Österreich

Corona-Leugner droht Ärztin: "Werde dich hinrichten"

Ärztin Lisa-Maria Kellermayr erhielt eine Todesdrohung von einem Corona-Leugner. Nun wird sie von einem Security beschützt.

Christine Ziechert
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Die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr (36) benötigt Personenschutz.
Die Ärztin Lisa-Maria Kellermayr (36) benötigt Personenschutz.
Getty Images/iStockphoto, privat

45.000 Euro hat Lisa-Maria Kellermayr (36) seit vergangenem November für Sicherheitsmaßnahmen in ihrer Praxis in Seewalchen (OÖ) ausgegeben: Die Allgemeinmedizinerin ließ Sicherheitstüren und -fenster, Alarmknöpfe, Kameras und sogar einen eigenen Panikraum einbauen, ihre Mitarbeiterinnen stattete sie mit Pfeffersprays und Reizgaspistolen aus. Der Grund: Eine äußerst Ernst zu nehmende Todesdrohung durch einen Corona-Leugner, berichtet "Die Zeit". 

"Ginge es nur um mich, würde ich das alles nicht machen. Aber ich habe eine Fürsorgepflicht gegenüber meinen Mitarbeiterinnen. Und ich kann nicht riskieren, dass meinen Patienten etwas passiert", meint Kellermayr, die seit Eröffnung ihrer Praxis schon 30 Hausverbote erteilt hat.

E-Mail mit dem Betreff: "Ich werde dich hinrichten"

Mit dem Betreff "Ich werde dich hinrichten" erhielt die Ärztin am 22. November ein E-Mail von einem Mann, der sich als Claas W. ausgibt: "Hallo du dummes Stück Scheiße! Du kannst ja gerne mit Anwälten drohen, aber kriegen werdet ihr mich sowieso nicht. Stattdessen habe ich nun beschlossen, dich zu kriegen. Wenn ich schon einmal dabei bin, werde ich aber selbstverständlich alle anderen Mitarbeiter deiner Praxis auch abschlachten", heißt es darin. Beendet wird das E-Mail mit den Worten: "Sollte ich zu viel Gegenwehr bekommen, wenn ich euch besuchen komme, knalle ich euch eben einfach ab. Wäre aber schade, dann hätten wir ja viel weniger Spaß. Auf bald!"

Aber es bleibt nicht bei allgemeinen Andeutungen: Der Absender schildert laut "Zeit" auf sadistische und detaillierte Weise, wie er Kellermayr und ihre Kolleginnen zu Tode quälen wird. Die 36-Jährige erstattete Anzeige, die Polizei leitete Ermittlungen ein – die leider ins Darknet und damit ins Nichts führten.

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    SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger
    "Ich weiß nicht, ob ich mich jemals wieder sicher fühle, solange dieser Claas nicht gefunden wird" - Ärztin Lisa-Maria Kellermayr

    Der Ärztin wurden Sicherheitsberater zur Verfügung gestellt, bis zum Jahresende wurde die Praxis mehrmals täglich bestreift. Doch seitdem muss sie wieder selbst für ihre Sicherheit sorgen und hat daher einen Personenschützer engagiert, der vor ihrer Praxis Wache hält. "Ich weiß nicht, ob ich mich jemals wieder sicher fühle, solange dieser Claas nicht gefunden wird", meint sie zur "Zeit".

    Doch Claas W. ist nicht der Einzige: Seit Wochen wird die Ärztin von Impfgegnern und Corona-Leugner beschimpft, belästigt und auch besucht. Aus Angst vor Angriffen hat sich Kellermayr daher in ihrer Praxis einquartiert und übernachtet auch dort. Ins Visier der radikalen Corona-Leugner kam die Medizinerin durch einen Tweet: Kollegen schickten ihr am 16. November ein Video, das eine Corona-Demo vor dem Klinikum Wels-Grieskirchen zeigt. 

    Tweet als Auslöser für Hasswelle

    Die 36-Jährige postete das Video auf Twitter und schrieb dazu: "Eine Demo der Verschwörungstheoretiker verlässt den Pfad unter den Augen von Behörden und blockiert sowohl den Haupteingang zum Klinikum als auch die Rettungsausfahrt des Roten Kreuzes (...)". Die Landespolizeidirektion Oberösterreich meldete sich daraufhin auf Twitter zu Wort: "Es kam weder zu Behinderungen von Rettungskräften noch zu sonstigen Straftaten (...)". Und das Rote Kreuz bestätigte, dass es noch eine zweite Rettungsausfahrt im Klinikum gibt, die frei zugänglich gewesen sei. 

    Kellermayr fühlt sich von der Polizei zu Unrecht als Lügnerin hingestellt: "Das Wort 'blockieren' war juristisch nicht richtig", aber dass hier Demonstranten zumindest den Zugang zum Haupteingang und zu eine Rettungsausfahrt gestört haben, sei dokumentiert, meint sie. 

    "Meine Freiheit, mich öffentlich zu äußern, muss genauso viel wert sein wie die von den Corona-Demonstranten" - Lisa-Maria Kellermayr

    Doch dies war den Corona-Leugnern egal: In einschlägigen Telegram-Gruppen tauchten die Tweets von Kellermayr und der Polizei auf, sie wurde daraufhin als "Lügnerin", "Corona-Sau" und "System-Schaf" beschimpft und bedroht. Zudem wurde die Adresse ihrer Ordination veröffentlicht und dazu aufgefordert, ihr einen Besuch abzustatten.

    Kellermayr ist auf Twitter keine Unbekannte: Auf twitter.com/drlisamaria teilte sie immer wieder ihre Erfahrungen, die sie als hausärztlicher Notdienst für Covid-Patienten gesammelt hatte. Mittlerweile hat sie über 9.000 Follower: "Uns wird immer geraten, dass wir stillhalten, um nicht noch mehr Hass auf uns zu ziehen. Aber meine Freiheit, mich öffentlich zu äußern, muss genauso viel wert sein wie die von den Corona-Demonstranten. Ich will mich für meinen Beruf nicht verstecken müssen."