Wirbel um Neu-Gründung
Chef von Islampartei: "Fake-Vorwurf ist lächerlich"
Der Wirbel um Gustav Jobstmann, Gründer der "Islamischen Partei Österreich", ist groß. Der 69-Jährige beteuert, ein ernstes Projekt zu entwickeln.
Es war ein bewegtes Leben, das Jobstmann führte. Schiffskapitän, Bundespräsidentschaftskandidat, Menschenrechtsaktivist, nun Neo-Politiker als Gründer der "Islamischen Partei Österreich" mit Sitz in Wiener Neustadt. Das Ziel: Muslimen eine Plattform zu geben.
Die Kritik an seinem politischen Projekt ist massiv - auch wegen seiner Vorgeschichte. Der Mann wirkt unbestritten exzentrisch.
Rechtsstreit in der Schweiz
Im Zentrum des Aufruhrs steht ein Schweizer Gerichtsurteil, das Jobstmann wegen Urkundenfälschung zu einer bedingten Geldstrafe von 6.000 Franken bestrafte. Die Vorgeschichte: Der Wiener hatte 2013 bei der Schweizer Großbank UBS angegeben, einen Auftrag der Erben des 1970 verstorbenen indonesischen Ex-Diktators Achmed Sukarno zu haben - Jobstmann forderte ein angebliches Guthaben von 170 Milliarden Euro ein, es kam zum Rechtsstreit.
"Ich habe nicht einmal eine Zeitung gefladert"
Jobstmann sagt zu dieser Geschichte: "Das ist längst abgeschlossen. Ich habe in meinem Leben nicht einmal eine Zeitung gefladert." Nachsatz: "Und die Strafe habe ich auch nie bezahlt."
Neue "Islamische Partei Österreich" gegründet
"Lächerliche Vorwürfe"
Ist der ehemalige Kapitän also, wie ihm vorgeworfen wird, ein "dubioser Schwindler"? Und ist die Islamische Partei Österreichs ein "Fake-Projekt", wie ihm auch vorgeworfen wird? Der 69-Jährige schwört, dass es ihm ernst sei: "Der Vorwurf ist lächerlich. Wer mich kennt, weiß, dass ich meine Sachen durchziehe." Und: Sollte er im Herbst bei seinem ohnehin utopischen Projekt, dem Antritt bei der Nationalratswahl, scheitern, dann gebe es einen Plan B: "Der wird noch nicht verraten, aber die Partei wird jedenfalls weiterbestehen."
Suche nach Ersatz für ausgestiegene Funktionäre läuft
Vorerst gibt es ohnehin andere Baustellen: In der neuen Fraktion herrschen Personalprobleme. Kurz nach der Gründung der Partei stiegen zwei Funktionäre mit türkischen Wurzeln gleich wieder aus - einer davon mit dem Argument, "zugesagt zu haben, ohne vorab Details gewusst zu haben". Jobstmann: "Dass er das alles abstreitet, ist ein Wahnsinn." Derzeit läuft also die Suche nach einem neuen Schriftführer und Kassier. Die Zeit drängt.
Politischer Aufruhr
Die insgesamte Reaktion des politischen Mitbewerbs auf die neue Islamische Partei ist auch gigantisch: Von einer "weit fortgeschrittenen Parallelgesellschaft" sprach etwa Wiener Neustadts Bürgermeister Klaus Schneeberger (VP). Vize-Stadtchef Rainer Spenger hält fest, dass die Neo-Partei "die aufgeheizte Stimmung nicht abkühlt". Und der geschäftsführende Parteiobmann der FPÖ, Philipp Gerstenmayer, spricht von einem "traurigen Ergebnis der jahrelangen Versäumnisse unserer Bundespolitik". Kritik kam auch von der türkischen Community.
"Ein schlechtes Gewissen"
"Was soll ich sagen", kommentierte Jobstmann die Geschehnisse rund um ihn. "Vielleicht sind die Reaktionen auf mich und mein Projekt so dermaßen heftig, weil sie mit Versäumnissen und einem schlechten Gewissen zu tun haben."
Auf den Punkt gebracht
- Der Gründer der Islamischen Partei Österreichs, Gustav Jobstmann, weist die Vorwürfe der Fake-Partei und seiner Vergangenheit als "lächerlich" zurück und betont, dass er sein politisches Projekt ernsthaft verfolgt
- Trotz Personalproblemen und politischem Aufruhr plant er, bei der Nationalratswahl anzutreten, und betont, dass die Partei auch im Falle seines Scheiterns weiterbestehen wird
- Kritik an seinem politischen Vorhaben kommt von verschiedenen politischen Akteuren und der türkischen Community