Science

China will Mondgestein zur Erde bringen

China hat ein unbemanntes Raumschiff auf den Weg zu einer Landung auf dem Mond gebracht.

20 Minuten
Teilen
Das nach der chinesischen Mondgöttin "Chang’e 5" benannte Raumschiff soll voraussichtlich am Sonntag einen Lander auf den Mond bringen, der Gestein und Bohrproben einsammelt.
Das nach der chinesischen Mondgöttin "Chang’e 5" benannte Raumschiff soll voraussichtlich am Sonntag einen Lander auf den Mond bringen, der Gestein und Bohrproben einsammelt.
picturedesk/STR

Bei dem Flug sollen erstmals seit mehr als vier Jahrzehnten wieder Gesteinsproben zur Erde geholt werden. Die Rakete vom Typ "Langer Marsch 5" hob am frühen Dienstagmorgen Ortszeit (Montagabend MEZ) vom Raumfahrtbahnhof in Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan ab. Das nach der chinesischen Mondgöttin "Chang'e 5" benannte Raumschiff soll voraussichtlich am Sonntag einen Lander auf den Mond bringen, der Gestein und Bohrproben einsammelt.

Bei einer erfolgreichen Rückkehr wäre China nach den USA und der Sowjetunion in den 60er und 70er Jahren erst die dritte Raumfahrtnation, der ein solches Vorhaben gelingt. Das Raumschiff soll in dem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788-1862) genannten Vulkangebiet landen. Es liegt im "Ozean der Stürme" im oberen, linken Teil der erdzugewandten Seite des Mondes.

Komplizierte Mission

Die Mission gilt als eine der kompliziertesten, die Chinas Raumfahrt jemals unternommen hat: Erstmals würde eine chinesische Aufstiegsstufe wieder vom Mond starten, Gesteinsproben mitnehmen und ein Docking-Manöver im Orbit des Erdtrabanten vornehmen, bevor die Rückkehrkapsel zur Erde zurückfliegt.

Das 8.200 Kilogramm schwere Raumschiff besteht aus vier Modulen: Dem Orbiter mit der Rückkehrkapsel sowie dem Lander mit der Aufstiegsstufe. Nach dem Aufsetzen auf der Mondoberfläche soll das Landegerät mit einem langen Arm rund zwei Kilogramm Mondgestein und auch Proben aus Bohrungen bis zu zwei Meter Tiefe zusammentragen und in einer Kammer verstauen.

Nach dem Aufstieg und dem Docking-Manöver mit dem Orbiter sollen die Gesteinsproben in die Kapsel verladen werden, die dann zur Erde zurückkehrt. Das Raumschiff soll am 16. oder 17. Dezember im Siziwang Banner in der Inneren Mongolei landen. Wissenschaftler warten gespannt auf die Proben, denn bislang wurde noch kein Gestein aus der jüngeren Mondgeschichte zu Untersuchungen zur Erde gebracht.

1/6
Gehe zur Galerie
    China hat sich aufgemacht zum Mond.
    China hat sich aufgemacht zum Mond.
    picturedesk/Jin Liwang Xinhua

    Neue Erkenntnisse über die vulkanische Aktivität

    Der "Ozean der Stürme" ist nur 1,2 Millionen Jahre alt. Mondgestein, das die USA und die Sowjetunion eingesammelt hatten, ist hingegen mit 3,1 und 4,4 Millionen Jahren deutlich älter. Die größte Mondebene erhielt ihren Namen von der früheren Annahme, dass ihr Erscheinen mit dem abnehmenden Halbmond stürmisches Wetter bedeute.

    Forscher erhoffen sich von den Proben wichtige neue Erkenntnisse über die vulkanische Aktivität und die Geschichte des Mondes. Die Apollo-Missionen der USA hatten rund 380 Kilogramm Mondgestein mitgebracht. Die Sowjetunion sammelte insgesamt 300 Gramm ein – zuletzt mit der unbemannten "Luna 24"-Mission 1976, als rund 170 Gramm Mondstaub zur Erde gebracht wurden.

    Der chinesische Mondflug erfolgt 51 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung der USA am 21. Juli 1969, bei der Neil Armstrong und Edwin "Buzz" Aldrin als erste Menschen die Oberfläche des Erdtrabanten betraten. Die USA haben sechs Mal Astronauten auf den Mond gebracht – zuletzt mit "Apollo 17" im Dezember 1972.

    Probleme mit den Triebwerken

    Es ist erst der zweite reguläre Flug der mehr als 800 Tonnen schweren chinesischen Rakete "Langer Marsch 5", nachdem ein solcher Typ im Juli die Marssonde "Tianwen-1" auf den Weg gebracht hatte. Anfangs gab es Probleme mit dem Triebwerk der neuen Schwerlastrakete, die zu einer Verschiebung der Mondmission um drei Jahre geführt hatten.

    "Chang’e 5" soll beim Sonnenaufgang auf dem Mond landen und einen Mondtag – zwei Wochen auf der Erde – bleiben. So muss das Raumschiff nicht mit besonderen Heizgeräten ausgestattet sein, um die extrem kalten Temperaturen der Mondnacht aushalten. Die Komplexität des dreiwöchigen Fluges gilt auch als Vorbereitung auf mögliche bemannte Mondlandungen in der Zukunft.

    China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm mit Missionen zum Mond und Mars sowie dem Aufbau einer eigenen Raumstation. Im Januar 2019 landete China als erste Raumfahrtnation mit "Chang’e 4" auf der relativ unerforschten erdabgewandten Seite des Mondes. Es wurde ein Rover ausgesetzt, der weiter die Oberfläche erforscht.