann, beleuchtete 2022 eine grosse US-Studie. Um Herzrhythmusstörungen vorzubeugen, werden eine gesunde Ernährung, Sport und ein Verzicht auf Rauchen empfohlen. Auch dauerhafter Stress erhöht das Risiko.
"Weiß nicht, wie lange ich da gelegen habe"
Erst da begriff der 34-Jährige, dass er in Ohnmacht gefallen war. "Ich weiß nicht, wie lange ich da gelegen habe, ich kann mich nicht mehr erinnern." W. schleppte sich zurück ins Bett, machte sich Essigwickel und nahm noch einmal Medikamente. "Von da an ging es langsam wieder aufwärts, wenige Tage später war ich auskuriert. Jetzt muss ich aber schauen, wie ich den Zahn wieder flicken kann."
Ganz ähnlich erging es auch W.s Mutter (60): "Ich besuchte sie kurz darauf, als wir beide wieder gesund waren. Auch sie erzählte mir davon, dass sie während ihrer Infektion in Ohnmacht gefallen ist und nicht wisse, wie lange sie da gelegen habe", sagt W. Dass der Schwächeanfall so plötzlich gekommen sei und er sich an nichts mehr erinnere, gebe ihm im Nachhinein schon zu denken. "Meine Mutter erzählte mir außerdem, dass es zwei Nachbarinnen im gleichen Block genauso ergangen ist. Da fragt man sich natürlich schon, ob Ohnmachtsanfälle ein neues Symptom einer Corona-Infektion sind", so W.
Zusammenhang schon länger bekannt
Laut Philipp Lutz, Mediensprecher des Kantonsspitals St. Gallen, gab es tatsächlich bereits letztes Jahr Berichte darüber, dass Covid-Patienten vermehrt in Ohnmacht fallen. Darüber berichtete unter anderem die deutsche Ärztezeitung. Eine Häufung an "Corona-Ohnmachten" oder schweren Verläufen stelle man am KKSG derzeit aber nicht fest.
Auch beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) der Schweiz heißt es auf Anfrage: "Die Covid-19-Erkrankung umfasst unter anderem pulmonale (die Lunge betreffende), kardiovaskuläre (das Herz und das Gefäßsystem betreffende) und neurologische (das Nervensystem betreffende) Symptome. Dazu gehören Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, hohes Fieber, allgemeine Schwäche und Unwohlsein." Es sei durchaus möglich, dass der Kreislauf bei Personen, welche an einer Infektion mit deutlicher Symptomatik leiden, geschwächt sei. Eine Häufung an Ohnmachten im Zusammenhang mit Covid-19 stelle das BAG aber nicht fest.